Das Plakat. 200 Jahre Kunst und Geschichte
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Ausstellung28.02.2020 - 20.09.2020
Der Erste Weltkrieg – die Anfänge des politischen Plakates
Politische Plakate – nach den kulturellen Plakaten und der Produktwerbung der dritte Themenbereich – kamen erstaunlich spät auf: abgesehen von wenigen Ausnahmen für politische Zeitschriften geschah dies erst während des Ersten Welt-kriegs. Die Bildsprache entstammte der Historienmalerei und der politischen Karikatur des 19. Jahrhunderts. Weitere Höhepunkte des frühen politischen Plakates waren die Wahlplakate der Weimarer Republik und die Propagandaplakate während des russischen Bürgerkrieges.
Avantgarde und Art Déco
Nach dem Ersten Weltkrieg kam es in Frankreich zu einer eigenständigen Entwicklung. Das Pariser Art Déco-Plakat gehört zu den Höhepunkten in der Geschichte des Plakates. Der führende Künstler war Adolphe Mouron, genannt Cassandre, der zwischen 1925 und 1935 rund 100 Plakate entwarf, die ihn in den Augen Vieler zum bedeutendsten Plakatkünstler des 20. Jahrhunderts machen. Etwa zur selben Zeit entstanden am Bauhaus in Weimar oder auch in der de Stijl-Bewegung in den Niederlanden Plakate mit klaren Farbflächen und strenger Schriftgestaltung. Herbert Bayer und Jan Tschichold, Walter Dexel oder auch Piet Zwart sind nur einige der Designer*innen, die mit der Avantgarde der 1920er Jahre neue Wege für die Plakatgestaltung wiesen. Auch die Plakate der russischen Avantgarde gehören zum Besten der Plakatkunst. Auf dem Gebiet des sowjetischen Filmplakates taten sich vor allem die Brüder Stenberg hervor. Sie verstanden sich als Fotomonteure, die allerdings aus technischen Gründen mit der traditionell gezeichneten Lithografie vorlieb nehmen mussten. Gustav Klucis dagegen, führender Grafiker der staatlichen Propaganda, setzte häufig die Fotomontage ein.
Nationale Plakatschulen nach dem Zweiten Weltkrieg
Besonders hervorzuheben ist der sehr typografisch und geometrisch angelegte Stil der Schweizer Plakatkünstler*innen. Armin Hofmann in Basel und Josef Müller-Brockmann in Zürich gehören hier zu den führenden Protagonisten. Als ein Gegenpol können die humorvollen Plakate des Franzosen Raymond Savignac oder des Schweizers Herbert Leupin angesehen werden. Während in Westeuropa der Internationale Stil vorherrschte, entstanden auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs, allen voran in Polen, nationale Plakatschulen, in denen die individuelle Handschrift einzelner Zeichner*innen dominierte. Vor allem Henryk Tomaszewski und seine Nachfolger*innen, darunter Jan Lenica und Roman Cieslewicz, ragen aus der Fülle polnischer Plakatkünstler*innen heraus.
Pop Poster
In den 1960er Jahren kam es im Zuge der Pop Art zu einem neuen Höhepunkt in der Plakatgeschichte. Überall eröffneten Poster Shops und boten die bunten, oft psychedelischen Drucke einer neuen Generation von Künstler*innen an. An der Westküste in den USA zeichneten Victor Moscoso oder Wes Wilson ihre berühmten Musikplakate, während in Tokio Tadanori Yokoo seine verwirrenden und neuartigen Siebdrucke entwarf. In Frankfurt schuf Günter Kieser unvergessliche Porträts von Jimi Hendrix oder Frank Zappa, in London erfand Michael English mit seiner Gruppe Hapshash treffende Bilder für eine Jugend im Aufbruch. Die Protestplakate der 68er-Generation fügten sich fast nahtlos in diese neuartige Bilderwelt. Einmal mehr wurde das Plakat zum führenden Ausdrucksmittel seiner Zeit.
Globalisierung und Digitalisierung
Internet und Digitalisierung bedeuten für Plakate vor allem zweierlei: Zum einen verbreitete sich das europäische Konzept des Plakates und mit ihm eine sich immer mehr angleichende Bildsprache rund um die Welt. Werbung wird seit drei Jahrzehnten zunehmend international. Erfolgreichstes und zugleich umstrittenstes Beispiel sind die Plakate der italienischen Modemarke Benetton in den 1990er Jahren, die der Italiener Oliviero Toscani konzipierte und erfolgreich in über 120 Staaten verbreiten ließ. Auch anspruchsvolle Plakatgestaltung findet seither in einem weltweiten Austausch statt. Japanische oder chinesische Designer*innen wie Makoto Saito oder Kann Tai-keung gewinnen mit ihren spektakulären Plakatentwürfen internationale Auszeichnungen. Während diese und viele andere Designer*innen nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten bekannt sind, gelingt es dem Amerikaner Shepard Fairey mit populären und zugleich zeitgemäßen Bildern ein großes Publikum zu erreichen.
Die Plakatsammlung des MKG
Als einer der Ersten begann MKG-Gründungsdirektor Justus Brinckmann bereits vor 130 Jahren Plakate zu sammeln. 1896 veranstaltete er eine Ausstellung mit 400 Objekten aus Europa und den USA, darunter zeitgenössische Meisterwerke wie die Arbeiten von Toulouse-Lautrec oder auch, mit Brinckmanns Worten, „die erstaunlichsten Riesen-Placate aus dem gelobten Land der Reclame“. Er meinte damit sechs Meter breite Theaterplakate aus New York. Seither ist die Plakat-sammlung des MKG kontinuierlich gewachsen und hat eine einzigartige Breite, Vielfalt und Qualität entwickelt.
Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung: „Das Plakat im Wandel der Zeit zu betrachten, die unterschiedlichen Einflüsse wie Kunststile und -schulen zu beleuchten und das noch heute allgegenwärtige Medium bis zur Globalisierung und ins digitale Zeitalter zu verfolgen, ist ein gleichermaßen ambitioniertes wie spannendes Projekt. Der seit der Gründerzeit stetig weitergeführte reiche Sammlungsschatz des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg war die Forschungsgrundlage für die umfangreiche Auseinandersetzung mit dem Plakat.“
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28.02.2020 - 20.09.2020
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr | Eintritt: 12 € / 8 €, Do ab 17 Uhr 8 €, bis 17 J. frei