Tierplakate
Die schönsten Nashörner kommen aus Tokio.
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Ausstellung03.10.2014 - 18.01.2015
Tiere sind Sympathieträger – kein Wunder, dass man ihnen oft auf Plakaten begegnet. Aber Nashörner? Mit den 80 Tierplakaten dieser Ausstellung hat es Besonderes auf sich. Sie stammen von zwei bedeutenden Grafikdesignern und Plakatkünstlern unserer Zeit, von dem Japaner Kazumasa Nagai und dem Schweizer Claude Kuhn. Kazumasa Nagai (*1929) gehört seit Jahrzehnten zu den führenden Designern seines Landes. 1987 beginnt er, ohne Auftrag und im Eigenverlag, kleine Serien mit Tierbildern zu veröffentlichen, deren kurzer Text auf die Bedrohung der Tierwelt hinweist. Die Arbeiten haben das stattliche japanische Plakatformat von 106 x 73 cm und erscheinen als Siebdruck in begrenzter Auflage. Sie waren nie zum Plakatieren gedacht, sondern zum Ausstellen und Sammeln. Einen ganz anderen Hintergrund haben die Werke von Claude Kuhn (*1948). Seine Plakate sind nicht minder sorgfältig ausgeführt – ebenfalls als Siebdruck – doch werden sie tatsächlich plakatiert. Als langjähriger Mitarbeiter des Naturhistorischen Museums in Bern entwirft er Ausstellungsplakate und wirbt für die Veranstaltungen des Berner Zoos. Die konkrete Auftragslage hindert den Designer nicht, immer wieder mit Humor und unkonventionellen Motiven zu überraschen. Anlass der Ausstellung ist die großzügige Schenkung der gezeigten Plakate von Claude Kuhn und Kazumasa Nagai.
1515 bringen portugiesische Seefahrer seit der Antike das erste Nashorn nach Europa. Albrecht Dürer (1471-1528), der es selbst nie zu sehen bekam, veröffentlicht 1515 die Zeichnung eines unbekannten Kollegen als Holzschnitt. Ihn faszinieren die Wucht und Urgewalt des gewaltigen Tieres, besonders hebt er die Musterung des Panzers hervor. Seither ist das Nashorn ein Thema in der Kunst. Als in der Mitte des 18. Jahrhunderts erneut ein Nashorn – diesmal in Venedig – zur Schau gestellt wird, wählt es der Maler Pietro Longhi (1702-1785) zum Motiv eines seiner bekanntesten Gemälde. Heute sind Nashörner vom Aussterben bedroht – aber jeder weiß, wie sie aussehen. Kazumasa Nagai geht es bei seinen Darstellungen nicht mehr um die äußere Gestalt. Er konzentriert sich auf wenige wesentliche Merkmale, die er immer wieder neu interpretiert. Mit scheinbar kindlicher Zeichnung oder großen Augen weckt er Mitgefühl mit der bedrohten Tierwelt – und das auf höchstem ästhetischem Niveau.
Plakate in der Schweiz
Plakate haben in der Schweiz eine besondere Tradition. Seitdem 1914 das einheitliche „Weltformat“ (128 x 90,5 cm) eingeführt wird und für alle Genres des Plakates bis heute gilt, entwickelt sich hier eine sehr eigenständige Plakatland-schaft. Im übrigen Europa gibt es eine Vielfalt von unterschiedlichen Plakatgrößen, vom Billboard und der Großfläche über die Ganzsäule bis zum City Light Poster. Plakate für bekannte internationale Marken dominieren das Geschehen allein schon durch ihre schiere Größe. Kulturelle Plakate dagegen, obwohl sie oft viel interessanter gestaltet sind, fallen mit ihrem kleinen Format meist weniger auf. In Deutschland wird beispielsweise häufig das Din-A1-Format (84 x 59 cm) verwendet. In der Schweiz begegnen sich durch das vereinheitlichende Weltformat kulturelle Themen und kommerzielle Werbung auf Augenhöhe. Entsprechend wichtig ist für Theater oder Museen daher ihr Plakatauftritt, für den sie die besten Designer beauftragen. Claude Kuhns Plakate für das Naturhistorische Museum in Bern, seine Arbeiten für den Tierpark oder für Sportveranstaltungen sind ein beispielhafter Beleg dieser Politik.
