AUF GOLDENEM G
AUF GOLDENEM GRUND.
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Ausstellung12.12.2008 - 14.04.2009
Ein weiterer grosser Künstler in diesem Zusammenhang sowie führender Vertreter der Schule von Arezzo, der es verstand, die dekorativen Effekte der Sienesen mit den Errungenschaften der Malerei in Florenz zu verbinden, ist Andrea di Nerio (dokumentiert ab 1331 - vor 1387). Giusto de' Menabuoi (um 1320/30 - vor 1391), berühmt für seine aussergewöhnlichen Fresken im Baptisterium in Padua, ist mit sechs kleinen Täfelchen, die vermutlich aus dem Terzago Polyptychon (1363) stammen, vertreten. Bernardo Daddis (tätig ab etwa 1320-1348), Darbringung Christi im Tempel (um 1336/38), die mit einer Geburt Christi und Verkündigung an die Hirten aus dem Boston Museum of Fine Arts in Verbindung steht, ist als Beispiel für die frühe Florentiner Schule zu nennen. Daddi gilt als einer der bedeutendsten Florentiner Künstler in der Nachfolge Giottos (1267-1337). Vom Sienesen Bartolo di Fredi (dokumentiert seit 1353-1410) stammt die Vorderseite einer der frühesten erhaltenen Hochzeitstruhen mit Darstellungen aus einem Tristanzyklus (um 1400). Die beiden Cassoni der Fürstlichen Sammlungen aus dem 14. und 15. Jahrhundert können ergänzend das Aussehen und die Entwicklung derartiger Truhen belegen.
Die sienesische Malerei des 15. Jahrhunderts wird von zwei der bedeutendsten Maler des Quattrocento, Giovanni di Paolo (1398-1482) und Sassetta repräsentiert. Der heilige Augustinus (1439-1444) von Sassetta zählt zweifelsohne zu den Highlights der Ausstellung. Einst Teil des berühmten Altares, den Sassetta für die Kirche von San Francesco in Borgo Sepolcro als das Hauptwerk seiner Reifezeit geschaffen hat, verdeutlicht diese Tafel einmal mehr das abenteuerliche Schicksal derartiger Polyptychen: Der Altar ist heute über die ganze Welt verstreut.
Bartolomeo Vivarinis (1430-1491) Maria Lactans (um 1450) - ehemals in der Galerie G. Sarti und heute im Privatbesitz - ist ein weiteres Highlight der Ausstellung und repräsentiert die Malerei Venedigs in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Überzeugend ist die malerische Qualität, bestechend auch der Erhaltungszustand der Tafel. Einflüsse von Andrea Mantegna (1431-1506) und der Paduaner Schule, die in ihrer Malerei vor allem dem Körpervolumen und der Monumentalität besondere Bedeutung beimassen, sind nicht nur in diesem Werk, sondern beispielsweise auch bei den ausgestellten Gemälden Liberale da Veronas (um 1445 - zwischen 1527/29) oder Francesco Benaglios (um 1432- 1492) spürbar. In Benaglios Madonna mit Kind (um 1465), bei der das Jesuskind auf einer Brüstung sitzend seine Füsschen in den Betrachterraum zu strecken scheint und sich der Ausblick im Hintergrund in eine breite Himmelszone sowie einen schmalen Landschaftsstreifen weitet, sind bereits Neuerungen angedeutet, die mit Girolamo Gengas (um 1476-1551) Madonna mit Kind und dem Johannesknaben (um 1510) in der Ausstellung ihren Ausklang finden.
Von der Goldgrundmalerei gänzlich gelöst, zeugt das Gemälde dieses Künstlers vom stilistischen Einfluss Raffaels (1483- 1520) und Peruginos (um 1450-1523). Genga wurde nach einer vorangehenden Lehrzeit bei Luca Signorelli (um 1450-1523) in Siena in der Werkstatt Peruginos ausgebildet. Neu sind der nahezu pyramidale Bildaufbau der Mariengruppe, die atmosphärische Perspektive und die Einbindung der Figuren in eine weitläufige Landschaft, die eine tiefenräumliche Vorstellung evoziert und zugleich die Personen in den Naturraum mit einbindet. Das Gold ist gewichen, um der Landschaft Platz zu machen.
Für die von Claire und Giovanni Sarti zusammengestellten Werke verfassten hochkarätige Vertreter der Kunstwissenschaft einen umfangreichen Katalog, der in englischer und französischer Sprache vorliegt. Namhafte Experten für frühe italienische Malerei, darunter unter anderen Keith Christiansen, Luciano Bellosi, Andrea De Marchi, Machtelt Israëls und Frank Dabell, steuerten hierfür die wissenschaftlichen Katalogbeiträge bei.
Das LIECHTENSTEIN MUSEUM ergänzt diese Publikation durch einen auf diesen Erkenntnissen basierenden Publikumskatalog, der auch die ausgestellten Werke der Fürstlichen Sammlungen sowie die zusätzlichen Leihgaben beinhaltet.
Öffnungszeiten
Das Museum ist Freitag bis Dienstag 10.00-17.00 Uhr geöffnet.
Schliesstage sind Mittwoch und Donnerstag.