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Art Déco. Grafikdesign aus Paris

verlängert bis 21. Oktober 2018
Art Déco gilt als ein Stil der dekorativen Künste, dessen Anfänge im Paris der Jahre um 1910 liegen. In etwa zeitgleich mit radikaleren Spielarten der künstlerischen Avantgarde (z.B. de Stijl, russische Avantgarde und Bauhaus) angesiedelt, verbindet Art Déco mit anderen führenden Kunstrichtungen zwar ein umfassender künstlerischer Ansatz, jedoch fehlt ihm eine soziale Komponente. Es geht nicht um eine Kunst, die alle erreichen will, sondern um eine Kunst für eine weltoffene und wohlhabende Elite. Der Name Art Déco entsteht 1925 mit der Weltausstellung in Paris: Exposition internationale des arts décoratifs et industriels modernes, deren Schwerpunkt auf den angewandten Künsten, weniger auf den industriellen Leistungen der teilnehmenden Länder liegt. Neben den üblichen Länderpavillons gibt es zudem mehrere Ausstellungsgebäude, die der französischen Luxusgüterindustrie gewidmet sind. Bei Art Déco denkt man an opulent geschwungene Formen, an exquisite Möbel, kostbare Stoffe und raffinierte Kleider – doch nur selten an Grafik. Dabei kam es auch auf dem Gebiet des gedruckten Bildes zu bemerkenswerten Leistungen. Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) hat in den letzten Jahren eine in Deutschland einmalige Sammlung an Pariser Drucken vor allem aus den 1920er Jahren erworben. Von den über 700 Blatt sind rund 250 Werke von Künstlern wie George Barbier, Jean Carlu, Paul Colin, Paul Iribe, Georges Lepape, Charles Loupot, André Édouard Marty und AM. Cassandre in der Ausstellung zu sehen. Präsentiert werden Plakate, Illustrationen (v.a. Pochoirdrucke) und Anzeigen, vor allem aus den Zeitschriften Vogue und L’Illustration. Es mag erstaunen, hier Anzeigen gleichberechtigt aufgeführt zu sehen. Doch in bebilderten Großformaten etablieren sie sich erst ab 1918 als neue, dem Plakat ebenbürtige Form der Werbung, werden von führenden Künstlern entworfen und spiegeln die großen Themen dieser Zeit wieder: das Auto, das in den Jahren um 1930 in gestalterischer Hinsicht einen Höhepunkt erlebt, das französische Chanson, das in den zwanziger Jahren groß wird, die Haute Couture, die in dieser Zeit in Paris entsteht, und nicht zuletzt Tanz und Cabaret, die damals besonders in der Hauptstadt eine wichtige Rolle spielen.

Grafikdesign in Paris
Das Grafikdesign erlebt in den 1920er Jahren international eine Blütezeit und spielt in den großen Avantgardebewegungen eine wichtige Rolle. Es kommt zu vielen neuen Entwicklungen, sei es in der Schriftgestaltung, im Layout oder in der Illustration. Vor allem die verschiedenen Bereiche der Werbung, von denen die meisten bereits im Jugendstil entstehen, können sich nach dem Ersten Weltkrieg wirklich entfalten und sorgen für unzählige neue Aufgaben und Aufträge für Grafiker, Designer und Plakatkünstler. Unter den zahlreichen Gebieten der angewandten Grafik sind es vor allem drei Bereiche, die im Pariser Art Déco zu bedeutenden, eigenständigen Entwicklungen führen: das Plakat der Jahre um 1930, Illustrationen, die in der Regel im innovativen Pochoir-Verfahren gedruckt werden, und Anzeigen für Zeitschriften. Diese erscheinen im Rückblick als besonders charakteristisch, da Schriftgestaltung und Layout, im Vergleich etwa mit Tendenzen im Bauhaus, eine eher untergeordnete Rolle spielen.

Plakate
Die Plakate der Jahre zwischen 1920 bis 1930 gehören zu den charakteristischen Ausdrucksformen des Art Déco und gelten auch international als ein Höhepunkt der Plakatgeschichte. Anknüpfend an die große Zeit des Pariser Jugendstilplakates in den 1890er Jahren gelingt es einer kleinen Gruppe von Künstlern, in diesem mittlerweile alltäglichen Medium einen bleibenden Akzent zu setzen. Dabei geht es in Paris nicht um die Entwicklung und den Einsatz neuer Techniken oder Bildformen, sondern um die möglichst spektakuläre einzelne Bild-Erfindung. Stilistisch berufen sich die meisten Pariser Plakatmaler auf den Kubismus als Vorbild, der in den 1920er Jahren in verschiedenen Künstlergruppen zu durchaus dekorativen Formen weiterentwickelt wird. Plakate werden in Gouache oder sogar in Öl an der Staffelei entworfen und dann traditionell lithografisch gedruckt. Zu den führenden Plakatmalern gehören AM. Cassandre, Charles Loupot, Jean Carlu und Paul Colin, jeder von ihnen mit einem unverwechselbaren Stil. Cassandre gilt noch heute als größter Plakatkünstler des 20. Jahrhunderts. Er schafft zwischen 1925 und 1935 rund hundert Plakate, jedes von ihnen auf seine Weise einzigartig, viele von ihnen Meisterwerke, die bis heute die Balance zwischen moderner Gestaltung und eindringlicher Wirkung halten. Während Cassandre und Loupot vor allem im Bereich der Produktwerbung tätig sind, bedient Jean Carlu die ganze Bandbreite vom politischen Plakat über die Produktwerbung bis zum Theaterplakat. Paul Colin dagegen spezialisiert sich auf die Theater- und Cabaret-Bühnen der Stadt. Er porträtiert viele große Sängerinnen und Schauspieler der Zeit. Einer der Höhepunkte der Ausstellung ist Colins Mappenwerk über die Revue nègre, die Tanzcompagnie der Josephine Baker, die mehrfach in Paris gastiert und für die Colin auch Bühnenbilder und Kostüme entwirft.






  • 04.05.2018 - 21.10.2018
    Ausstellung »

    Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr | Eintritt: 12 € / 8 €, Do ab 17 Uhr 8 €, bis 17 J. frei



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  • Paul Iribe, Illustration aus Les Robes des Paul Poiret, 1908, Radierung und Pochoirdruck, 31 x 27,7 cm, Foto: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
    Paul Iribe, Illustration aus Les Robes des Paul Poiret, 1908, Radierung und Pochoirdruck, 31 x 27,7 cm, Foto: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Paul Colin, Josephine Baker tanzt, 1927, Tafel aus dem Mappenwerk Le Tumulte noir, kolorierte Lithografie, 47 x 33 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
    Paul Colin, Josephine Baker tanzt, 1927, Tafel aus dem Mappenwerk Le Tumulte noir, kolorierte Lithografie, 47 x 33 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Roger de Valério, Besos frios – Tango Milonga, um 1925, Notentitel, Lithografie, 34,8 x 27,2 cm, Foto: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
    Roger de Valério, Besos frios – Tango Milonga, um 1925, Notentitel, Lithografie, 34,8 x 27,2 cm, Foto: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg