Ars Nobilis
Ars Nobilis
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Messe05.11.2010 - 14.11.2010
Berlin, 18. August 2010 – Vom 5. bis 14. November lädt die renommierte Herbstausstellung Alter Kunst „Ars Nobilis“ bereits zum 11. Mal kunstinteressierte Besucher in das Berliner Automobil Forum Unter den Linden ein. Mehr als 30 führende Kunsthändler aus ganz Deutschland werden persönlich ausgewählte Kunstschätze aus fünf Jahrhunderten präsentieren. Die „Ars Nobilis“ hat sich besonders durch ihre gehobene Qualität und durch den transparenten Ausstellungscharakter weit über Deutschlands Grenzen einen Namen gemacht. Im Unterschied zu anderen Verkaufsausstellungen dieser Art präsentieren sich die einzelnen Aussteller nicht in abgegrenzten Bereichen, sondern in einer fließenden, frei zugänglichen Ausstellungsarchitektur. „Wir haben uns ganz bewusst für eine solche Architektur entschieden“, sagen die Berliner Kuratoren Udo Arndt, Jürgen Czubaszek und Ernst von Loesch, „weil wir dadurch den Dialog zwischen Ausstellern und Besuchern fördern und die Ausstellung so wesentlich an Vitalität gewinnt“.
Im Rahmen einer Sonderausstellung sind in diesem Jahr Kunstobjekte zum Thema „Liebe in der Kunst“ zu sehen. In den vergangenen Jahren überraschte die „Ars Nobilis“ ihre jeweils bis zu 35.000 Besucher stets mit exklusiven Einzelstücken, die weltweit nur äußerst selten zu bewundern sind. Dazu gehörten Roentgen-Möbel erster Wahl, Original-Barockkleider, seltene Gemälde, Grafiken und Goldledertapeten, Porzellane, Silber- und Goldschmuck. Selbst das einzig erhaltene Bernsteinobjekt des legendären Bernsteinzimmers war auf der „Ars Nobilis“ zu sehen. Kunstkammerobjekte, Modelle, Teppiche und antike Öfen komplettieren auch in diesem Jahr die umfangreiche Palette der Kunstobjekte.
Die Galerie Neuse präsentiert auf der 11. Arsd Nobilis u. a. den „Thorner Becher“ aus der Zeit der Nordischen Kriege. Die Stadt Thorn (heute Torun) hat eine bewegte und bewegende Geschichte. Sie wurde im 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden gegründet. Bereits nach 200 Jahren unterstellte sie sich dem polnischen König. Dieser Schritt diente der Wahrung vitaler ständischer Interessen. Thorn blieb eine rein deutsche und deutschsprachige Stadt und war seit der Reformation auch überwiegend evangelischen Glaubens. Thorn wurde als „Preußen königlicher Anteil“ inmitten des polnischen Hoheitsgebiet bezeichnet. Diese Privilegien führten immer wieder zu Konflikten zwischen der Stadt und dem polnischen König. Nach dem Tod des polnischen Königs Johann III. Sobieski gelang es dem sächsischen Kurfürst Friedrich August I. nach der Konversion zum katholischen Glauben die polnische Königswürde zu erlangen. Er schloss das verhängnisvolle Bündnis von Polen, Dänemark und Rußland gegen die schwedische Vorherrschaft im Ostseeraum , das den Nordischen Krieg (1700 – 1721) auslöste.
Aus dieser Zeit – die eine der schwersten und leidvollsten Thorns war – stammt dieser Becher. Er ist von einer mit 19,8 cm stattlichen Größe, silbervergoldet, das Gewicht beträgt 495 Gramm. Der Meister Johann Christian Bröllmann hat diese Goldschmiedearbeit gefertigt, die von Thorner Bürgern 1708 dem Rathaus gestiftet wurden. Drei ausgestellte, von Klauen umgriffene Kugelfüße tragen den konischen Becherkörper, an dessen unterem Rand sich ein profilierter, mit einem punzierten Kreuzbanddekor versehener Ring befindet.
Der Dekor der Becher zeigt in einer Kartusche, die von reichem Akanthusblattwerk umgeben ist, die brennende, von den Schweden beschossene Stadt Thorn dargestellt. In einer zweiten Kartusche erinnert eine Inschrift an überstandene Kriegs- und Pestzeiten (Nach der Ergimiten Pest, nach Bomben und Carcassen“. Auf dem Becherboden sind die Namen der Thorner Kaufherren Valentin Teuber, Martin Gundlich und Heinrich Schaewius sowie des Goldschmieds Johann Christian Bröllmann graviert. Sie alle waren Mitglieder der sogenannten III. Ordnung, unter der wir heute so etwas wie ein Stadtparlament verstehen.
Text aus Literaturvorlage: Studien zur europäischen Goldschmiedekunst des 14. bis 20. Jahrhunderts, Festschrift für Helmut Seling zum 80. Geburtstag am 12. Februar 2001 , herausgegeben für das Bayerische Nationalmuseum von Renate Eikelmann, Annette Schommers und Lorenz Seelig. Dort: Aufsatz Professor Ernst-Ludwig Richter, S. 277-279.
„Ars Nobilis"
5. bis 14. November 2010
im Automobil Forum Unter den Linden,
Unter den Linden 21 (Ecke Friedrichstraße), Berlin-Mitte,
täglich 10.00 - 20.00 Uhr, Sa 10.00 - 18.00 Uhr, Eintritt frei.