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Badische Landesmuseum

Welterbe des Mittelalters 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau

Badische Landesmuseum

Karlsruhe, 22. Juli 2024 – Die Große Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ präsentiert zahlreiche neue Highlights: Ab dem 23. Juli sind u.a. der Egbert-Psalter sowie der Gero-Codex aus dem UNESCO-Weltdokumentenerbe in Konstanz zu sehen. Zudem zieht das Museum eine erste Bilanz zu den Besuchen sowie den Aufrufen der digitalen Angebote.

Es ist „Halbzeit“ in der Großen Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ und das Badische Landesmuseum erwartet erneut Spitzenwerke aus Europa! Die Situation im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz erinnert an den Ausstellungsaufbau vor der Eröffnung: Restauratoren und Kuriere überprüfen jede Kiste und packen neu eingetroffene Leihgaben aus. Jeder Schritt wird sorgfältig dokumentiert, und in den Ausstellungsräumen herrscht eine konzentrierte Atmosphäre. Warum findet mitten in einer Ausstellung ein Objekttausch statt? Diese bewusste Entscheidung ist Teil des Ausstellungskonzeptes, denn die Große Landesausstellung arbeitet mit den aufwendigsten und fragilsten Exponaten, die ein Museum zeigen kann: frühmittelalterlichen Handschriften. Wegen der verwendeten Materialien – Holz und Leder für die Einbände, Pergament für die Buchseiten und der Farbpigmente, die sehr empfindlich gegenüber klimatischen Einflüssen und Licht sind – können Handschriften oft nur drei Monate lang gezeigt werden. Nur in absoluten und begründeten Ausnahmefällen greift das Museum auf Faksimiles zurück und ersetzt ansonsten jede (Pracht-)Handschrift durch ein thematisch passendes, gleichwertiges Werk. Der Objekttausch führt zu einer Erneuerung der Präsentation in Konstanz, die als größte jemals realisierte Zusammenkunft von Reichenauer Handschriften gilt.

Ab dem 23. Juli haben Besucherinnen und Besuchern die einmalige Chance, den Egbert-Psalter aus dem italienischen Museo Archeologico Nazionale Cividale del Friuli (Friaul – Julisch Venetien) zu bewundern. Dieses Meisterwerk der ottonischen Buchmalerei wurde seit seiner Erstpräsentation in einer Ausstellung 1931 in Paris nur weitere drei Mal außerhalb des italienischen Staatsgebietes gezeigt. In Deutschland war die Prachthandschrift vor über 30 Jahren das letzte Mal zu sehen. „Seit 2018 wird das Manuskript aufgrund seines Wertes und seiner Einzigartigkeit weder national noch international verliehen. Die Museumsleitung machte eine einmalige Ausnahme allein für die Große Landesausstellung in Konstanz, da sie das hohe wissenschaftliche Profil der Ausstellung, das Jubiläum zum 1300-jährigen Bestehen der Abtei Reichenau und die bedeutende Rolle des Psalters in der ottonischen Buchmalerei berücksichtigte“, erklärt Alessandra Negri, Kurierin aus Cividale del Friuli.

„Das Manuskript und die Farben der Miniaturen befinden sich in einem beeindruckend guten Zustand, auch weil es seit etwa Mitte des sechzehnten Jahrhunderts zusammen mit den Reliquien der Kathedrale von Cividale aufbewahrt wurde. Damit das so bleibt, wird die Handschrift aus konservatorischen Gründen selbst vom Leihgeber in Cividale seit Jahrzehnten nicht mehr ausgestellt und nur selten hervorgeholt. Ich kann nur daran appellieren, sich dieses Werk in Konstanz anzuschauen. Es ist eine Gelegenheit, die sich uns im Leben wohl nur ein einziges Mal bieten wird“, betont Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums.

„Der Egbert-Psalter wurde im späten 10. Jahrhundert, zwischen 980 und 993, für Erzbischof Egbert von Trier gefertigt. Eine herausragende Reichenauer Besonderheit sind die beiden Widmungsseiten: Der namentlich genannte Reichenauer Mönch Ruotprecht, nach dem eine der Handschriftengruppen des Inselklosters benannt wurde, ist links ganzseitig bei der Übergabe des fertigen Buches an den rechts thronenden Trierer Erzbischof zu sehen. Dieser reicht das Manuskript auf der darauffolgenden Doppelseite weiter an den heiligen Petrus, den Patron und legendären Gründer des Trierer Bistums. Die Hauptschreiber vieler Reichenauer Werke sind uns auf ähnliche Weise mit Bild und Namen bekannt und treten so aus der Anonymität heraus,“ ergänzt Dr. Olaf Siart, Projektleiter und Kurator der Ausstellung.

