Wien 1900. Sam
Wien 1900. Sammlung Leopold
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Ausstellung10.07.2008 - 31.03.2010
Suchobjekt: Ukiyo-e, japanische Holzschnitte des 18. und 19. Jahrhunderts, waren beliebte Sammelobjekte der Künstler der Jahrhundertwende. In Klimts letztem Atelier war sogar eine halbe Wand damit dekoriert (siehe Info-Text „Japonismus"). Fast alle Holzschnitte zeigen gemeinsame ästhetische Momente: flächigen Aufbau und Betonung der Umrisslinie. Dadurch übten sie einen großen Einfluss auf die Entstehung der modernen europäischen Kunst aus.
SAAL „PSYCHOANALYSE"
Exemplifiziert an Werken von Gustav Klimt, Alfred Kubin (1877-1959), Egon Schiele (1890-1918), Hans Böhler (1884-1961), Ludwig Heinrich Jungnickel (1881-1965) und Leopold Blauensteiner (1880-1947) werden die Themen Sexualität, Traum, Unbewusstes und Introspektion angesprochen. Die Psychoanalyse Sigmund Freuds (1861-1951) ist der ideengeschichtliche Hintergrund dieser Zusammenstellung. Schieles „Selbstseher", ein Doppelselbstporträt, Das „Liebespaar" von Kolo Moser und erotische Zeichnungen anderer Künstler (Klimt, Blauensteiner) entführen in das weite Land der Seele und des Geschlechts. In der Mitte des Raumes wird eine Figur von George Minne (1866- 1941), „Kniender Knabe", als Ausdruck psychologischer Ambivalenz re-inszeniert. Eine Gruppe dieser Knaben stand ursprünglich in einer Secessionsausstellung rund um ein Muttersymbol, einen Brunnen. Zwei verschiedene Gruppen von Vasen weisen auf archetypische Formen des männlichen und weiblichen Geschlechts hin. Die Zeichnungen von Alfred Kubin schildern eindrücklich Alpträume und sind der 1899 vollendeten „Traumdeutung" Sigmund Freuds verwandt (Freud datierte das Buch auf 1900 vor, damit es das erste Buch des neuen Jahrhunderts sei). Eine Vitrine zeigt Bücher der Zeit, unter anderem eine Ausgabe von Freuds „Traumdeutung". Die radikalen Plakate Kokoschkas, so z.B. die „Pietà" (Plakat für das Sommertheater in der Kunstschau 1909), legen das Innerste der menschlichen Seele in beeindruckender Schonunglosigkeit dar.
Suchobjekt: Zwei Afrikanische Masken, Kongo und Dogon - Die Art und Weise der Abstraktion des menschlichen Gesichts auf wenige markante Züge innerhalb einer stark geometrisierten äußeren Umrisslinie (Oval, Rechteck, Dreieck usw.) faszinierte nicht nur Picasso, sondern taucht zum Beispiel auch in vielen Schiele-Zeichnungen und Gemälden als vermutlich unbewusste Parallele auf. Schiele selbst besaß keine afrikanischen Masken. Als Formensprache lag jedenfalls die Ikonografie der afrikanischen Stammeskunst mit ihrer Archetypik in der Luft. Die Maske spielt auch eine große Rolle in der Psychoanalyse und den auf ihr fußenden modernen Therapieformen: sei es als schützendes Versteck, sei es als starrer Ausdruck des „Charakterpanzers", sei es als Medium, Überpersönliches und Spirituelles auszudrücken und zu verkörpern.
SAAL „STADT UND ARCHITEKTUR"
Dieser Raum begreift „Wien 1900" als urbanes Phänomen. Eine eigens geschaffene Lounge, die das große Fenster des Raumes als Panorama nutzt, dient der entspannten Information über die Zeit sowie über die Stadt Wien, ihre Entwicklung, Architektur und das soziale Leben. Ein Kurzfilm zeigt die Schleifung der Basteien, die neuen Bauten der Ringstraße und die prominentesten Beispiele der Jugendstilarchitektur Wiens.
Die rasante Bevölkerungsentwicklung wird ebenso thematisiert wie die sozialen Probleme und Besonderheiten, die mit der Ausweitung der Stadt entstanden.
Neue Bevölkerungsgruppen wie die zahlreichen in den Ziegeleien im Süden Wiens arbeitenden sog. Ziegelböhmen („Ziegelbehm"), mit deren Hilfe die großen Bauten der Ringstraße entstanden, sind ebenfalls Teil des Diskurses.
Suchobjekt: Foto der Glasgow School of Art von Charles Rennie Mackintosh - dieses 1897 realisierte Gebäude sollte die gesamte europäische Architektur nachhaltig beeinflussen. Der Kontrast aus geschlossener, blockartiger Bauweise mit in sich gebrochener Oberflächenstruktur - insgesamt ein reizvolles Muster geometrischer Strenge - wirkte stilbildend auf den Secessionismus.
SAAL „WIENER WERKSTÄTTE"
Die Vielfalt der Produktion der 1897 gegründeten Wiener Werkstätte wird in diesem Raum anschaulich vor Augen geführt. Das Einfache und Praktische wurde dem Ornamentalen der Gründerzeit vorgezogen. Die Erzeugnisse der Wiener Werkstätte waren reich verziert und ästhetisch durchgestaltet. Adolf Loos und Karl Kraus kritisierten die Wiener Werkstätte heftig. Mobiliar, dekorative Bilder und verschiedenste Erzeugnisse der Wiener Werkstätte, so etwa Vasen, Silberschmuck und Gläser sind ebenso zu sehen wie verschiedene Möbelstücke, so z.B. die „Sitzmaschine" von Josef Hoffmann aus dem Jahr 1905 oder, ebenfalls von Hoffmann, ein Fauteuil aus dem Salon der Emilie Flöge.
Suchobjekte: Zwei Objekte aus der Werkstätte Carl Auböck, Wien: eine Sakefläsch-chenartige Vase und ein stilisierter Sakebecher - die klare Abstraktion der Objekte und die ausgesuchte Materialwahl und -behandlung verbindet die Werkstätte Carl Auböck mit der Wiener Werkstätte.
Andererseits zeigt sich zugleich auch eine differente Philosophie: man wollte im Ganzen einfacher und auch kostengünstiger produzieren, um mehr in die Breite zu wirken und weniger elitär zu sein als die immer am Rande der Profitabilität wirkende berühmtere Produktionsgemeinschaft.
Jedenfalls existiert die Werkstätte Carl Auböck im Gegensatz zu jener auch heute noch im 8.
Bezirk in der Bernhardgasse.
SAAL „RICHARD GERSTL, MATHILDE UND ARNOLD SCHÖNBERG"
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