Sibylle Bergemann Fotografien 1966–2010
-
Ausstellung24.06.2022 - 10.10.2022
Sibylle Bergemann (1941–2010) gehört zu den bekann- testen deutschen Fotograf*innen. Über mehr als vier Jahrzehnte schuf die Berlinerin ein außergewöhnli- ches Werk aus Stadt-, Mode- und Porträtaufnahmen sowie essayistischen Reportagen. Wiederkehrende Motive sind die Stadt, Frauen und immer wieder auch Hunde. Fernweh ist dabei wichtiger Antrieb für die fotografische Praxis weltweit: Dakar, Moskau, New York und Paris gehörten zu ihren Zielen.
Mit einer Auswahl von über 200 Fotogra- fien, davon 30 bisher unveröffentlicht, richtet die Aus- stellung einen retrospektiven und persönlichen Blick auf das Werk von Sibylle Bergemann. Sechs Kapi- tel – „Unsichtbare Beobachterin“, „Berlin“, „Frauen“, „Leningrad, Moskau, Paris, New York “, „Die Welt in Farbe“ und „Zurück in Berlin“ – führen thematisch und weitestgehend chronologisch durch das zwi- schen 1966 und 2010 entstandene Œuvre. Ein wei- teres Kapitel, „Lebensorte“, präsentiert neben ihren Fotografien auch Bilder von Arno Fischer, Ute Mahler, Roger Melis und Michael Weidt, die Einblick in Berge- manns private und soziale Räume geben. Hier zeigt sich die Verbundenheit zu befreundeten Fotograf*in- nen in Ost-Berlin und zu internationalen Kolleg*innen.
Unsichtbare Beobachterin
Schon mit fünfzehn Jahren möchte Sibylle Berge- mann Fotografin werden. Zunächst beginnt sie 1958 jedoch eine kaufmännische Ausbildung und arbeitet in verschiedenen Betrieben als Sekretärin. Ab 1965 ist sie für die illustrierte Monatszeitschrift „Das Magazin“ in Berlin tätig. Hier lernt sie den Fotografen und ihren späteren Lebenspartner Arno Fischer (1927–2011) kennen, der damals an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Weißensee unterrichtete. Sie wird Teil eines inspirierenden Freund*innenkrei- ses aus Künstler*innen, Mode- und Architekturstu- dent*innen. Durch ihre berufliche Routine und den intensiven Austausch mit befreundeten Fotograf*in- nen wie Brigitte Voigt, Arno Fischer und Roger Melis stärkt sich in den 1970er Jahren ihre Position im Be- reich der freien Fotografie.
Berlin
Die Stadt ist und bleibt über Jahrzehnte hinweg ihr Thema: Sie überführt scheinbar Gegensätzliches subtil in poetische Schönheit. In der DDR setzt sie das abgerissene historische Amtsgericht in den Kon- trast zur modernen Glasfassade des „Haus des Leh- rers“. Im wiedervereinten Deutschland hält sie den Rückbau des Palasts der Republik, einst kulturpoliti- sches Symbol der DDR, vor dem neobarocken Berli- ner Dom fest.
Die Menschen in der Stadt fotografiert sie aus einer subjektiven Beobachtung heraus, in ihren sozialen Milieus oder städtischen Lebenswelten. Generell versucht Bergemann, mit einer eigenen Bildsprache ihre künstlerische Autonomie jenseits des parteilich verordneten Bildkanons zu behaupten, ohne dabei Veröffentlichungsverbote zu riskieren. Sie ist auf den großen Ausstellungen wie der Porträtfotoschau der DDR (1971, 1981, 1986) und der IX. und X. Kunstausstellung der DDR (1982/83, 1987/88) vertreten. In den 1970er Jahren publiziert sie Texte und Bilder in der Zeitschrift „Fotografie“, die der Zentralkommission für Fotografie (ZKF) unterstellt ist. Hier beschreibt sie 1973 die Fotografie als „[...], eine sinnlich wahrgenommene und mitgeteilte Auffassung von Menschen und ihren Beziehungen, von Dingen und ihren Zusammenhängen [...].“ Viele ihrer Fotogra- fien sind in liberaleren Zeitschriften wie „Das Maga- zin“, „Sonntag“ und „Sibylle“ veröffentlicht. Bergemann ist unter anderem von der französischen Fotografie inspiriert, etwa von Eugène Atget und Édouard Boubat. So unternimmt sie in der DDR wiederholt Anstrengungen, nach Frankreich zu reisen. Ihr eigenes, dem Menschen zugewandtes Selbstverständnis findet sie auch in der von Edward Steichen kuratierten Wanderausstellung (1955, New York und Berlin) und dem Katalog „The Family of Man“ wieder. Sie sieht sich darin bestätigt, dass sich die Fotografie als Berufsfeld kultur- und gesell- schaftspolitisch etablieren lässt, ohne den Anspruch auf individuelle Urheberschaft aufzugeben. Für ihre berühmteste Serie „Das Denk- mal“ (1975–1986) findet sie eigene, ungewöhnliche Bildlösungen. Über elf Jahre hinweg, erst aus Freund- schaft und später im Auftrag des Ministeriums für Kultur der DDR, besucht sie den Bildhauer Ludwig Engelhardt (1924–2001) in seinem Atelier auf Use- dom. Sie wird Zeugin der von Ideologien und Debat- ten durchzogenen Entstehung des Denkmals für das Berliner Marx-Engels-Forum. Final wählt Bergemann jene Fotos aus, die Einzel- und Sinnbilder zugleich sind: fragmentierte Körper, geometrische Formen und vielfältige Materialien. Nach der Maueröffnung wird die schwebende, am Kran hängende Friedrich- Engels-Figur medial häufig als Sinnbild für das Ende der DDR verwendet.
-
23.01.2022 - 31.12.2024Berlin ist permanent im Wandel. Auch die Kunstszene der Stadt erfindet sich immer wieder neu....
-
15.09.2022 - 18.09.2022Die POSITIONS Berlin Art Fair freut sich, ihre neunte Ausgabe anzukündigen. Vom 15. – 18....
-
31.05.2024Ernst Ludwig Kirchners meisterhaftes Gemälde „Heuernte“ von 1924-26 veranschaulicht...
-
https://csr.art/
-
23.01.2022 - 31.12.2024Berlin ist permanent im Wandel. Auch die Kunstszene der Stadt erfindet sich immer wieder neu....
-
13.09.2024 - 31.03.2025Mariechen Danz (* 1980 in Dublin, Irland) erhält den GASAG Kunstpreis 2024. Die von der GASAG...
-
08.11.2024 - 10.02.2025Rineke Dijkstra (*1959) zählt zu den renommiertestenFoto- und Videokünstler*innen weltweit. Die...
-
24.06.2022 - 10.10.2022
ÖFFNUNGSZEITEN
Mittwoch–Montag 10:00–18:00 Uhr
EINTRITTSPREISE
Tageskarte 8 Euro
Ermäßigt 5 Euro (gilt auch für Gruppen ab 10 Personen)