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Maciej Nowicki

Wiener Ringturm - Einer schnörkellosen Moderne verbunden

  • Ausstellung
    27.11.2012 - 15.02.2013
Maciej Nowicki

Leben und Wirken in Amerika
Gegen Ende des Jahres 1945 ging Maciej Nowicki als Kulturberater der diplomatischen Gesandtschaft Polens in die USA. Er arbeitete als Berater im Namen seines Landes und war Teil des UN-Board of Design Consultants, welches das Gebäude des UN-Hauptquartiers in New York gestaltete. Damals war Nowicki noch keine vierzig Jahre alt und noch keine größeren Gebäude wurden nach seinen Entwürfen errichtet. Dennoch war er Mitglied einer zehnköpfigen Beratergruppe, die sich mit dem Projekt von Wallace K. Harrison, dem Bau des UN-Hauptquartiers, auseinandersetzten. Nowicki arbeitete zusammen mit Persönlichkeiten wie Le Corbusier, Oscar Niemeyer oder Sven Markelius. Obwohl sich ein direkter Einfluss Nowickis auf die Architektur des errichteten Gebäudes schwer belegen lässt, hat er unter seinen Kollegen, alle bekannte Weltarchitekten, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Er ist als einfallsreicher Vermittler bei Meinungsverschiedenheiten in Erinnerung. Nowicki hatte ein Talent dafür, Situationen richtig einzuschätzen und mithilfe seiner Bemerkungen und Skizzen verringerte er die Spannungen im Team. Der amerikanische Architekturkritiker Lewis Mumford schrieb zehn Jahre später: „Wenige Jahre danach jedoch sollte Nowicki in seinen Skizzen für das Parlamentsgebäude in Chandigarh die Art von Fantasie entfalten, die dem Entwurf des gesamten UN-Gebäudes fehlte.“

In New York richtete Nowicki die Ausstellung „Warsaw is still alive“ aus. Diese Schau fand großen Anklang und Nowicki erkannte die Bedeutung einer solchen Ausstellung auf amerikanischem Boden. Seine didaktischen Erfahrungen, die er als Lehrer in Polen gesammelt hatte, kamen ihm zu gute. Zu Beginn unterrichtete er gelegentlich an New Yorks renommierter Architekturschule Pratt Institute und ab dem Jahr 1948 an der School of Design des North Carolina State College in Raleigh. Zu dieser Zeit beschloss das Ehepaar Nowicki, aus familiären Gründen in den USA zu bleiben. Seine Frau unterrichtete auch an dieser Schule und Nowicki wurde zum ersten Leiter des Fachbereichs Architektur ernannt. Nebenberuflich setzten beide ihre Aktivitäten als Architekten fort. So arbeitete er ein Jahr später einige Wochen intensiv mit dem finnischen Architekten Eero Saarinen zusammen. Gemeinsam entwarfen sie einige Gebäude für die Brandeis Universität. Diese wurden später von Saarinen umgesetzt.

Herausforderung Indien
Seinen letzten großen Auftrag, die Planung von Chandigarh, der neuen Hauptstadt des Bundesstaats Punjab in Nordindien, erhielt Maciej Nowicki von Lewis Mumford. Er war als Berater für die Gründung einer neuen Schule tätig und später fungierte er als erster Biograph Nowickis. Der polnische Architekt arbeitete gemeinsam mit Albert Mayer und Henley Wittlessey. Beide Architekten unterstrichen seine führende Rolle bei der Entwicklung des Projekts. Die Planung von Chandigarh bot Nowicki die Möglichkeit, in einem weit größeren Maßstab zu arbeiten als er es zuvor getan hatte. Anfänglich wurden die Konzepte von Mayers Büro entwickelt, aber Maciej Nowicki ergriff rasch die Initiative und übernahm die Gesamtverantwortung für dieses Projekt.

Bereits im Frühling des Jahres 1950 erstellte der polnische Architekt zahlreiche Skizzen für den Capitol-Komplex, ein Einkaufszentrum, den Bahnhof und Wohnsiedlungen mit Märkten. Ende Juni des Jahres flogen Nowicki und Mayer nach Indien. Während seines achtwöchigen Aufenthalts arbeitete er Superblock L-37 und dessen Wohnungen aus. Er schlug Ziegel als passendes Material vor – dieses Material wurde für Wohnsiedlungen bei der Errichtung der Stadt umfangreich eingesetzt.
 
Zusätzlich skizzierte er Vorschläge für weitere Teile des Gebäudekomplexes am Capitol. Die indischen Behörden waren von Nowickis Projekten und Arbeitsmethoden sowie von seiner Persönlichkeit fasziniert und baten ihn, die Leitung des Baus von Chandigarh zu übernehmen. Sie boten ihm einen Posten im Rang eines Ministers an, welchen Nowicki annahm. Doch zuvor musste er nach Raleigh zurückkehren, um seine Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Auf der Heimreise verunglückte er bei einem Flugzeugabsturz tödlich. Der Auftrag zur Fertigstellung von Chandigarh ging später an Le Corbusier.

Die Dorton Arena des Maciej Nowicki
Das einzig existierende, von Nowicki geplante größere Bauwerk sicherte ihm einen Platz in der Architekturgeschichte der Moderne. Das „Paraboleum“, heute Dorton Arena genanntes Stadion in Raleigh in North Carolina, gilt als eine der interessantesten Stadionbauten der Nachkriegszeit. Später wurde dieser statische Ansatz oft kopiert.

Gemeinsam mit dem Architekten William Henley Deitrick suchte Nowicki nach einer völlig neuen, den Wünschen der Kunden entsprechenden Lösung für eine Ausstellungshalle in Raleigh. Das berühmte Paraboleum sollte im Wesentlichen die Aufgabe einer Viehbewertungshalle auf dem städtischen Messegelände erfüllen. Die Notwendigkeit der Neugestaltung des Geländes ergab sich im Frühherbst 1949 und der gesamte Auftrag umfasste die Entwicklung des Übersichtsplans, die Gestaltung von Zuschauertribünen und einer Halle – als Amphitheater vorgeschlagen – für die Zurschaustellung von Vieh. Die Halle ist in ihrer beispiellosen Gestaltung, transparenten Konstruktion und dem minimalen Einsatz architektonischer Ausdrucksmittel ein bemerkenswertes Bauwerk. Das ist auf Maciej Nowickis schöpferische Persönlichkeit zurückzuführen. Ihre Komposition beruht auf zwei riesigen Parabelbögen aus Stahlbeton, die in entgegengesetzte Richtungen geneigt sind, wobei ihr gemeinsamer Überschneidungsbereich den Umriss ihrer Grundrissebene überlappt und das Dach zwischen ihnen an Stahlseilen über einer riesigen Einraumarena abgehängt ist.








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