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Wien-Zyklus

Anton Kitzmüller "Metamorphosen"

Wien-Zyklus

Metamorphosen − bereits der Titel ist Programm. So werden in unseren Galerieräumlichkeiten von 23. Mai bis 12. Juni 2014 neue Arbeiten von Anton Kitzmüller vorgestellt, die sich dem Thema der Verwandlung widmen. Sie belegen die außerordentliche malerische Qualität und Aussagekraft, die das Œuvre des Künstlers kennzeichnen. Ergänzt und abgerundet wird die umfangreiche Personale mit Bildern aus dem Wien-Zyklus Anton Kitzmüllers.

Der Titel dieser Präsentation von Gemälden erscheint auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, steht die Bezeichnung „Metamorphose“ doch für Formveränderung, Gestaltwechsel und Verwandlung. Die Assoziationskette hierzu ist lang und reicht von Ovids literarischem Werk, das mythologische Verwandlungssagen mit einem epischen Rahmengerüst verknüpft, bis hin zur Verwendung des Begriffs in der Botanik, der Zoologie oder auch der Musik, wo er sich auf komplexe Verwandlungen eines musikalischen Themas bezieht.

Und eben darin lässt sich ein Brückenschlag zu den in den vergangenen Jahren entstanden Bildern von Anton Kitzmüller erkennen. Unser Leben als Menschen ist von der Evolution und einem daraus resultierenden ständigem Wandel geprägt. Dieser vollzieht sich auf persönlicher wie gesellschaftlicher Ebene oft schleichend, langsam und unbemerkt, dann wieder überraschend und sprunghaft. Den vielfältigen Ursachen und Triebfedern von Veränderung spürt Kitzmüller in seinen Werken nach, in denen er die Wechselwirkung von äußeren Lebensumständen und innerer Befindlichkeit thematisiert. Die Darstellung des Menschen im Œuvre des Malers ist also nicht gespeist von aktuellen Tendenzen zu einer dekorativen „Neuen Figuration“, sondern vermittelt vielmehr tiefenpsychologisch deutbare Inhalte und beantwortet Fragen nach dem Sinn unserer menschlichen Existenz.

Fünf Hauptthemen beschäftigen Anton Kitzmüller in seiner jüngsten Werkphase: Es ist dies zum einen das Mittel der Hommage, das der Künstler immer wieder einsetzt, um den eigenen Blickwinkel zu verändern, um mit Malern der österreichischen wie internationalen Kunstgeschichte in Beziehung zu treten und ihre Bedeutung für die Gegenwart auszuloten. Zudem sollen im Betrachter Bereitschaft und Mut gefördert werden, sich der transformierenden Kraft von Meisterwerken der bildenden Kunst bewusst auszusetzen und sich auf einen Diskurs mit diesen einzulassen. Gleichzeitig erfahren aber auch die Werke von Gustav Klimt, Egon Schiele oder Edvard Munch eine deutliche Veränderung durch die Einbettung in Kitzmüllers malerischen Kosmos. Die Auseinandersetzung mit René Magritte führt darüber hinaus dazu, dass ein ganz neues Element Einzug in Kitzmüllers Schaffen hält: der Humor. Mit surreal anmutendem Witz lockert der Künstler die Ernsthaftigkeit der von ihm gewählten Thematik auf und führt die Reflexion über den Prozess der Verwandlung auf eine neue Ebene heiterer Leichtigkeit.

Ein Hauptthema, dem sich Anton Kitzmüller seit 1992 verschrieben hat, ist der Motivkomplex des CAFÉS. Allerdings sind auch hier in den neueren Arbeiten deutliche Zeichen der Veränderung abzulesen: Waren die Gemälde früherer Schaffensperioden gekennzeichnet von metaphysischer Leere einerseits oder der Dominanz einer Person im Bild andererseits, so hat nunmehr eine Synthese beider Elemente stattgefunden. Figur und Raum werden gleichermaßen Aufmerksamkeit zuteil, sodass sich für den Betrachter mehrere Anknüpfungspunkte für eine intellektuelle wie emotionale Beschäftigung mit den Gemälden bieten.

Mit betont inhaltlicher Sinngebung und Bezügen zur europäischen Kulturgeschichte stellt sich Anton Kitzmüller gegen die weitgehend sinnentrückte Beliebigkeit der Gegenwartskunst. Eine entscheidende Rolle im seinem Werk spielt in diesem Zusammenhang der MOND. Der Welt des Tages stellt der Künstler die Welt der Nacht gegenüber, jene „zweite Realität“, die weniger von der Rationalität, sondern vielmehr von Träumen, Intuition und Empfindungen bestimmt ist – deren Berücksichtigung für den persönlichen Entwicklungsprozess aber zentrale Bedeutung zukommt. Nicht zufällig ist im Begriff „Metamorphosen“ auch „Morpheus“ enthalten, jener griechische Gott, der sich in jede beliebige Form verwandeln und in Träumen erscheinen kann, um den Menschen Botschaften zu übermitteln. Kitzmüllers Gemälde des Mond-Zyklus thematisieren das Somnambule, den Weg in parallele Traumwelten als Chance aber auch Gefahr für Personen, die an Wendepunkten ihres Lebens stehen.

Auffällig häufig begegnen wir in den jüngsten Werken des Künstlers Figuren in RÜCKENANSICHT. Dies ermöglicht es dem Betrachter, sich mit der jeweils dargestellten Person zu identifizieren, wie diese, einen neuen Blickwinkel einzunehmen und die Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt zu überschreiten.

Diese SCHWELLE, die es im Zuge der persönlichen Metamorphose zu überwinden gilt, wird von Kitzmüller mittels Türen, Toren, Fenstern und Vorhängen illustriert. Sie dienen als Symbole für die Grenze zwischen Innen- und Außenwelt und sollen uns ermutigen, unsere Lebensinhalte zu reflektieren und gegebenen Falls neu zu bewerten, aus dem eigenen Gedankenkarussell auszusteigen und einen Schritt in die Freiheit zu wagen.

Abschließend ist es interessant festzustellen, dass die Gemälde Anton Kitzmüllers, obwohl um die überaus dynamische Thematik der Verwandlung kreisend, dennoch sehr häufig im Quadratformat gehalten sind. Dieses gilt seit seiner Verwendung durch die Secessionisten nicht nur als das „österreichischste“ unter den Formaten, sondern kann vor allem als die Form der Ruhe und Ausgeglichenheit angesehen werden. Darin lassen sich zwei Aussagen des Künstlers erkennen:






  • 23.05.2014 - 13.06.2014
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