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77. Kunst & A

77. Kunst & Antiquitäten München - Sammlerparadies

77. Kunst & A

Auch im Herbst 2007 präsentiert sich die „Kunst & Antiquitäten München“, die älteste und bedeutendste regionale Messe dieser Art, wieder als Magnet für Kenner großer Kunst und für Sammler liebenswerter kleiner Dinge. Ein Blick auf das Angebot der 60 Aussteller aus München, dem Münchner Umland, aber auch aus Franken und Norddeutschland macht es deutlich: Wilhelm von Kobells Gemälde „Rast am Waldesrand“ von 1791 beispielsweise findet man bei der Gemälde-Galerie Trost aus München, die zum ersten Mal auf dem Nockherberg ausstellt. Ein Paar Bauernsilbervasen aus dem Bayerischen Wald offeriert Herold Neupert, der auch wieder eine stattliche Sammlung Münchner Brauereikrüge auf die Messe bringt. Das Spektrum des Angebots ist in gewohnter Weise breit gefächert. Vom Biedermeiermöbel, über klassisches modernes Design bis hin zu Silber, Grafik und Asiatika. Traditionell spielt die alpenländische Volkskunst eine gewichtige Rolle auf dieser Messe, die heuer vom 27. Oktober bis zum 4. November stattfindet. Kunsthandel Sievert aus Gmund ist u.a. mit Tölzer Bauernschränken, den figürlichen Gegenstücken „Geiz“ und „Eitelkeit“ (2. H. 18. Jh.) aus dem Grödner Tal in Tirol sowie mit einem exquisiten Hinterglasbild des nordböhmischen Meisters Vincenz Janka aus der Zeit um 1800 dabei. Eine Rarität dürfte bei Roderich Pachmann, der neben Bauernmöbeln und Keramik aus dem 17./18. Jahrhundert auch einen außergewöhnlichen geschnitzten Spitzkegel (um 1800) mit vier, die Jahreszeiten darstellenden Putti aus Gröden offeriert, eine farbkräftige, detailreich ausgeführte Papierkrippe von Georg Haller (1770-1838) aus Tirol sein. Eine bedeutende Klosterarbeit mit Wachsreliefs und Reliquien aus der Sammlung der Baronin von Pöllnitz aus Schloss Hundshaupten sowie einen der seltenen Petersdorfer Steinzeugkrüge mit einem Volumen von 10-12 Liter findet man am Stand von Karl-Heinz Hiermeier, zu dessen Prunkstücken auch eine eiserne Zunfttruhe von 1840 gehört. Mobiliar aus höfischem Besitz hält der Biedermeierhändler Axel Schlapka bereit, z. B. einen süddeutschen Kirschbaumschreibtisch um 1820 aus Wittelsbacher Besitzt und ein Paar formal sehr reduzierte Biedermeierstühle aus Schloss Ludwigsburg. Aus dem Schloss Niederstotzingen bei Ulm stammt hingegen ein Grafikrahmen des renommierten Münchner Ebenisten Johann Georg Hiltl beim Klassizismus-Spezialisten Klaus Spindler. Hauptstück bei Kunsthandel Schmidt-Felderhoff, der mit einem breiten Möbelangebot des 18. und 19. Jh. vertreten ist, ist eine französische, mit Bronzebeschlägen dekorierte Kommode a deux port, gestempelt 1761 Boudin. Während Eric Meletta mit einem Konvex-Spiegel, der von einem geschnitzten, knieenden Atlas getragen wird, und einem floral bemalten Buchregal zwei hervorragende, englische Möbel der Regency-Ära um 1800/1820 präsentiert. Den Orientalismus des ausgehenden 19. Jahrhundert reflektiert ein im maurischen Stil gearbeiteter Schrank bei Andreas Neuner/Antik Villa. Keine Messe auf dem Nockherberg ohne die „Münchner Schule“. Bei Galerie Isolde Weiss unter anderem das stimmungsvolle, spätimpressionistische Gemälde „Im Hirschgarten“ (sign. u. dat. 1920) von Franz Marx oder die neoklassizistische Jugendstildarstellung der griechischen Göttin Hebe des Stuckschülers Adolf Frey-Moock. Zwei Arbeiten von Franz von Stuck hingegen offeriert die Galerie Brigantine 1900, zum einen „Weibliches Porträt“ vor 1901, zum anderen die Bronze „Tänzerin“ (Gießereistempel C. Leyrer) . Den Bogen von den Altmeistern - z. B. mit einem Stillleben des Kölner Meisters Johann Michael Hambach - über die Klassische Moderne mit Arbeiten von Serge Poliakoff oder Emil Nolde bis in die Gegenwartskunst wagt die Galerie Trost zu spannen mit einer Personalschau des deutschen Pop-Art-Künstlers Thietz. Aquarelle und Gemälde des Alpenmalers Edward Harrison Compton, Sohn des Begründers der hochalpinen Malerei Edward Theodor Compton, zeigt die Galerie Köck. Seltenheitswert hat zweifellos ein Gemälde von Paul Scheurich. Die Jagdszene (1939) von Paul Scheurich, der sonst für seine figürlichen Porzellanentwürfe für die Manufaktur Meißen berühmten ist, ist bei Kunsthandel Nüdling ausgestellt. Für Grafikfreunde dürfte eine kleine Sammlung von Gouachen, darunter ein „Eisvogel“ des für seine ornithologischen Darstellungen bekannten Christoph Ludwig Agricola (um 1700) aus Regensburg, beim Kunstantiquar Peter Ohme von Interesse sein, der u.a. auch Meistergrafik von Albrecht Dürer handelt. Große Namen bietet die Messe wiederum in Bezug auf Jugendstil, Art Deko und klassischem modernen Design. Um ein signiertes Atelierstück von Emile Gallé handelt es sich bei einer kleinen Vase in Form eines japanischen Pinselbechers am Stand der Galerie Zeisner, bei der man außerdem ausgewählte Keramiken von Auguste De la Herche und Adrien Dalpayrat, den Meistern einfacher Glasuren und reduzierter Formen, findet. Die legendäre „Seven light Lily table lamp“ von Tiffany oder einen großen Putto mit Früchten und Vogel von Michael Powolny (Gmundner Keramik/Wiener Werkstätte) von 1913 ist bei Brigantine 1900 zu sehen, die unter anderem auch Möbel von Thonet oder Otto Prutscher im Programm hat. Die Kunst des Art Deco hingegen verkörpern zwei Buchstützen mit abstrakt-kubistischen Gesichtern auf der Vorderseite (um 1934, gestempelt Roddin) bei Luis Fernando Arens–Art Deco. Was diese Messe zwei Mal im Jahr zu einem Höhepunkt im Münchner Kulturleben macht, ist ihre besondere Mischung aus Kunst, Kuriosa und Trouvaillen. Dazu tragen wiederum bei Griseldis Oppenländer mit einem hölzernen Haubenständer in Form einer Mädchenbüste aus der Zeit um 1800 und mit Nürnberger Blechfiguren aus der Biedermeierzeit oder auch Peter Fink Antiquitäten mit einem ausgewählten Sortiment an klassizistischem Nymphenburger Porzellan – darunter eine Ansichtentasse mit dem Schloss Pullach bei Aibling.


