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Ladies and Gentlemen führt vom Feminismus zur Queer-Theorie in der bildenden Kunst

Mit der Ausstellung Ladies First! unternahm die Neue Galerie Graz voriges und dieses Jahr den Versuch einer Bestandsaufnahme. Für den Zeitraum von 1850 bis 1950 wurde untersucht, wie sich der Frauenanteil innerhalb der lokalen Künstler*innenschaft entwickelte. Dabei wurde von der Annahme ausgegangen, dass es vielfache Probleme gab, überhaupt als Künstlerin zu arbeiten und zu reüssieren. Ausschließlich Werke von Künstlerinnen wurden in dieser Ausstellung präsentiert. Der Titel wurde dem Kontext der Galanterie entnommen ‒ genauso wie jetzt der Titel der Folgeausstellung: Ladies and Gentlemen. Hohl und zu Floskeln gewordene Formulierungen kommen hier in ihrer Widersprüchlichkeit gleichsam fragend zum Einsatz. Die Popularität der Begrifflichkeit wirkt provokativ, ermöglicht aber gleichzeitig einen niederschwelligen Zugang zum Thema. Ladies and Gentlemen zeigt rund 130 Werke von 84 Künstler*innen.

Seit den Protestbewegungen der 1960er-Jahre bestimmen Themen wie geschlechtliche Identität, Gendergerechtigkeit, Feminismus, Diskriminierung unterschiedlicher Gruppen wesentlich die gesellschaftlichen Diskurse. Konzentrierten sich die Kämpfe der Frauenbewegung in den 1970er-Jahren auf die „Emanzipation der Frau“, so wurde dieses „feministische Wir“, diese Solidargemeinschaft der Frauen, in der Folge „fragil“. Heute ringt die LGBTQI (Lesbian, Gay, Bi, Trans, Queer, Intersex)-Bewegung um maximale Pluralität und Differenz gegenüber identitärer Eindeutigkeit, theoretisch begleitet von der Queer-Theorie. Den diversen Formen sexueller Ausrichtung muss mit Anerkennung begegnet werden, genauso wie Diskriminierung aufgrund etwa von Ethnizität oder gesellschaftlicher Klasse zu bekämpfen ist.

Künstler*innen beziehen in diesen Debatten bis heute vielfältig und engagiert Position. Die Ausstellung Ladies and Gentlemen erkundet diese Thematik auf der Grundlage der internationalen Sammlung der Neuen Galerie Graz, wie sie sich aus deren Ausstellungs- und Sammlungshistorie ergeben hat. So wurde hier etwa 1974 die Schau Transformer – Aspekte der Travestie gezeigt oder 1979 mit der trigon-Biennale masculin feminin der Gedanke der Parität der Geschlechter in den Blick genommen. trigon ’79 widmete sich insbesondere den „Neuen Medien“ sowie der Fotografie, Performance und Installation. Diese von der patriarchalen Kunsttradition „unbelasteten“ Medien wurden von feministischen Künstlerinnen bevorzugt für ihre Anliegen genutzt.

Die Ausstellung gliedert sich in vier Kapitel, die offen gedacht sind und teils große Schnittmengen aufweisen. Ohne Vollständigkeit zu beanspruchen, gibt sie mit Werken international bekannter wie auch nahezu vergessener Künstler*innen vielfältige Einblicke in einen der wesentlichen Diskurse innerhalb der Gesellschaft im letzten halben Jahrhundert. „Bis auf wenige Leihgaben stammen die Werke aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz. Durch etliche vergangene Ausstellungen, die sich schon mit den Themen Feminismus und Gender beschäftigt haben, wurden über die Jahre zahlreiche wichtige Werke im Haus zusammengetragen, die nun die Basis der Ausstellung darstellten“, so die Kurator*innen Günther Holler-Schuster und Gudrun Danzer.

Liste der teilnehmenden Künstler*innen: Madeleine Berkhemer, Renate Bertlmann, Monica Bonvicini, Louise Bourgeois, Trisha Brown, Nancy Burson, Sophie Calle, Linda Christanell, Ramesch Daha, DIE DAMEN (Ona B., Evelyne Egerer, Birgit Jürgenssen, Ingeborg Strobl), Veronika Dreier, Eva & Adele, Sylvie Fleury, Brigitta Fritz/Karin Schöffauer, Sonja Gangl, Renée Green, Henriette Grindat, Elisabeth Gschiel, Maria Hahnenkamp, Susan Hefuna, Hertha Heidinger, Chris Hermann, Peter Gerwin Hoffmann, Doris Jauk-Hinz, Anna Jermolaewa, Martha Jungwirth, Birgit Jürgenssen, Soli Kiani, Kiki Kogelnik, Michaela Konrad, Renate Kordon, Brigitte Kossek, Metka Krašovec, Barbara Kruger, Elke Krystufek, Inez van Lamsweerde, Claudia Larcher, Maria Lassnig, Natacha Lesueur, Ulrike Lienbacher, Urs Lüthi, Petra Maitz, Elga Maly, Maryam Mohammadi, Pierre Molinier, Shirin Neshat, Friederike Nestler-Rebeau, Giulia Niccolai, Neša Paripović, Friederike Pezold, Pipilotti Rist, Míla Preslová, Ferry Radax, Lisa Reiter, Eva Rosha, Martha Rosler, Verena Rotky, Karoline Rudolf, Fiona Rukschcio, Niki de Saint Phalle, Eva Schlegel, Janice Sloane, Pépé Smit, Anita Steinwidder, Edda Strobl, Ingeborg Strobl, Sophia Süßmilch, Erika Thümmel, Milica Tomic, Nicole Tran Ba Vang, Gabi Trinkaus, Ulrike Truger, VALIE EXPORT, Matta Wagnest, Andy Warhol, Christine Weber, Peter Weibel, Clara Wildberger, Hermione Wiltshire, Jana Wisniewski und Xu Zhen.






  • 15.10.2021 - 30.10.2022
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    Universalmuseum Joanneum »

    Di-So 10-17 Uhr

    Eintritt: Erwachsene 9 €



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  • Peter Peer, Kurator Günther Holler-Schuster und Wolfgang Muchitsch vor Wolfgang Holleghas Gemälde "Zottelhaube" (1990), © N. Lackner
    Peter Peer, Kurator Günther Holler-Schuster und Wolfgang Muchitsch vor Wolfgang Holleghas Gemälde "Zottelhaube" (1990), © N. Lackner
    Universalmuseum Joanneum