76. Auktion der Hermann Historica GmbH, München - Ergebnisse
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Presse21.05.2018
Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten
Im Kapitel der antiken Schusswaffen spickten erneut außergewöhnliche Raritäten das Angebot. Darunter kamen wieder wahre Sammlerträume zum Aufruf, deren herausragende Bedeutung schon im Vorfeld der Auktion in internationalen Fachkreisen rege diskutiert worden war. Und so wunderte nicht, dass um ein sehr schönes, süddeutsches Luxus-Granatgewehr mit prägnantem becherförmigem Mörserlauf aus Bronze ein schier nicht enden wollendes Bietergefecht entbrannte, welches erst bei respektablen 120.000 Euro ein Ende fand. Diese extrem rare, museale Waffe, um 1610/20 produziert und im Aufruf für 18.000 Euro, war in superber Qualität gefertigt und verziert. Ein plastisch als Drachenkopf gestalteter Kolben, Gravuren von Trophäen und Blütendekor auf dem Lauf und üppige Einlagen aus graviertem und geschwärztem Bein in der Schäftung aus Nussbaumholz unterstrichen die überaus hochwertige Anmutung des büchsenmacherischen Kleinods. Zu seinem Startpreis von 60.000 Euro ging ein Paar singulärer Luxus-Steinschlosspistolen aus der Waffenkammer der Fürsten von Lobkowitz, das in Qualität und Ästhetik fraglos seinem Besitzer und dessen Stellung zur Ehre gereichte, in neue Hände über. Aus der Prager Werkstatt des überaus begabten Paul Ignazius Poser stammend, hatten die Waffen von 1730 mit aufwendigstem Eisenschnitt Veredelung durch die kunstfertigen Arbeiten des nicht minder berühmten Franz Matzendorf erfahren. Die Schlösser zeigten extrem fein geschnittene Schlachtenszenen, die Gegenplatten Kampfszenen mit Türken, Rankendekor zierte die Hähne und antike, mythologische Figuren Abzugsbügel und Kolbenkappe. Ebenfalls sehr außergewöhnlich und dementsprechend selten, eine vierläufige Steinschlosspistole aus der Utrechter Büchsenmacherei von Peter Meesen. Um 1660 gefertigt, konnte für das technische Meisterwerk die Taxe von 17.500 Euro mehr als verdoppelt und ein Zuschlag von 40.000 Euro erzielt werden. Größtes handwerkliches Können bewies auch der Erschaffer des sardischen, eisengeschnittenen Steinschlossgewehrs aus dem 18. Jahrhundert. Die Laufoberseite etwa hälftig reich ornamental und figürlich in Silber eingelegt und das gravierte Schnappschloss aufwendigst geschnitten, stach darüber hinaus der komplett mit getriebenem und graviertem Eisen verschalte Holzschaft ins Auge. Für 24.000 Euro, bei einer Taxe von 3.500 Euro, ging es an den internationalen Handel.
Seine ausgewiesene Expertise in der Auflösung geschlossener Sammlungen konnte das Auktionshaus auch in diesem Frühjahr wieder sehr erfolgreich unter Beweis stellen. Beste Preise wurden erzielt und kaum ein Stück blieb unverkauft, als am zweiten Tag der Auktion der Sonderkatalog zu den legendären Waffen aus dem Hause Carl Walther aufgerufen wurde. Kaum ein Modell aus der seit 1908 bestehenden Produktion der Werke in Zella-Mehlis und später in Ulm, das unter den rund 380 Schusswaffen nicht verzeichnet war. Darunter eine vergoldete Luxusausführung des Klassikers PPK, die von 5.000 Euro auf 9.000 Euro hochgesteigert wurde, viele verschiedene Varianten der P 38, die unter der Bezeichnung P 1 als erste Dienstwaffe der Bundeswehr im neuen Werk in Ulm nach 1945 gebaut wurde, aber auch die Modell P4, P5, P88 bis hin zur PPS der Jetztzeit, fanden sich auch Prototypen, Versuche und Unikate, die bisher nur durch Fachveröffentlichungen bekannt waren.
Glanzstücke fanden sich auch im weiteren Kapitel der modernen Systeme. So eine P7 von Heckler & Koch in Luxusausführung und in der Originalkassette verwahrt. Die reich vergoldete Waffe mit beschnitzten Griffschalen war ursprünglich als Geschenk für ein ausländisches Staatsoberhaupt vorgesehen. Die extrem seltene, hochwertige, werksgravierte Luxuswaffe konnte einen Sammler zu einem Gebot von 19.000 Euro bei einem Startpreis von 4.000 Euro herausfordern. Gleichen Zuschlag erzielte eine Selbstladebüchse von Vickers Pedersen, ein Modell PA aus den militärischen Versuchen der 1920/30 Jahre. Das nicht-beschossene Gewehr mit diversen britischen Testprüfzeichen stammte aus einer Gesamtfertigung von nur 200 Exemplaren, bestach durch neuwertige Erhaltung und war zuvor mit einer Taxe von 8.000 Euro aufgerufen worden. Ein Colt Paterson im Kasten aus Suhler Fertigung, um 1850, konnte mit fein gearbeitetem Zubehör für 6.000 Euro angeboten werden. An der Oberseite in Gold mit dem Ort seiner Entstehung zwischen silber- und goldeingelegten Ranken gekennzeichnet, war das seltene Stück dann für 18.000 Euro versteigert worden.
Alle genannten Preise sind Nettopreise und verstehen sich zuzüglich 25 Prozent Aufgeld.
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