Wien Museum
Wiener Typen - Klischees und Wirklichkeit
-
Ausstellung25.04.2012 - 26.10.2013
Wanderhandel, Kinderarbeit, Müllsammeln
Als Ergänzung zu den stereotypen Darstellungen werden in einzelnen Abschnitten die Kehrseiten des Themas aufgegriffen. Mit dem Ruf „Ha-der-lump!“ zogen etwa alte Frauen oder Arbeitsunfähige mit Butten auf dem Rücken umher, um Textilreste zu erbetteln, die sie an die Papierindustrie verkaufen konnten: Eine kräfteraubende und vor allem extrem gesundheitsschädliche Tätigkeit, der tödliche Lungenmilzbrand hieß in Wien „Hadernkrankheit“. Hausierer wanderten oft hunderte Kilometer zu Fuß durch Europa, um ihren spärlichen Unterhalt zu verdienen, unter ihnen Tiroler Teppichhändler oder italienische „Salamucci“ (Salamiverkäufer). Sie fungierten als flexible Ergänzung zum Warenangebot, wurden aber von den angestammten Händlern angefeindet und oft bezichtigt, Ausschussware zu verkaufen. Eine wichtige Funktion hatten im Übrigen auch die ambulanten Flickhandwerker wie Rastelbinder oder Scherenschleifer, die mit ihrem mitgeschleppten Werkzeug auf der Straße oder im Innenhof Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens reparierten.
Kinderarbeit war bis 1918 legal, wenn auch bereits 1774 die Unterrichtspflicht eingeführt wurde und man bestimmte Gesetze für Kinder-Erwerbsarbeit – vor allem in Fabriken – erlassen hatte. Viel der oft verklärten Straßenmusiker, die den „Soundtrack“ zur angeblichen Wiener Gemütlichkeit lieferten, waren fast ausnahmslos Bettelmusiker, darunter häufig Blinde und Invalide, denen man entsprechende Lizenzen zuerkannte. Bis zu 2000 Musikanten schleppten tagtäglich ihre Instrumente durch die Stadt. Knochenjobs gab es auch in der Gastronomie, wo 16-Stunden-Tage ohne Ruhetag keine Seltenheit waren und Zahlkellner ausschließlich vom Trinkgeld und vom Zigarettenverkauf lebten.
Die Ausstellung spannt thematisch einen weiten Bogen – von den idealisierten und romantisierten Darstellungen des 18. Jahrhunderts bis zu heutigen Tourismus-Images, von mediengeschichtlich bemerkenswerten Phänomenen bis zur Sozialgeschichte von jenen, die „ganz unten“ lebten, von vergessenen Berufen bis zur Sehnsucht nach Alt-Wien. Eine wichtige Rolle kommen den Hörbeispielen zu, die erahnen lassen, wie einst die Atmosphäre in der Stadt war: Kaufrufe wurden von den Wanderhändlern ähnlich wie „Jingles“ im Radio eingesetzt, von jedem sofort erkennbar. Auch einige Klassiker der Wien-Nostalgie gibt es zu hören, unter ihnen das Fiakerlied und das Schusterbubenlied, aber auch Helmut Qualtingers „Halbwilden“, gleichsam die amerikanisierte Variante des Wiener Pülchers. Literarische Zitate – u.a. von Felix Salten und Eduard Pötzl – begleiten die BesucherInnen ebenfalls durch die Ausstellung.
Zur Ausstellung erscheint im Juni ein Katalog im Christian Brandstätter Verlag. In der Ausstellung gibt es einen kostenlosen Audioguide mit den Hörbeispielen (Kaufrufe, Lieder, literarische Texte). Hingewiesen sei außerdem auf das umfangreiche Begleitprogramm, zu dem unter anderem folgende zwei Highlights zählen: „I bin da Limonimann“, eine musikalische Hommage an die Wiener Volksmusikanten im Rahmen von „wean hean“ (30. April 2013), und ein Abend unter dem Motto „Miststirla und Bredldörfla“, an dem Willi Resetarits von „schiachen Jobs anno dazumal“ erzählt (7. Mai). Näheres Informationen unter www.wienmuseum.at
-
Empire in WienIn Wien fielen die stilistischen Vorgaben des Empire auf fruchtbaren, wenn auch...
-
25.04.2012 - 26.10.2013
Ausstellungsdauer: 25. April bis 6. Oktober 2013
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10 bis 18 Uhr
Spezialführungen
Jeweils Sonntag, 16 Uhr
26. Mai: Wolfgang Kos (Historiker, Kurator der Ausstellung)
9. Juni: Peter Payer (Stadtforscher)
23. Juni: Gertraud Schaller-Pressler (Wienerlied-Forscherin)
1. Sept.: Susanne Breuss (Kulturwissenschaftlerin, Co-Kuratorin der Ausstellung)
8. Sept.: Rudi Palla (Filmemacher, Autor „Verschwundene Berufe“)
15. Sept.: Hansjörg Krug (Experte für Druckgrafik und Viennensia)
22. Sept.: Felix Taschner (Ethnologe, Co-Kurator der Ausstellung)Eintrittspreise:
Erwachsene EUR 8,-
SeniorInnen, Wien-Karte, Ö1-Club, Menschen mit Behinderung, Studierende bis 27 Jahre, Lehrlinge, Präsenz- und Zivildiener, Gruppen ab 10 Personen EUR 6,-FÜR ALLE UNTER 19:
Freier Eintritt!*
FÜR ALLE AB 19:
Freier Eintritt jeden ersten Sonntag im Monat
(Dauer- und Sonderausstellungen)*
(*ausgenommen Mozartwohnung im Mozarthaus Vienna)