Nicolas Party | Stage Fright
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Ausstellung12.09.2021 - 09.01.2022
Der Künstler Nicolas Party (* 1980 in Lausanne, Schweiz) hat ein Werk geschaffen, das die Malerei und ihre Geschichte und Rezeption bis ins kleinste Detail untersucht: Wie wird Licht erzeugt? Wie funktionieren Farben miteinander, wie Pinselstriche? In der Ausstellung „Stage Fright“ dehnt er seine Malerei mit einer monumentalen, ortsspezifischen Installation auf den gesamten Ausstellungsraum aus: Party bemalt die Wände und die Decke der großen Kuppelhalle und erschafft eine spektakuläre grüne Grotte. Partys immersive Wandmalerei referiert auf unzählige kunsthistorische Vorbilder, die unterirdische Höhlen darstellen. Gleichzeitig wird sie zu einem atemberaubenden und atmosphärischen Raumerlebnis für die Besucher*innen. Darüber hinaus präsentiert die Kestner Gesellschaft erstmals eine neue Porträt-Serie mit neun Werken. Die Porträts stellen aktuelle Fragen mit den Mitteln der Malerei. Partys märchenhaft surreale Bilderwelten stehen so in einem Spannungsverhältnis zwischen Abbild und Repräsentation, Darstellung und Abstraktion, Beobachtung und Imagination.
Nicolas Partys Bilder machen ihre kunsthistorischen Einflüsse implizit sichtbar – von mittelalterlicher Kunst über die italienische Pastell-Malerin Rosalba Carriera (1673–1757) bis hin zu den Malern des 19. und 20. Jahrhunderts wie Ferdinand Hodler (1853–1918) und René Magritte (1898–1967): „Wenn man sich dafür entscheidet, einen Apfel zu malen, tritt man in einen Dialog mit allen, die je einen Apfel gemalt haben, und das sind viele,“ äußert sich Party. Diese kunsthistorischen Referenzen findet man auch im Höhlen-Motiv: Von Giottos (1267–1337) Fresken in Assisi, über Gustave Courbets (1819–1877) „Die Quelle der Loue“ (1864) bis zur „Grotte von Manacor“ (um 1901) des belgischen Malers William Degouve de Nuncques (1867–1935) beschwören Darstellungen unterirdischer Höhlen eine Fülle von historischen und philosophischen Konnotationen herauf. Dieses Motiv übersetzt Nicolas Party in ein gesamtes Raumkonzept, das eigens für die Kestner Gesellschaft entwickelt wurde. Ausgangspunkt von Nicolas Partys künstlerischen Arbeitsweise ist die Beschäftigung mit der Geschichte und Architektur eines Ausstellungsortes. Die spezifische Historie und Architektur der Kestner Gesellschaft als öffentliches Jugendstil-Schwimmbad inspirierte Nicolas Party zu dieser Wandmalerei in der Kuppelhalle, die ebenso als Gegenentwurf zu einem klassischen, neutralen White Cube betrachtetet werden kann.
Auch die Porträts von Nicolas Party zeigen deutliche Referenzen an die Geschichte der Malerei, beispielsweise erinnert Partys neuestes Werk „Portrait with Curtains“ (2021) an surrealistische Gemälde von René Magritte, in denen häufig Vorhänge auftauchen. Party verzichtet dabei vollkommen auf Persönlichkeitsmerkmale, was die Figuren seltsam entfremdet und maskenhaft wirken lässt. Auch die aktuelle Fragestellung nach der Zuordnung des Geschlechts lässt Party offen.
Nicolas Party gehört zu einer neuen Generation von Maler*innen, die sich mit dem traditionellen Medium der Malerei aktuellen Fragen von Repräsentation annähern. Der Künstler stellt in seinen Porträts demnach kein spezifisches Individuum in den Fokus, sondern vielmehr die Repräsentation von Personen in der Malerei an sich.
In seinen jüngsten Porträts ist das charakteristische Gesicht von Marlene Dietrich zu erkennen. Auch hier reduziert Party die Person auf grundlegende Elemente, um die Grenzen dessen auszutesten, was noch als „Marlene“ erkennbar ist. Die Schauspielerin entsprach in den 1930er Jahren dem Typus einer „Garçonne“ – dem androgynen Frauentyp dieser Zeit – und galt als eine ihrer bekanntesten Vertreterinnen. Der Künstler erkundet so die Zwischenräume von Person und Repräsentation, Realität und Fiktion, und stellt den Anspruch einer Abbildung von Realität grundsätzlich in Frage.
„Stage Fright“ (dt. Lampenfieber) – der Titel der Ausstellung – kann sowohl als Verweis auf eine bühnenhafte Inszenierung als auch auf Marlene Dietrich selbst gelesen werden: Sie spielte die Hauptrolle im Alfred Hitchcock-Klassiker mit dem gleichnamigen englischen Originaltitel (dt. Titel „Die rote Lola“) aus dem Jahr 1950. Nicolas Party wurde 1980 in Lausanne in der Schweiz geboren. Er studierte an der Lausanne School of Art in der Schweiz und machte seinen Master of Fine Arts an der Glasgow School of Art in Schottland. Party ist in zahlreichen renommierten Sammlungen vertreten, sein Werk wurde auf internationalen Einzelausstellungen gezeigt, unter anderem in der FLAG Art Foundation, New York (2019), im M WOODS, Peking, China (2018); im Magritte Museum, Brüssel, Belgien (2018), im Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington DC, USA (2017); im Hammer Museum, Los Angeles, USA (2016) und in der Kunsthall Stavanger, Norwegen (2014). 2008 erhielt Nicolas Party den Swiss Art Award der Messe in Basel. Nicolas Party lebt und arbeitet in New York.
Die Ausstellung wird gefördert von der VHV Stiftung, NORD/LB Kulturstiftung, Hannover Rück und dem Förderkreis der Kestner Gesellschaft.
Weitere Informationen: www.kestnergesellschaft.de
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12.09.2021 - 09.01.2022
Öffnungszeiten/Eintrittspreise:
Donnerstag-Sonntag 14.00-19.00 Uhr
Eintritt 3€ / Ermäßigt 1€ / Mitglieder frei