Neben dem Egbert-Psalter erwartet das Museum weitere außergewöhnliche Exponate: Aus der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt reist der Gero-Codex, der ebenfalls zum UNESCO-Weltdokumentenerbe zählt, nach Konstanz. Die Handschrift gilt als die älteste Prachthandschrift mit figürlichen Darstellungen aus der ottonischen Zeit und als dessen erstes stilprägendes Meisterwerk. Ein weiterer Höhepunkt ist der Hillinus-Codex aus der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek in Köln. Dieses um 1025 entstandene Werk ist ein weiteres eindrucksvolles Hauptwerk der ottonischen Buchmalerei und zugleich eine einzigartige historische Quelle: In ihm findet sich die älteste Darstellung des karolingischen Hildebald-Doms, des unmittelbaren Vorgängerbaus des heutigen Kölner Doms. Gemeinsam mit dem Limburger Evangeliar erhält die Ausstellung damit zwei besondere Preziosen des Kölner Leihgebers und zentralen Bibliothek des Erzbistums Köln.






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  • Ausstellungsimpression „Welterbe des Mittelalters“ im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz Chorgestühl mit Büste eines „Heiligen Mönchs“ © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck
    Ausstellungsimpression „Welterbe des Mittelalters“ im Archäologischen Landesmuseum in Konstanz Chorgestühl mit Büste eines „Heiligen Mönchs“ © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck
    Badische Landesmuseum
  • Andreas-Tragaltar (Egbert-Schrein) Reliquiar, 977–993, Domschatz der Hohen Domkirche zu Trier © Domschatz der Hohen Domkirche zu Trier, Foto: Markus Groß-Morgen
    Andreas-Tragaltar (Egbert-Schrein) Reliquiar, 977–993, Domschatz der Hohen Domkirche zu Trier © Domschatz der Hohen Domkirche zu Trier, Foto: Markus Groß-Morgen
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  • Ausstellungsimpression, Antependium mit gewirkten Szenen aus dem Leben Jesu aus dem ehemaligen Kloster Rheinau (Kanton Zürich), Basel, vor 1474, Zürich (Schweiz), Schweizerisches Nationalmuseum  © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck
    Ausstellungsimpression, Antependium mit gewirkten Szenen aus dem Leben Jesu aus dem ehemaligen Kloster Rheinau (Kanton Zürich), Basel, vor 1474, Zürich (Schweiz), Schweizerisches Nationalmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck
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  • Ausstellungsimpression, Antependium mit gewirkten Szenen aus dem Leben Jesu aus dem ehemaligen Kloster Rheinau (Kanton Zürich), Basel, vor 1474, Zürich (Schweiz), Schweizerisches Nationalmuseum  © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck
    Ausstellungsimpression, Antependium mit gewirkten Szenen aus dem Leben Jesu aus dem ehemaligen Kloster Rheinau (Kanton Zürich), Basel, vor 1474, Zürich (Schweiz), Schweizerisches Nationalmuseum © Badisches Landesmuseum, Foto: ARTIS – Uli Deck
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  • Egbert-Psalter, Cividale del Friuli, Museo Archeologico Nazionale, Cod. CXXXVI, fol. 16v/fol. 17r UNESCO-Weltdokumentenerbe  Der Reichenauer Mönch Ruotprecht bei der Übergabe des fertigen Buches an den thronenden Trierer Erzbischof Egbert. © su concessione del Ministero della Cultura, Direzione regionale Musei del Friuli Venezia Giulia
    Egbert-Psalter, Cividale del Friuli, Museo Archeologico Nazionale, Cod. CXXXVI, fol. 16v/fol. 17r UNESCO-Weltdokumentenerbe Der Reichenauer Mönch Ruotprecht bei der Übergabe des fertigen Buches an den thronenden Trierer Erzbischof Egbert. © su concessione del Ministero della Cultura, Direzione regionale Musei del Friuli Venezia Giulia
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  • Evangelistar von Poussay, Paris, Bibliothèque nationale de France, Manuscrits Latin 10514, Buchdeckel vorn © Bibliothèque nationale de France
    Evangelistar von Poussay, Paris, Bibliothèque nationale de France, Manuscrits Latin 10514, Buchdeckel vorn © Bibliothèque nationale de France
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  • Regula S. Benedicti, St. Gallen, erstes Drittel des 9. Jahrhunderts, Stiftsbibliothek St. Gallen © St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 914, p. 13 | Quelle und weitere Seiten: https:/www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0914
    Regula S. Benedicti, St. Gallen, erstes Drittel des 9. Jahrhunderts, Stiftsbibliothek St. Gallen © St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 914, p. 13 | Quelle und weitere Seiten: https:/www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/csg/0914
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