"Ich bin Photo-Amateur!" Das Bildarchiv Eugen Hauber 1925-1986
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Ausstellung20.11.2021 - 03.04.2022Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8020 Graz
In der neuen Schau präsentieren die Multimedialen Sammlungen das vielseitige fotografische Werk des Grazers Eugen Hauber
Mit der Ausstellung „Ich bin Photo-Amateur!“ präsentieren die Multimedialen Sammlungen eine Auswahl von Arbeiten des in den letzten Jahren in Vergessenheit geratenen Amateurfotografen Eugen Hauber (1896‒1987). Damit erhalten die Museumsbesucher*innen auch Einblicke in den noch erhaltenen Teil von Eugen Haubers Bildarchiv, den die Multimedialen Sammlungen im Jahr 2019 erwerben konnten. Die Schau kann morgen im Rahmen des Open House bei freiem Eintritt besucht werden und ist auch am Sonntag noch geöffnet.
Das 2019 erworbene Konvolut ergänzt jene rund 3.000 Fotografien von Eugen Hauber, die bereits seit 1987 in der Sammlung bewahrt wurden, und umfasst etwa 17.800 Rollfilm-, Kleinbild-, Planfilm- und Glasplattennegative, Diapositive sowie an die 10.000 Papierabzüge. Etwa 90 % der einzeln geschnittenen Negative waren in beschrifteten Papiertaschen ‒ meist chronologisch ‒ geordnet und in mehreren Schachteln oder Briefkuverts sortiert. Auf dieser Grundlage war es möglich, Eugen Haubers fotografische Entwicklung im Zeitraum von über 60 Jahren zu verfolgen. Die neue Schau zeigt seine Arbeiten der Jahre 1925 bis 1986.
Vom Speditionskaufmann zum Photo-Amateur
Eugen Hauber wurde 1896 als Sohn des wohlhabenden Spediteurs und zeitweiligen Grazer Messepräsidenten Eugen Hauber sen. in Graz geboren. Er erlernte den Beruf eines Speditionskaufmanns und war auch jahrzehntelang in dieser Branche tätig. Seine Leidenschaft galt jedoch spätestens seit den 1920er-Jahren der Fotografie. Die frühesten erhaltenen Fotografien ab 1925 geben Einblicke in das Privatleben der Familie Hauber. Szenen von Ausflügen auf den Semmering, an den Wörthersee oder nach Millstatt sowie Urlaubsimpressionen aus Zagreb und Split zeugen vom Freizeitvergnügen einer gutsituierten Familie. Von 1925 bis 1938 entwickelte sich Eugen Hauber vom Knipser zum Amateurfotografen, 1931 wurde er auch Mitglied im „Club der Amateurphotographen Graz“. Viele seiner gelungensten Landschaftsaufnahmen, etwa seine Nebel-, Nacht- und Gegenlichtstudien, entstanden in dieser Zeit. Der vermeintliche Schnappschuss erweist sich auf den zweiten Blick stets als wohldurchdacht und arrangiert. Bald nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland wurde Eugen Hauber im Jahr 1938 Mitglied der NSDAP und hielt mit seinen Fotografien die Stimmung dieser Zeit in Graz fest: In einer Serie romantisierender Bilder von einer nächtlichen NS-Kundgebung in der Herrengasse verschwinden die Menschenmassen im Zusammenspiel aus Festbeleuchtung und dem Dunkel der Nacht. Selbst die zahlreichen Hakenkreuzfahnen sind erst auf den zweiten Blick erkennbar. Eine bedrückende Ästhetisierung der propagandistischen Inszenierung eines Terrorregimes. Aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft wurde Hauber nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vorübergehend als „minderbelastet“ eingestuft.
Eugen Hauber als Pressefotograf
Bis 15.1.1946 war er bei der Spedition Kloiber, Riedel & Schrott als Speditionsbeamter tätig, wenngleich er immer mehr Energie in seine Tätigkeit als Amateurfotograf steckte. Jahrzehntelang etablierte sich in Zeitungsartikeln das von Hauber erstformulierte Narrativ, wonach die Veröffentlichung einer seiner Fotografien als Titelbild der „Leipziger Illustrierten“ seinen Vater ‒ der zugleich sein Vorgesetzter war ‒ dazu veranlasste, ihn 1948 als Speditionskaufmann in Pension zu schicken. Dies hätte ihm mit 52 Jahren ermöglicht, eine zweite berufliche Laufbahn als Pressefotograf zu beginnen.
Tatsächlich erhielt Hauber 1948 als einer der Ersten in der Steiermark den Gewerbeschein für Pressefotografie, er blieb aber auch in den folgenden Jahrzehnten vor allem seiner Vorliebe für die Landschaftsaufnahme und Naturstudie treu. Dies belegt auch die Mehrzahl seiner in lokalen Zeitungen publizierten Fotografien. Von 1932 bis in die 1960er-Jahre war Eugen Hauber mit seinen Arbeiten in zahlreichen nationalen (Graz, Klagenfurt, Leibnitz, Salzburg, Wien) und internationalen (Alexandria, Antwerpen, Avers, Berlin, Birmingham, Bolton, Brüssel, Frankfurt am Main, Gand, Ljubljana, Luzern, Magdeburg, Sopron, Verviers, Wales, Zaragoza) kunst- und amateurfotografischen Ausstellungen vertreten und wurde mehrfach ausgezeichnet.
Eugen Haubers späte Fotografien der 1970er- und 1980er-Jahre widerspiegeln motivisch das zunehmende Alter des allseits bekannten „Grazer Originals“, der seine unmittelbare Lebenswelt genau zu beobachten wusste. Ausgehend vom Elternhaus in der Glacisstraße 21, wo er mit einer geringen Pension ausgestattet bis zu seinem Tod in einer 2-Zimmer-Wohnung lebte, flanierte Hauber mit seiner Kamera durch die Innenstadt und fotografierte bis zu seinem Tod im Jahr 1987.
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20.11.2021 - 03.04.2022
Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8020 Graz
Kuratiert von Heimo Hofgartner
Ausstellungsgestaltung: Michael Posch
Presseführung: 19.11.2021, 11 Uhr
Open House: 20.11.2021, 10 bis 18 Uhr
Laufzeit: 20.11.2021–03.04.2022