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Wien 1900. Sam

Wien 1900. Sammlung Leopold

  • Ausstellung
    10.07.2008 - 31.03.2010
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Wien 1900. Sam

„Wien um die Jahrhundertwende" stellt sich gleichsam als ein „Programm für hundert Jahre" dar. Die Errungenschaften der Kunst um 1900 haben das Kunstschaffen des 20. Jahrhunderts nachhaltig beeinflusst. So empfindsam und verspielt Secession und Jugendstil mit ihren floralen Elementen sind, so cool und gediegen präsentieren sich die Möbel der Wiener Werkstätte. Die Ausstellung verdeutlicht die um 1900 einsetzende „Evolution des Geschmacks". Die Tiefgründigkeit des Expressionismus (Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Richard Gerstl) wird ebenso beleuchtet wie der Einfluss der Psychoanalyse auf das „weite Land der Seele" und die Ergründung von „Geschlecht und Charakter" (Das gleichnamige Werk des Philosophen Otto Weininger (1880-1903) erschien 1903). Das edle Mobiliar des Großbürgertums gibt Anlass zu Hinweisen auf den geschichtlichen Background, die sozialen Strömungen, die Zeit der letzten Jahre der Monarchie. Das Ende des 1. Weltkriegs bildet das „Finale" der Ausstellung.
Der Rundgang durch die neun Räume, der sich ungezwungen an eine Chronologie der „Evolution des Geschmacks" anlehnt, folgt thematisch den wichtigsten künstlerischen Findungen jener Zeit, der bisher wohl fruchtbarsten Epoche der österreichischen Kunstgeschichte:

SAAL „SECESSION"

Ausgangspunkt der Schau ist die Künstlergeneration vor den Secessionisten. Zu ihnen zählen etwa der Malerfürst des Historismus Hans Makart (1840-1884) oder der Hauptvertreter des Stimmungsimpressionismus und Vater der Femme Fatale Alma Mahler Emil Jakob Schindler (1842-1892), Theodor von Hörmann (1840-1895), Tina Blau (1845-1916), Olga Wisinger-Florian (1844-1926) und der Secessionsgründer Carl Moll (1861-1945).
„Die Pappelallee bei Plankenberg" aus dem Jahr 1890 von Schindler entstand in Verbindung mit den Sommeraufenthalten Schindlers und seiner Schüler auf Schloss Plankenberg in Niederösterreich. Auch Carl Moll war Schüler Emil Jakob Schindlers.
Das stimmungsvolle Bild „Winter auf der Hohen Warte" (1912/14) geht einen Schritt über die Plein-Air Malerei hinaus. Das quadratische Format des Bildes, die Wahl des Bildausschnitts und der kursorische Pinselstrich machen das Bild zu einem typischen Beispiel der Wiener Malerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Dem vom Kunstkritiker Ludwig Hevesi stammenden Motto der Secession „Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit" folgend, dient - konträr etwa zu den altdeutschen Möbeln des ausgehenden 19. Jahrhunderts - ein schlanker, eleganter Tisch des Wiener Werkstätte-Gründers Josef Hoffmann (1870-1956) als Mittelpunkt des Raumes. Auf ihm befindet sich eine Skulptur von Michael Powolny (1871-1954), dem Gründer der Wiener Keramik, einer seiner typischen Putti.
Historisch-soziologische Informationen sowie Beispiele aus der Literatur der Jahrhundertwende regen zur Auseinandersetzung mit dem fruchtbaren geistigen Boden der Jahrhundertwende an. Das Entstehen einer Gefühlskultur aus politischer Schwäche wird erörtert.Die groß präsentierte Werkzeichnung für das Engelsfenster der Kirche Am Steinhof von Kolo Moser (1868-1918) ist ein Paradebeispiel für die auch im sakralen Bereich stattfindende Stilisierung der Kunst. Plakate der Secessionsausstellungen oder des Kaiser-Jubiläums-Huldigungs-Festzuges von 1908 von Ferdinand Ludwig Graf (1868-
1932), sind großartige Leistungen der Druckgrafik der Jahrhundertwende.

Suchobjekt: Zwei Rock'n'Roll Poster von Clifford C. Seeley und Wes Wilson aus den 1960er Jahren - die Künstler, deren Werke zum Bestand des Fine Arts Museum San Francisco gehören, verwenden formale Strukturen des Jugendstils. Auch können die floralen, verträumten Elemente des Secession-Stils als eine Vorform der so genannten Flower Power der Hippie-Bewegung verstanden werden.

SAAL „KOLO MOSER"

Die Jugendstil-Kunstzeitschrift Ver Sacrum (Zeitschrift der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, erschienen 1898-1903), Plakate, Gemälde und Möbel und vieles mehr zeigen den Allroundkünstler Koloman Moser (1868-1918). Werke weiterer Künstler, u.a. eine Persiflage auf das Ver Sacrum - „Quer Sacrum" des Malers und Illustrators Berthold Löffler (1874-1960), er war Lehrer von Oskar Kokoschka, Texte und Fotos machen die Zeit des Secessionismus lebendig.

Suchobjekt: Gerda Leopold, „Struktur", Farblithografie - die formale Anordnung der Brückenkonstruktion, die der in Berlin lebenden Künstlerin - Tochter des Sammlers Rudolf Leopold - als Vorlage diente, zeigen eine dem Secessionsstil ähnliche Vorgangsweise: das konkrete Objekt verschwindet hinter seiner rein formalen, fast gänzlich abstrakten Qualität.

SAAL „GUSTAV KLIMT"

Die Kunst des Gustav Klimt (1862-1918) gilt als Inbegriff des Wiener Jugendstils.
Zentrales Bild des ihm gewidmeten Raumes ist das Gemälde „Tod und Leben (Der Tod und die Liebe)", entstanden 1910/1915. Klimt war ein bereits allgemein anerkannter Künstler als der Streit um die von ihm geschaffenen „Fakultätsbilder" (Philosophie, Jurisprudenz, Medizin), die 1900 bis 1903 entstanden aufflammte. Klimt kaufte die Bilder schließlich zurück und lehnte in der Folge weitere staatliche Aufträge ab.
Zwei der 1945 in Schloss Immendorf verbrannten Bilder sind neben Infotexten in großformatigen Reproduktionen zu sehen.
Gezeigt werden weiters Aufnahmen von Gustav Klimts letztem Atelier, die Beziehungen des Jugendstils zur japanischen Kunst (Zeit des Japonismus) werden erörtert.
Der Konnex zu Musik und Philosophie wird in einem eigenen Audiosetting konkret, wo man den 4. und 5. Satz aus Gustav Mahlers (1860-1911) 3. Symphonie hören kann, in der unter anderem Zarathustras Nachtwandlerlied des Philosophen und Dichters Friedrich Nietzsche (1844-1900) vertont wurde.


Ausstellung






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