Im Blick Spontan erfasst. Faszination Ölskizze
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Ausstellung23.05.2019 - 08.09.2019
Ölskizzen sind flüchtig festgehaltene Momentaufnahmen. In diesen zumeist kleinformatigen Werken entwickelten Künstlerinnen und Künstler ihre individuelle Handschrift. Die Ausstellung Spontan erfasst. Faszination Ölskizze widmet sich diesem selten gezeigten Genre und führt anhand von Arbeiten aus dem Belvedere-Bestand dessen besonderen Reiz vor Augen.
Die Reihe IM BLICK betrachtet Werke der Belvedere-Sammlung aus ungewohnter Perspektive. Dieses Mal präsentiert sie der Öffentlichkeit Arbeiten, die ursprünglich weder zum Verkauf noch für fremde Augen bestimmt waren.
Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere: „Diese IM BLICK Ausstellung präsentiert Werke aus der Sammlung des Belvedere, die zum Teil seit Jahrzehnten nicht mehr zu sehen waren oder sogar erstmals ausgestellt sind. Damit bieten wir in Ergänzung zu unserer Schausammlung im Oberen Belvedere einen neuen, frischen Blick auf Kleinode in unserem Haus.“
In der Kunstwelt werden Ölskizzen vor allem aufgrund ihrer Spontanität und ihres ungewohnt intimen Blicks auf das kreative Schaffen von Künstlerinnen und Künstlern geschätzt. Kurator Rolf H. Johannsen konzentriert sich in dieser Schau auf die Entwicklung der Ölskizze vom frühen 19. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.
„Die Ölskizze ist ein Genre, das es zu entdecken gilt. Sie zu betrachten ist ein kleines ‚Seh-Abenteuer‘. Es ist der sprichwörtliche Blick über die Schulter der Künstlerin oder des Künstlers, der ihren besonderen Reiz ausmacht“, so Rolf H. Johannen.
Zur Ausstellung
Die Kunstgeschichte unterscheidet zwischen Ölskizzen und Ölstudien. Während Ölskizzen als autonome Kunstwerke charakterisiert werden, dienen Ölstudien in erster Linie als Vorarbeiten für Gemälde. Beide haben ihren Ursprung vor dem 19. Jahrhundert: primär in funktionsgebundenen Entwürfen, die zur Grundlage von Verträgen zwischen Kunstschaffenden und Auftraggebern werden konnten. Als um 1800 die Freilichtmalerei aufkam, entwickelte sich mit ihr ein weiterer Bereich künstlerischen Schaffens: das Arbeiten in freier Natur, das sich mit der Pleinairmalerei im Impressionismus endgültig durchsetzte. Im Zuge dieser Entwicklung erlangte auch das Format der Skizze neben seiner bisherigen Funktion eine bis dahin ungekannte Autonomie.
Die Grenzen zwischen Skizzen und Studien sind fließend, das Ausstellungskonzept durchbricht sie daher bewusst und zeigt beide neben ausgeführten Gemälden in einem übergreifenden Zusammenhang. Aus der ursprünglichen Funktion des Formats, einen flüchtigen Augenblick festzuhalten, ergibt sich die thematische Gliederung der Schau in Wolken – Landschaft – Figur.
Autonome Wolkenstudien kamen um 1800 auf. Auslöser waren meteorologische Beobachtungen und die bis heute gültige wissenschaftliche Klassifizierung der Wolken, die 1803 von Luke Howard publiziert wurde. So begann der Künstler John Constable um 1800 in England, sich mit Himmelsphänomenen zu beschäftigen, und malte ab 1820/21 „reine“ Wolkenbilder. Als Protagonist der deutschen Romantik in Dresden befasste sich Caspar David Friedrich explizit mit dem Wolkenbild, worin auch die Vorliebe dieser Epoche für das lediglich Angedeutete und ständig Wandelbare zum Ausdruck kommt. Vergleichbare Autonomie scheinen Wolkenstudien in Österreich nur in Ausnahmefällen erreicht zu haben, so etwa beim Dichter Adalbert Stifter. Es ist kaum bekannt, dass dieser sich in seinen Anfangsjahren als Landschaftsmaler definierte, bevor er sich der Dichtkunst widmete. Seine eindringlichen literarischen Naturschilderungen blieben nicht ohne Einfluss auf die österreichische Landschaftsmalerei. Diese wurde Anfang der 1880er-Jahre unter anderem von Emil Jakob Schindler vorangetrieben, der gemeinsam mit Olga Wisinger-Florian, Tina Blau und Carl Moll in der Natur malte. Schindler, der zur Vaterfigur des österreichischen Stimmungsimpressionismus wurde, pflegte ein besonders vertrautes Verhältnis mit Tina Blau. Die Grenzen zwischen klassischer Ölskizze und dem als „fertig“ und damit als ausstellungs- und verkaufswürdig erachteten Gemälde begannen mit dem Aufkommen des Impressionismus zusehends zu verschwimmen, was besonders im Werk von Tina Blau deutlich wird.
Figurenstudien gewannen in der Ringstraßenzeit verstärkt an Bedeutung, als sich das gesteigerte Repräsentationsbedürfnis des zu Reichtum gekommenen Bürgertums in öffentlichen Prachtbauten und deren malerischer Ausstattung niederschlug. Dies führte zum Wiederaufleben von Mythos und Allegorie und damit der Darstellung von Figuren. Studien dienten in dieser Epoche als Vorlagen für die Innengestaltung von Museen oder Theatern. Protagonisten dieser Zeit waren Hans Makart, Hans Canon sowie Gustav Klimt und seine Künstler-Compagnie, die wiederholt von den Theaterarchitekten Ferdinand Fellner und Hermann Helmer mit der malerischen Ausstattung ihrer Bauten beauftragt wurde.
Skizzen und Studien gelangten häufig erst nach dem Tod von Künstlerinnen und Künstlern an die Öffentlichkeit. Von Museen – auch vom Belvedere – wurden sie erst spät und in aller Regel nicht systematisch erworben.
KÜNSTLER_INNEN IN DER AUSSTELLUNG Tina Blau Joseph Brunner Wilhelm Busch Hans Canon Ludwig Czerny Johan Christian Claussen Dahl Caspar David Friedrich Friedrich August Mathias Gauermann Cecil van Haanen Theodor von Hörmann Ernst Juch Ernst Klimt Edmund Mahlknecht Hans Makart Hans von Marées Carl Moll Koloman Moser Mihály von Munkácsy August von Pettenkofen Rudolf Ribarz Anton Romako Emil Jakob Schindler Carl Spitzweg Adalbert Stifter Johann Till der Jüngere Ludwig Willroider Olga Wisinger-Florian
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23.05.2019 - 08.09.2019
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