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Urgesellschaft eine Rauminstallation von Henriche Naumann

In der raumgreifenden Installation Urgesellschaft nutzt Henrike Naumann das Potenzial des künst- lerischen Ausdrucks, um politische und gesellschaftliche Fragen zur Diskussion zu stellen, die, dreißig Jahre nach dem Mauerfall, teilweise nicht verhandelt wieder zutage treten. Die 1984 in Zwickau geborene, international tätige Künstlerin nutzt dabei Originalmöbel aus der deutsch- deutschen Wendezeit der 1990er Jahre, um mit Hilfe der damaligen ästhetischen Mittel die Erin- nerungen der Besuchenden zu wecken.

Der Titel der Ausstellung schafft dabei bereits eine Brücke zwischen der vergangenen und heuti- gen Zeit, in Bezug auf ihre ideologischen Rahmenpunkten, da das „lineare Treppenmodell marxis- tischer Gesellschaftsentwicklung und das kapitalistische Wachstumsparadigma, einen positiven Bezugspunkt teilen: die Urgesellschaft der Sammler und Jäger als eine Projektion der menschli- chen Fundamente des Sozialen. Naumanns Installation nimmt,“ so der Begleittext zur Ausstellung Ostalgie der Berliner Galerie KOW, in der sie zuvor gezeigt wurde, „die Materialität anthropologi- scher Narrative und reaktionärer Gesellschaftsentwürfe in den Blick. DDR-Alltagsobjekte vermi- schen sich mit cartooneskem Mobiliar zu einer flintstonehaften ‚Neosteinzeit‘ (Markues). Nau- manns Arbeit fragt nach der Anziehungskraft von Utopien, deren Versprechen darin liegt, die Komplexität der Gegenwart zu reduzieren und eine vermeintlich einfache Vergangenheit zu kon- struieren. Eindeutig mit Gewalt und Macht durchgesetzte geschlechtliche, rassische, soziale Ord- nungen bilden die gedanklichen Konstanten dieses imaginierten ‚Retrotopia‘ (Zygmunt Bauman).“

Mit der Vorstellung einer Urgesellschaft wird damit der ideologische Rahmen gesetzt, in dem die ausgestellten Alltagsgegenstände verhandelt werden. Ihrer Zeit und ihres ursprünglichen Nutzens entrückt, wird das verwendetet Mobiliar somit zum Träger verschiedener Erzählebenen und sieht sich der heutigen Gesellschaft gegenübergestellt. Nicht zuletzt durch die Besuchenden und dem Ort selbst, die mit ihren eigenen Lebensrealitäten den historischen Kontext neu definieren.

Der architektonische Komplex, die sogenannte „Parteisäge“ – des ehemaligen SED Bezirkslei- tungsgebäudes – in dem die Ausstellung präsentiert wird, ist ebenfalls ein Symbol dieser Zeit. Er wurde früher von Blumenbeeten und Paraden gerahmt und liegt nun, obschon mitten in der Stadt und wieder mit Behörden besetzt, heute ein wenig unbeachtet und abseits des städtischen Lebens.

Was soll sich daraus entwickeln? Wie passen die gelebten Vorstellungen mit den heutigen zu- sammen und was wird in Zukunft daraus? Nicht zuletzt bietet gerade dafür der eingerichtete Chemnitz Open Space einen Raum sich diesen Fragestellungen zu stellen und Altes mit Neuem zu verbinden oder weiterzuentwickeln.






  • 22.06.2019 - 24.07.2019
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    Museum am Theaterplatz | Theaterplatz 1 | 09111 Chemnitz |Tel. +49 (0)371 488 4424 | www.kunstsammlungen-chemnitz.de



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