Plakate in Japan
Plakatwerbung in Japan ist schrill, bunt, laut und in der Regel groß wie Hauswände oder Schaufenster. Plakate wie die in der Ausstellung gezeigten haben keinen Platz im öffentlichen Raum. Designern und ihren Verbänden ist es zu verdanken, dass in Japan dennoch eine rege Plakatszene auf höchstem Niveau entsteht. Schon in den 1950er Jahren wählt man das sogenannte B1-Format (102 x 73,5 cm). 1978 wird die JAGDA gegründet (Japan Graphic Designers Association). Sie veranstaltet Ausstellungen und Wettbewerbe und gibt seit 1986 mitunter auch selbst Plakate in Auftrag. Der Umwelt- und Artenschutz wird zum zentralen Thema der jährlichen JAGDA-Ausstellungen. Kurze englische Worte wie „I‘m here“ oder schlicht „Life“ werden als Motto ausgegeben und finden sich entsprechend als Text auf den eingesandten Plakaten. In diesem Kontext entstehen viele der Plakatserien von Kazumasa Nagai. Neben den Plakaten für Ausstellungen spielen „Imageposter“ für große Konzerne eine wichtige Rolle. Die bedeutendsten Designer des Landes erhalten die begehrten Aufträge und liefern oft erstaunlich freie Entwürfe ab. Sie werden ebenfalls in Ausstellungen gezeigt oder hängen in den Chefetagen der Konzerne. In diesem Bereich war Nagai ebenfalls erfolgreich tätig.
Claude Kuhn
Der Berner Künstler und Designer Claude Kuhn (*1948) lernt zunächst Dekorations- und Schaufenstergestaltung, bevor er sich zum Grafiker ausbilden lässt. Ab 1972 übernimmt er Aufträge vom Naturhistorischen Museum Bern, bleibt aber weiterhin als freier Künstler tätig. Für dieses Museum, dessen fester Mitarbeiter er kurze Zeit später wird, entstehen im Laufe von vier Jahrzehnten zahlreiche Plakate und Einladungskarten. Darüber hinaus arbeitet er als Ausstellungs-gestalter an der visuellen Umsetzung vieler Themen des Museums. Seit den 1980er Jahren erhält Kuhn auf nationalen und internationalen Plakat-Wettbewerben zahlreiche Auszeichnungen. Seine Plakate, mit denen er unter anderem auch für den Berner Tierpark Dählhölzli, sowie für Box- und Fechtveranstaltungen wirbt, sind seit über zwanzig Jahren aus dem Berner Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Sie sind, so der Potsdamer Designer Lex Drewinski (*1951), „ein seltenes Beispiel von visueller Therapie, durch die unser mentaler Zustand verbessert wird“.
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03.10.2014 - 18.01.2015
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag: 10-18 Uhr
Donnerstag: 10-21 Uhr
Donnerstag an oder vor Feiertagen: 10-18 Uhr
Eintritt
10 Euro, ermäßigt 7 Euro, Donnerstag ab 17 Uhr 7 Euro nur Besuch der Destille 2 Euro nur Besuch der Gerd Bucerius Bibliothek 2 Euro (frei für Studierende der staatl. Hamburger Hochschulen) Kunstmeilenpass (5 Häuser, 1 Ticket) 29 Euro, ermäßigt 15 Euro Jahresticket für Studierende staatlich anerkannter Hoch- und Fachhochschulen, Azubis und Schüler über 17 Jahre einmalig 10 Euro pro Jahr (gültig bis Ende des Kalenderjahres)