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  • 77. Kunst & Antiquitäten München
    77. Kunst & Antiquitäten München
    Münchner Antiquitätenmarkt e.V.
  • Sogenannter Sechzehnpfünder, Nürnberger Gewichtsatz, Meistermarke Albrecht Ziegengeist, 1645.  Foto: Herold Neupert
    Sogenannter Sechzehnpfünder, Nürnberger Gewichtsatz, Meistermarke Albrecht Ziegengeist, 1645. Foto: Herold Neupert
    Münchner Antiquitätenmarkt e.V.
  • Huldigungsgeschenk mit zahlreichen Symbolen aus Wissenschaft und Kunst, 1797,  anlässlich des Amtsantritts des letzen Bischofs des Bistums Chiemsee, Siegmund Christoph von Waldburg-Zeil (1754-1814). Das Bistum Chiemsee wurde im Zuge des Säkularisation 1808 aufgelöst.                                                                             Foto: Antiquitäten Peter Fink
    Huldigungsgeschenk mit zahlreichen Symbolen aus Wissenschaft und Kunst, 1797, anlässlich des Amtsantritts des letzen Bischofs des Bistums Chiemsee, Siegmund Christoph von Waldburg-Zeil (1754-1814). Das Bistum Chiemsee wurde im Zuge des Säkularisation 1808 aufgelöst. Foto: Antiquitäten Peter Fink
    Münchner Antiquitätenmarkt e.V.
  • Barschrank, Entwurf Aldo Tura, Italien, 60er Jahre.               Foto: Brigantine 1900
    Barschrank, Entwurf Aldo Tura, Italien, 60er Jahre. Foto: Brigantine 1900
    Münchner Antiquitätenmarkt e.V.
  • Haubenkopf, Holz, originale Bemalung, um 1800, H: 42 cm.   Foto: Griseldis Oppenländer
    Haubenkopf, Holz, originale Bemalung, um 1800, H: 42 cm. Foto: Griseldis Oppenländer
    Münchner Antiquitätenmarkt e.V.
  • Duc A. de Caranca, irisierende Glasvase, um 1900, H: 13 cm.  Foto: Galerie Zeisner
    Duc A. de Caranca, irisierende Glasvase, um 1900, H: 13 cm. Foto: Galerie Zeisner
    Münchner Antiquitätenmarkt e.V.
  • Kleine Reiseapotheke -15 originale Fläschchen im Holzkasten, deutsch, um 1820.                                                                                                 Foto: Kunsthandel Wachholz
    Kleine Reiseapotheke -15 originale Fläschchen im Holzkasten, deutsch, um 1820. Foto: Kunsthandel Wachholz
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