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Oya

Von osmanischer Mode zu türkischer Volkskunst

Oya

Im frühen 19. Jahrhundert treten sie in Erscheinung – bunte Blüten aus feinster Nadelspitze. Rasch sind sie im ganzen osmanischen Reich verbreitet und schmücken die verschiedensten Textilien. Zuerst sind sie auf Gemälden zu entdecken, wenige Jahrzehnte später in Texten von Reisenden, dann auf frühen Fotografien. Das Anfertigen von oya zählt zu den alten türkischen Handwerkskünsten und wird mit Vorstellungen aus dem Volksglauben und alten Mythen verbunden. Heute werden oya selten aus Seide gearbeitet, sondern meist aus Nylongarn, wobei alles, was türkische Frauen zur Hand haben, als schmückende Zugabe angebracht wird – Pailetten, Perlen, Pflanzenkörner, Gewürznelken, Schneckengehäuse und vieles mehr. Sie werden überall getragen, und auch auf dem Basar und im Internet angeboten.

Oya ist das türkische Wort für eine bestimmte Art von Spitze, die man im östlichen Mittelmeerraum kennt. Die in mehreren Farben aus Garn hergestellte Spitze kann flach gearbeitet werden, aber auch dreidimensional. Mitte des 19. Jahrhunderts verwendeten die Frauen noch ausschließlich eine lange Nadel und Fäden aus Seide, Leinen oder Baumwolle, die Häkelnadel kam dagegen wahrscheinlich erst später, in den 1920er Jahren in Gebrauch.

Vermutlich ist diese feine türkische, auch für die Aussteuertruhe der Braut bestimmte Handarbeit durch Kulturkontakte mit Europa entstanden, da venezianische und sogar flandrische Spitze bereits im späten Mittelalter in den östlichen Mittelmeerraum gelangte. Diese Zierde der Frauen ist in der türkischen Volkskunst bis heute bewahrt worden. Zu den beliebtesten Motiven für dekorative Bordüren gehören Blüten, Früchte und Blätter, aber auch Schmetterlinge oder Fischgräten, ferner gegenständliche Motive von Dingen des Alltags (Spiegel, Fächer, Korb). Manche Motive haben Zeichencharakter, so zeigt eine Pfefferschote beispielsweise an, dass es Ärger in der Familie gibt, gelbe Blüten stehen dagegen für sehnsuchtsvolle Liebe, pinkfarbene für Schwangerschaft, das Motiv des Grabsteins deutet schließlich auf ein gespanntes Verhältnis zur Schwiegermutter. Bei der Volksgruppe der Zeybek in der Westtürkei wurden auch die Kopfbedeckungen der Männer mit oya-Motiven geschmückt.

Das Staatliche Museum für Völkerkunde München zeigt eine Auswahl aus einer Privatsammlung dieser populären, farbenfrohen Textilkunst.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (€ 6,00).








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  • Oya-Arbeit, Detail
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