Nockberg
84. KUNST & ANTIQUITÄTEN MÜNCHEN
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Messe14.05.2011 - 22.05.2011
Madonnen, Masken, Möbelkunst 65 Aussteller auf der 84. Kunst & Antiquitäten München am Nockherberg
Mit einem puristischen Biedermeiersekretär aus Schloss Tegernsee, der ursprünglich dem Bayerischen König Max I. Joseph gehörte (Kunsthandel Hawari), und mit einer Neorokoko- Kaminuhr des legendären Uhrmachers Carl Schweizer (Peter Fink), der als Hoflieferant des bayerischen Königs Ludwig II. zahlreiche Prunkuhren für den „Kini“ gefertigt hat, unterstreicht die 84. Kunst & Antiquitäten München erneut die weiß-blaue Note, die von jeher den Charme dieser traditionsreichen Messe ausgemacht. Sie ist seit mehr als 40 Jahren die größte Regionalmesse ihrer Art. Überregionale Attraktivität aber bezieht sie aus einer Mischung aus Hochkarätigem, Liebhaberstück und Kuriosem.
Namen von Rang und Bedeutung finden sich u.a. bei den Gemälden. Von dem Münchner Maler Johann Amandus Wink, berühmt für seinen präzisen Blumen- und Jagdstillleben, stammt ein Paar Gemälde von 1780 mit erlegten Vögeln, das Brigitte Martini anbietet. Eine sommerliche Landschaft von Johann Sperl, um 1877, und eine Almszene von Heinrich Bürkel, um 1860, gehören zur Münchner-Schule-Offerte der Galerie Weiss; und mit einer stimmungsvollen „Nachtwache“ von August Splitgerber aus der Zeit um 1870/80, dessen Stil sich anfänglich an die Malweise Carl Spitzwegs anlehnte, ist Nikolaus Fink vertreten. Adriaen de Gryeffs barockes „Paradies der Tiere" und Leo Putz´ impressionistische „Drei Grazien führen ein Kind ins Leben“ lassen das breite Repertoire der 1924 gegründeten Galerie Nieder erahnen, das von den Alten Meistern bis zur Klassischen Moderne reicht. Mit der „Hasenfütterung“ von Felix Schlesinger, um 1880, und einem farbig frischen Gartenstück von Arnold Balwé markiert die in Baden-Baden ansässige Galerie Decker ihr Profil. Beide stellen zum ersten Mal auf der Kunst & Antiquitäten München aus.
Wie breit gefächert das Angebots-Spektrum ist, verdeutlichen u.a. eine Sammlung alter Pilzmodelle der 1876 in Sonneberg gegründeten Firma Somso bei Wunderkammer Peter Wachholz und bei der Schmuck- und Uhrenhändlerin Sabine Füchter eine „Momovox“ von Jäger Le Coultre von 1960, die als erster Armbandwecker mit Weckwerk und Datumsanzeige in die Geschichte einging. Der auf Inventar von Luxusdampfern und Nobelhotels spezialisierte Wanders-Antik kann mit einem Christofle-Kaffeeservice von der legendären „Normandie“, 1930 von Luc Lanel entworfen, aufwarten. Jugendstil-Porzellan von höchster Qualität bringt Galerie Brigantine 1900 mit einer nur einmal in der Königlichen Porzellanmanufaktur Kopenhagen ausgeführten Bodenvase von Jenny Meier und einer großen Rozenburg-Vase von 1906 auf den Nockherberg, während Galerie Zeisner mit französischer Künstlerkeramik von 1880 bis 1940 vertreten ist, darunter eine rostig-braune Schale von Georges Serré aus den 1930er Jahren, dessen Steinzeuggefäße mit ihrer rauh- archaischen Oberfläche von Sammlern gerade entdeckt werden. Eine Wiederentdeckung auf dem Gebiet historischer Teppich erleben momentan die kaukasischen und vorderasiatischen Kasaks. Eine Kollektion antiker Kelims dieses Teppichtyps, darunter ein seltener, in leuchtendem Orange und Ocker gearbeiteter Gashgai mit Feldmuster aus der Region Nordpersien, stellt das Teppichhaus Chandjian für die Messe zusammen. Glanzstück des Fayence-Spezialisten und Neuausstellers René Simmermacher ist eine 1641 datierte Platte aus Winterthur aus der Werkstatt David I Pfau. Mit einer reichen Auswahl von Zeichnungen des Malers und Grafikers Hans Thoma wird sich die Galerie Fichter präsentieren, die auf Papierarbeiten von der deutschen Romantik bis zum Jugendstil spezialisiert ist. Den Bogen zur Gegenwart spannt die Erstausstellerin Nathalia Laue, die u.a. die englische Landschaftsmalerin Suzanne Wild und den 75jährigen, an die Tradition der romantischen Zeichnung anknüpfenden Radierer und Zeichner Walter Herzog vertritt.
Vierhundert Jahre europäische Möbelkunst demonstrieren hingegen ein böhmisches Kabinett von 1650/60 bei Schmidt-Felderhoff, ein frühklassizistischer Tabernakel-Sekretär mit Würfelmarketerien aus Franken bei Brigitte Martini, Biedermeiermöbel bei Axel Schlapka sowie ein Macassar-Sekretär des Pariser Herstellers Décoration Intérieur Moderne beim Art- Deco-Spezialisten Uwe Marbs. Den Crossover der Stile zelebriert Christina Haubs mit einem vom Pariser Ebenisten Nadar gestempelten Armlehnstuhl von 1770/80 und einem Satz „Kängeruhstühlen“ aus Kunststoff, die 1974 in der DDR in Serie gingen. Von ähnlicher zeitlicher Dimension ist das reiche und interessante Plastik-Angebot, das von einer Salzburger Madonna von 1440 - bei Roderich Pachmann - bis zu der 1948 gegossenen Bronze „Orion“ von Gerhard Marcks bei Peter Wall reicht. (s. auch „6JahrhundertePlastik.doc“) Mit außereuropäischer Kunst bereichern die Messe die Tibetika-Galerie Schlotter und die jeweils auf japanische Holzschnitte fokussierten Galerien Ruetz & Kotobuki sowie Shigeko Yoneda, die mit dem Blatt „Zwei junge Frauen sammeln Kiefernzweige“ von 1765 eine der raren Arbeiten von Suzuki Harunobu bereit hält. Zu diesem Kreis zählt auch der Tribal-Art- Händler Ulrich Wagener, der zum ersten Mal hier ausstellt und u.a. mit einem bronzenen Obea-Kopf aus dem einstigen Königreich Benin und mit einer Satomé-Maske der Dogon (Mali) das Interesse der Sammler hervorrufen möchte.
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