Antiquitätenmesse
91. KUNST & ANTIQUITÄTEN MÜNCHEN
-
Messe25.10.2014 - 02.11.2014
65 Aussteller sind auf der 91. Kunst & Antiquitäten München auf dem Nockherberg vertreten
Für drei Dinge ist die Kunst & Antiquitäten München weit über Bayern hinaus bekannt: für ihre Mischung aus hochwertiger Kunst und reizvollen Liebhaberstücken, für ihren blau-weißen Charme und ihre Bodenständigkeit. Wenn vom 25. Oktober bis 2. November die 91. Runde der traditionsreichen Messe stattfindet, dann läutet sie auch den Münchner Kunstherbst ein.
Zu den Highlights auf dem Nockherberg zählt eine verkleinerte, aber immer noch stattliche und mit Malachit belegte Version der Siegessäule auf der Place Vendôme in Paris bei Kunsthandel Pfeiffer. Ein Prachtstück frühbarocker Elfenbeinschnitzerei ist die Gruppe „Raub der Dejanira“ von ca. 1690 bei Antiquitäten Wimberger. Sie ist dem Tiroler Bildhauer Jakob Auer zugeschrieben, dessen Werke zu den Beständen des Bayerischen Nationalmuseums sowie der Kunstkammer im Wiener Kunsthistorischen Museum gehören. Den hohen kunsthandwerklichen Anspruch der bayerischen Fürsten demonstriert Brigitte Martini mit einer eleganten, weiß gefassten Rokokokommode, deren Qualität und Stil auf die Münchner Hofwerkstätten verweisen. Zu ihrem Angebot zählt desweiteren eine Pieta-Darstellung von dem Landsberger Barock-Bildschnitzer Johann Luidl aus der Zeit um 1730.
Breit ist das Angebot an Gemälden des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Galerie Decker bietet mit Friedrich Loos´ kleiner Ölskizze „Sonnenuntergang am Meer“ von ca. 1848 zweifelsohne eines der stimmungsvollsten Exponate an, gefolgt von einem 1874 datierten Damenporträt in rauschender Ballgarderobe von Albert von Keller bei Galerie Isolde Weiss. Laut rückseitigem Vermerk handelt es sich bei der Dargestellten um Prinzessin Alix v. Hessen, die spätere Zarin Alexandra Federowna. Für den sogenannten süddeutschen Impressionismus ist Otto Strützels herbstliche Szene „Schäfer mit Schafherde in der Sandgrube“ von 1923 am Stand von Nikolaus Fink ein beeindruckendes Beispiel dieser malerischen Richtung
Eine Konstante der Messe mit ca. 65 Ausstellern sind Möbel und Kunsthandwerk vom Jugendstil bis in die 1950er Jahre. Gewichtige Namen dieser Zeitspanne präsentiert Galerie Brigantine 1900 mit einer Sitzgruppe von Joseph Maria Olbrich, einer gehämmerten Tischlampe von Gustave Serrurier- Bovy und Dino Martens Murano-Glas-Fisch „Oriente“. Porzellangeschichte hat der „Hochzeitszug“ von Adolph Amberg geschrieben. Eine große Auswahl der 1910 auf der Pariser Weltausstellung präsentierten KPM-Figuren, wie Assyrer, Japanerin und orientalische Tänzerin, und die dazugehörigen Leuchter hält der Jugendstil- und Art-Deco-Spezialist Dénes Szy bereit.
Zu seinem Angebot gehören weiterhin eine äußerst seltene Uhr Mysterieuse aus der Kopenhagener Silberschmiede Jensen sowie Silber-Arbeiten von Emile Lettré, Theodor Müller und der legendäre, 1950 entstandene Krug „African Girl“ von Henning Koppel. Tafelzeug und Ziergegenstände aus dem Hause Cartier und Tiffany sind hingegen eine Besonderheit des Kunsthauses Nüdling, darunter ein Satz der unverwechselbaren Calla-Vasen aus den 1950er Jahren. Mit einer großen Auswahl an hochkarätigen Goldschmiedearbeiten wie beispielsweise einer Brillant-Brosche mit Santa-Maria Aquamarin aus den 1930er Jahren erweitert die Schmuck-Expertin Sabine Füchter die Moderne- Palette.
Der Reiz dieser Messe aber liegt im entdeckerischen Potenzial. Nicht nur Sammler von Miniaturen werden ihre Freude an den vier Adelskarikaturen aus dem 18. Jahrhundert bei Tom Tavcar haben.
Frei nach Gemälden von Maurice Quentin de La Tour respektive Hyacinthe Rigaud erscheinen beispielsweise Madame Pompadour und der Kardinal Dubois auf ihnen als kostümierte Äffchen. Die Silbersuite Baaten hingegen punktet mit einer kleinen Sammlung von Schildpatt-Objekten aus der Zeit um 1900. Aus der gleichen Zeit stammt auch eine englische Tischuhr in Form eines Globus als Versinnbildlichung des weltumspannenden britischen Königreichs, angeboten von Galerie Puch.
Seltenheitswert besitzt bei dem Silberhändler Peter Rauch ein silberner Wormser Kindergürtel von ca. 1630. Dass der Nockherberg ein Magnet für Sammler ist, dafür sprechen auch eine Moskauer Festtagsikone von 1873 - angeboten von der Ikonengalerie Ewenstein - ein von Johann Peter Melchior gefertigtes, frühklassizistisches Porzellan-Porträtmedaillon des Kurfürsten von Mainz bei Peter Fink sowie ein stolzer, nicht ganz lebensgroßer Hahn des Wiener-Bronzen-Herstellers Franz X. Bergmann bei Kutnjak-Antiquitäten. Der Nockherberg, wie Kenner die Messe nennen, lebt von den Kontrasten. Das Glanzlicht am Stand von Shigeko Yoneda, deren Focus auf japanischen Farbholzschnitten liegt, ist das delikate Blatt „Der Wasserfall von Aoigaoka“ des hochdotierten Hokusai. Prunkstück der breiten Glasofferte Francis Walters ist ein barocker Pokal mit umlaufender Szene des schon im frühen 18. Jahrhundert im Schlesien und Böhmen äußerst gefragten Schwarzlotmalers Ignaz Preissler. Neben Hinterglasbildern und Breitrandtellern aus dem 17. Jahrhundert konnte Roderich Pachmann ein Artefact ganz besonderer Art akquirieren: eine Bracciale, eine martialisch ausschauende Unterarm-Rüstung für das Renaissance-Ballspiel Pallone, aus dem Italien des 16. Jahrhunderts. Und während der Porzellanspezialist ContempArt mit dem großfigurigen Meissen-Paar „Tag und Nacht“ von 1890, entstanden nach einem Entwurf von Heinrich Schwabe, die Blicke auf sich zieht, zeigt das Kunstkabinett Strehler unter dem Motto „Art Noire“ mit Drucken bzw. Zeichnungen von Albrecht Dürer bis August Macke, welcher Reiz von Holzschnitten und Kohlezeichnungen ausgehen kann.
-
Grundsätzlich sollte man bedenken, dass für Möbel nicht dieselben Epochengrenzen gelten wie für...
-
25.10.2014 - 02.11.2014Messe »
91. Kunst & Antiquitäten München, 25. Oktober bis 2. November 2014, im Festsaal des Paulaner am Nockherberg, Hochstr. 77, 81541 München,
Öffnungszeiten: tägl. 11 bis 19 Uhr, Mittwoch bis 21 Uhr, Eintritt: 9 Euro, erm. 6 Euro, www.kunst-antiquitaeten.de