Von Dürer bis
Von Dürer bis Gober
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Ausstellung03.10.2009 - 24.01.2010
Von Dürer bis Gober 101 Meisterzeichnungen aus dem Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel Das Kupferstichkabinett im Kunstmuseum Basel gehört mit seinen etwa 60’000 Zeichnun- gen sowie 250’000 druckgraphischen Einzelblättern und Büchern mit Originalgraphik aus der Zeit von 1400 bis in die Gegenwart zu den bedeutendsten Sammlungen dieser Art. Seine Ursprünge gehen auf das Amerbach-Kabinett zurück, die Sammlung des Basler Juristen Basilius Amerbach (1533–1591), aus dem u.a. grosse Zeichnungsgruppen vor- wiegend deutscher und oberrheinischer Künstler des 15. und 16. Jahrhunderts stammen.
Sie prägen das Gesicht der Basler Sammlung auf dem Gebiet der alten Kunst ganz ent- scheidend. Zu ihnen gehören die 300 Zeichnungen der sogenannten Basler Goldschmie- derisse, 50 Zeichnungen von Hans Holbein d.Ä., 200 von Hans Holbein d.J., 150 von Urs Graf, 80 von Niklaus Manuel Deutsch und 50 von Hans Baldung Grien und dessen Werkstatt.
Die früheste Zeichnung in der Ausstellung stammt aus der Zeit um 1400. Es handelt sich um ein Muster- oder Vorlageblatt aus einer der französisch/burgundischen Hofkunst na- hestehenden Werkstatt, das mit Silberstift auf hellgrün grundiertes Papier gezeichnet ist. Wiedergegeben sind drei Varianten der thronenden Maria, die einmal das Kind säugt, dann frontal als Thron Christi fungiert und in einer dritten Darstellung das Kind liebkost. Modellhaften Charakter besitzen tatsächlich viele Zeichnungen aus dieser frühen Zeit. Es handelt sich oft um Entwürfe, dann um zeichnerische Übungen, die Mitarbeiter in den Werkstätten von Malern, Glasmalern und Goldschmieden anfertigten. Unter den Zeich- nungen der sogenannten Basler Goldschmiederisse, die mit dem aus Augsburg nach Basel eingewanderten Jörg Schweiger in Verbindung gebracht werden können, finden sich zahlreiche Beispiele. Mit Martin Schongauer und Hans Holbein d.Ä. werden indessen Künstler fassbar, die unmittelbar nach der Natur zeichneten.
Zeichner, Kupferstecher, Holzschneider, Maler und Bildschnitzer treten seit dem späten 15. Jahrhundert vermehrt aus ihrer Anonymität hervor und signieren ihre Werke. Sie gewinnen ein neues künstlerisches Selbstverständnis. Das Selbstporträt des jungen Hans Baldung Grien, entstanden um 1502, vermag diesen Wandel schlaglichtartig zu illustrie- ren. Baldung war nicht aus der Tradition einer Malerwerkstatt hervorgegangen, wie noch seine Zeitgenossen Ambrosius und Hans Holbein d.J., sondern aus einer Familie von humanistisch Gebildeten, von Medizinern und Juristen. Die Zeichnung erfährt jetzt eine Aufwertung, sie kann in ihrem Anspruch als autonomes Werk gleichwertig neben Gemälde treten. Nicht zufällig erlebte damals die Helldunkelzeichnung eine Blüte, eine Technik, in der auch Baldung sein Selbstbildnis ausführte. Auch die Tatsache, dass ein Goldschmied wie Urs Graf ein eigenständiges zeichnerisches Œuvre hinterlassen hat, das nur wenige Beziehungen zu seinem eigentlichen Handwerk aufweist, gehört in diesen Zusammenhang. Leicht könnte man von Sonderfällen sprechen, wie auch bei Hans Holbein d.J., der mit seinen komplexen Werken sowohl im Bereich traditioneller Gattun- gen wie der des Porträts, als auch in den damals am Oberrhein beliebten Fassadenmale- reien immer wieder die Türen zum Manierismus und Barock aufstiess. Nur ein Künstler vermochte am Oberrhein nach der Mitte des 16. Jahrhunderts eine vergleichbare Bedeu- tung zu erlangen: der in Schaffhausen und Strassburg tätige Tobias Stimmer.
Bis nach der Mitte des 15. Jahrhunderts prägte die sogenannte Strichelmanier das Er- scheinungsbild vieler Zeichnungen, doch mit dem Auftreten Martin Schongauers setzte sich dessen Zeichenstil durch. Neben feinen modellierenden Häkchen verwendete er ein Schraffursystem zur Ausarbeitung der Gewänder und der Licht- und Schattenpartien – eine Eigenart, die lange noch und weit über das Gebiet des Oberrheins hinaus ihre Wirksamkeit entfalten sollte. Hans Holbein d.J. hingegen bevorzugte die lavierte Umriss- zeichnung. Die Schweizer Urs Graf, Niklaus Manuel Deutsch und Hans Leu d.J. wiederum lassen ausgeprägte Tendenzen zu einem kalligraphischen Stil erkennen, welcher auch die Künstler der sogenannten Donauschule auszeichnet. Während das 17. und 18. Jahrhundert auf dem Gebiet der Zeichnung nicht unbedingt zu den Stärken der Sammlung gehören, ragen hier dennoch einzelne Künstler heraus.
Genannt seien etwa Matthäus Merian d.Ä., der deutsche Matthias Strasser, der Franzose Thomas Blanchet, dann die Schweizer Johann Heinrich Füssli, Anton Graff, Caspar Wolf und Adrian Zingg. Aus dem 19. Jahrhundert wiederum verfügt das Kupferstichkabinett über eine reiche Sammlung von Zeichnungen deutscher und schweizerischer Künstler bis hin zu Arnold Böcklin, der mit einer bedeutenden Zeichnungsgruppe vertreten ist. Der grosse Bestand an Skizzenbuchblättern Paul Cézannes leitet über zur klassischen Moderne, zu den Künstlern des Kubismus, des Expressionismus und des Surrealismus.