EGON SCHIELE
EGON SCHIELE SELBSTPORTRÄTS UND PORTRÄTS
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Ausstellung17.02.2011 - 13.06.2011
Drei Tage nach seiner Eheschließung mit Edith Harms meldete Schiele, der in die Armee eingezogen worden war, sich im Juni 1915 zur militärischen Grundausbildung. Seine Pflichten ließen ihm wenig Zeit für die Kunst, doch zeigen die in dieser Zeit entstandenen Porträts von Kriegsgefangenen die seinen späten Stil kennzeichnende Einfühlsamkeit. Anfang 1917 gelang es Schiele, sich nach Wien zurückversetzen zu lassen und seine künstlerischen Aktivitäten wieder aufzunehmen. Sein wachsender beruflicher Erfolg spiegelt sich in zahlreichen Porträtaufträgen wider. Schiele malte bedeutende Persönlichkeiten wie Franz Martin Haberditzl, den Direktor der Österreichischen Staatsgalerie (heute Belvedere), und den Industriellen Hugo Koller sowie Freunde wie den Künstler Albert Paris Gütersloh. Edith war nach wie vor eines seiner Lieblingsmodelle. Mit Schieles größerer Empfänglichkeit für die Persönlichkeiten der Gemalten ging eine Veränderung seines Stils einher. Seine Arbeiten sind nun eher im konventionellen Sinne realistisch. Die Linie, die zuvor auf die Emotionen des Künstlers genau geantwortet hatte und hin und her gesprungen war, orientiert sich jetzt eng am Seelenleben des oder der Porträtierten. Gegen Ende seines Lebens wurde Schiele neben Gustav Klimt zum bedeutendsten Porträtisten Wiens. Im Oktober 1918 erlagen Egon Schiele und seine schwangere Frau der todbringenden Spanischen Grippe. Der Künstler war 28 Jahre alt.
EIN NEUES MENSCHENBILD
Agnes Husslein-Arco und Jane Kallir im Gespräch über Egon Schiele „Kunst kann nicht modern sein; Kunst ist urewig“, sagte Egon Schiele, einer der bedeutendsten österreichischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Seit Jahren steht der Maler im Mittelpunkt zahlreicher Schauen im In- und Ausland, sein Werk wurde bereits aus verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet. Die Kuratorinnen Jane Kallir und Agnes Husslein-Arco stellen erstmals seine Porträts und Selbstporträts in das Zentrum einer Sonderausstellung im Belvedere, die Schieles künstlerische Entwicklung in diesem Bereich präsentiert.
Warum haben Sie den Schwerpunkt dieser Schau auf Egon Schieles Porträts gelegt?
Agnes Husslein-Arco: Egon Schiele und das Belvedere verbindet eine Beziehung der ersten Stunde. Schon 1918 gelangte das Porträt Edith Schieles durch einen Ankauf des damaligen Direktors Franz Martin Haberditzl in die Sammlung des Belvedere. Durch den kontinuierlichen Erwerb zentraler Arbeiten in den folgenden Jahrzehnten zahlen gegenwärtig 16 Gemälde und Gouachen des Künstlers zum Bestand des Belvedere. Da mehr als die Hälfte dieser Werke bedeutende Selbstportrats und Porträts aus verschiedenen Werkphasen des Künstlers sind, habe ich mich dazu entschieden, diese ins Zentrum einer Schau zu stellen. In ihrer stringenten Fokussierung auf das Porträt beruht die bislang einzigartige Ausstellung eine in dieser Tiefe noch weitgehend unberührte Thematik.
Inwiefern unterscheidet sich Schieles Herangehensweise an das Thema Bildnis und Selbstbildnis von der anderer Künstler?
Agnes Husslein-Arco: Die Porträts des österreichischen Frühexpressionismus sind nicht mehr als repräsentative Bildwerke angelegt, sondern entblößen auf psychologisierende Weise die seelische Befindlichkeit der Dargestellten. Wahrend die Bildnisse Kokoschkas einer spontanen Empfindungsniederschrift entsprechen, zeichnet Schieles Werke vor allem die kompositorisch überlegte Herangehensweise aus. Obwohl Schieles Selbstbildnisse und Bildnisse vordergrundig einen emotionalen Charakter aufweisen, sind sie in höchstem Maße inszeniert.
Frau Kallir, Sie haben nicht nur zahlreiche Ausstellungen zur Wiener Jahrhundertwende kuratiert, sondern sind auch die Herausgeberin des Werkverzeichnisses zu Egon Schiele. Darüber hinaus leiten Sie die Galerie St. Etienne in New York, deren Schwerpunkt auf der Kunst des Expressionismus liegt. Wie kam es zu dieser intensiven Beschäftigung mit österreichischer Kunst?
Jane Kallir: Die Galerie St. Etienne wurde von meinem Großvater Otto Kallir gegründet, der vor dem Zweiten Weltkrieg Inhaber der Neuen Galerie in Wien war. Die Neue Galerie hatte 1923 mit der ersten großen posthumen Schiele-Ausstellung eröffnet, und Schiele blieb auch eines der zentralen Forschungsgebiete meines Großvaters. 1930 kam sein erstes Werkverzeichnis der Gemälde Schiels heraus. 1939, als er die Galerie St. Etienne in New York gründete, war Schiele in den USA jedoch nahezu unbekannt. Mein Großvater setzte sich die nächsten drei Jahrzehnte vehement dafür ein, den Künstler dem dortigen Publikum näherzubringen, indem er immer wieder Ausstellungen sowohl in der Galerie St. Etienne als auch in amerikanischen Museen auf die Beine stellte. Man kann also sagen, dass ich mit Schiele aufgewachsen bin; ich habe ihn geerbt.
Die zahlreichen Porträts Schieles früher Sammler und Mäzene spiegeln die enge Bindung zwischen Künstler und Auftraggeber wider, die für die Wiener Kunstszene jener Zeit so charakteristisch ist. Worin liegt diese spezielle Ausprägung des Mäzenatentums begründet?
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