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Patente Instrumente. Schnabelflöten, Trichtergeigen und andere Erfindungen

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Das Taschenwunder: Taschengeigen oder Pochettes wurden im 17. und 18. Jahrhundert von Tanzlehrern für ihren Unterricht benutzt. Im Rockschoß ihres Gewandes war eine längliche Tasche eingenäht. Dort wurde die kleine Geige hineingesteckt, wenn der Tanzmeister seine Arme für Erklärungen und Vorführungen gebrauchte. Von der französischen Bezeichnung „Pochette“ für „kleine Tasche“ hat die zierliche Geige ihren Namen. Der Korpus der Pochette ist sehr viel kleiner als der einer herkömmlichen Violine. Oft ist er zusammen mit dem Hals und der Schnecke aus einem Stück Holz gearbeitet. Andere Formen der Pochette sind wie verkleinerte Violinen gebaut. Die Instrumente dienten zwar in erster Linie dazu, Melodie und Takt der einzustudierenden Tänze anzugeben, manch ein Tanzmeister hat es aber auf seiner kleinen Pochette zu wahrer Virtuosität gebracht.

Wie die Oboe zu ihrem Namen kam: Mit ihrem scharfen, durchdringenden Klang gehörten die „kräftigen Bläser“ aus der Familie der Doppelrohrblattinstrumente wie die Musette, die Bombarde und die Schalmei in der Renaissance und im Barock zu den „instruments hauts“, den klangstarken Instrumenten, die bei Turnieren, Aufzügen und Tänzen vor allem unter freiem Himmel eingesetzt wurden. Von ihnen unterschied man die leiseren Kammermusikinstrumente, die „instruments bas“. Zu ihnen gehörten die Saiteninstrumente und die Flöten. Die Oboe hat ihren Ursprung im Frankreich Ludwig XIV. „Hautbois“ heißt übersetzt „hohes oder lautes Holz“. Hautboisten nannte man die Musiker des Freiluftensembles, die die Bombarden und Schalmeien spielten. Berühmte Hautboisten waren die Musiker der Familien Philidor und Hotteterre, die ihre Instrumente auch selbst bauten. Sie waren es vermutlich, die Ende des 17. Jahrhunderts aus der Schalmei ein Instrument entwickelten, das auch für Konzerte zusammen mit den königlichen Streichern geeignet war. Als „Oboe“ wurde dieses neue Kammer-musikinstrument mit seiner feinen Ansprache und seinem geschmeidigen Ton bald in ganz Europa bekannt.

Die Flöte des Gentleman – jetzt auch für Ladies!: Die Bezeichnung Flageolett für eine kleine Flöte, abgeleitet vom lateinischen Verb flare=blasen, taucht zum ersten Mal im 13. Jahrhundert in Frankreich auf. Als Volksinstrument ist es im westeuropäischen Raum verbreitet. In einem barocken Traktat wird das Flageolett sogar als ältestes Musikinstrument überhaupt bezeichnet, da seine Erfindung den Hirten zuzuschreiben sei, und in französischen Opern des 18. Jahrhunderts wird es gelegentlich zur Imitation von Vogelstimmen eingesetzt. Als Dilettanten-instrument erfreut sich das Flageolett großer Beliebtheit. Die Flageolettschule „The Bird Fancyer’s Delight“ für Amateurmusiker bietet 1717 in London eine Anleitung für Vogelliebhaber zum Unterrichten aller Arten von Singvögeln mit dem Flageolett oder der Flöte, einer damals beliebten Beschäftigung. Das Flageolett wird auch ausdrücklich der musizierenden Frau ans Herz gelegt. Der einflussreiche englische Beamte Samuel Pepys etwa trägt sein Flageolett stets bei sich, empfiehlt es auch seiner Frau und arrangiert Musikstunden für sie. So wirbt etwa William Bainbridge, der führende englische Flageolett-Hersteller: „Any Lady or Gentleman may learn themselves to play with ease, on this Fashionable Instrument“ – „Jede Dame und jeder Herr kann sich selbst mit Leichtigkeit beibringen, auf diesem neumodischen Instrument zu spielen“.

Der Sammler: Wolfgang Hanneforth war ein engagierter und praktizierender Musikenthusiast und leidenschaftli-cher Sammler von historischen Streich- und Holzblasinstrumenten. 2011 vermachte Hanneforth seine 250 Stücke umfassende hochkarätige Sammlung dem MKG. Schon als Kind hatte er Unterricht auf dem Klavier und seit 1946 auch auf der Geige erhalten. Einige Jahre später wurde er außerdem Mitglied im Posaunenchor seiner Kirchenge-meinde, wo er Trompete, Flügelhorn, Hochbass, Posaune und schließlich Waldhorn spielte, das dann später zu seinem Hauptinstrument im Posaunenchor wurde. Zeitlebens spielte er Bratsche im Streichquartett. Aus den musikalischen Aktivitäten Hanneforths entwickelte sich schließlich eine Sammelleidenschaft für alte Instrumente. Wolfgang Hanneforth wurde am 16. Juli 1936 in Gadderbaum bei Bielefeld geboren. Nach dem zweiten Weltkrieg legte er 1956 die Abiturprüfung ab, der ein Studium der Fächer Biologie, Chemie und Physik an den Universitäten Mainz und Göttingen folgte. Dieses beendete er 1964 mit der Promotion in Göttingen. Seit 1972 arbeitete Hanneforth als engagierter Hochschullehrer an der Fachhochschule Hamburg Bergedorf im Studienbereich Biomedizintechnik, Umwelttechnik und Biotechnologie. Die Hochschule ernannte ihn im Mai 1980 zum Professor.

Hören und Staunen – Vermittlung: Das mediale Vermittlungskonzept zur Ausstellung wird von Frank Böhme, Fabian Czolbe und Studierenden der Hochschule für Musik und Theater Hamburg zusammen mit dem Kurator der Ausstellung, Olaf Kirsch, entwickelt. In über 40 Audiotracks sind Klangbeispiele und Erklärungen zu zahlreichen Instrumenten zu hören. In 16 Videoclips zeigen Musiker, wie die Trichtergeige, Phonofiddle, Chanot-Geige, Traversflöten, Flageolettes und andere Instrumente im historischen Aufführungszusammenhang wie Renaissance, Jazz oder Tango gespielt werden. In einem Film spielt die Tanzmeisterin, begleitet von einem barocken Ensemble, in einer nachgestellten Übungsstunde zu einem barocken Menuett eine Tanzmeistergeige. Im zweiten Teil begleitet eine Strohgeige Tänzer zum Argentinischen Tango. In einem weiteren Film erklärt ein Akustiker, wie eine Geige eigentlich funktioniert und wie sie gebaut wird. Hörfeatures entführen interessierte Besucher in die musikalische Zeit und die Geschichte des Stimmtons.








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  • William Bainbridge Doppelquerflageolett, 1820, London Foto: Roman Raacke
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    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • François Chanot Violine, 1780, Mirecourt Foto: Roman Raacke
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    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Stumme Geige Foto: Roman Raacke
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    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Johann Matthias Augustus Stroh, Strohgeige, 1910, London Foto: Roman Raacke
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    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg