WOLFGANG MATTHEUER - Bilder als Botschaft Verlängerte Laufzeit - bis 01.10. 2017 Über 10.000 Gäste besuchten die Retrospektive von Wolfgang Mattheuer

Seit Juli 2017 stellt die Kunsthalle Rostock über 80 Werke des Leipziger Bildermachers Wolfgang Mattheuer aus. Darunter befinden sich zahlreiche Leihgaben aus den deutschen und internationalen Museen, wie der Berliner Nationalgalerie, der Kunstsammlung Dresden und dem Ludwig Museum in Budapest. Nach dem großartigen Ergebnis von über 10.000 Besuchern ist die Kunsthalle Rostock froh die Laufzeit der Ausstellung bis zum 1.Oktober 2017 verlängern zu dürfen.

Wolfgang Mattheuer gilt als einer der Begründer der Leipziger Schule, die das Verständnis vom Realismus in der Malerei der ehemaligen DDR durch die Mehrdeutigkeit und Metaphern in den Bildern prägte. Mattheuer betrachtete die Zustände dieser Zeit gesellschaftskritisch und beschäftigte sich mit dem Menschen als Individuum im Verhältnis zu einer Gemeinschaft. Auch das menschliche Eingreifen in die Natur spielt eine wichtige Rolle in der Themenwahl der Bilder. Seine Metaphern bedienen sich der Literatur des 19. Jahrhunderts und weltbekannten Gleichnissen wie die biblische Geschichte um die Brüder Kain und Abel oder mythologischen Figuren, wie Sisyphos oder Prometheus. Die Spätwerke des Künstlers (nach 1990) verbildlichen seine Gedanken an eine gesellschaftliche Umstrukturierung und deren Auswirkung in Bezug auf die ersehnte Freiheit. (Nichts Neues im neuen Jahrhundert, 2002).

Einen weiteren Schwerpunkt der Retrospektive bilden die Landschaften, welche mehr als die Hälfte des Gesamtbestandes seiner Werke ausmachen und romantische Tradition mit seinem typischen Stil des kritischen Realismus verbinden. Die anfänglich scheinbar eindeutigen Aussagen der Bilder von Wolfgang Mattheuer verleiten den Betrachter schnell dazu nach dem übergeordneten Sinninhalt der surrealen Figuren zu suchen.

Begleitend zur Ausstellung erscheint das Werkverzeichnis der Gemälde Wolfgang Mattheuers, welches mit 742 Bildern das komplette malerische Werk abbildet.

Aus Anlass des 90. Geburtstags des Leipziger Bildermachers Wolfgang Matt-heuer, richten ihm gleich zwei Museen eine umfassende Retrospektive aus: die Kunsthalle Rostock vom 1. Juli - 17. September und das Museum de Fundatie im niederländischen Zwolle vom 14. Oktober 2017 – 7. Januar 2018. Beide Museen haben in den letzten Jahren wiederholt Ausstellungen mit Künstlern der Leipziger Schule gezeigt – in Rostock 2014 Werner Tübke - Michael Triegel. Zwei Meister aus Leipzig und 2015 Arno Rink - Werkschau, in Zwolle 2017 Werner Tübke – Ein Meistermaler zwischen Ost und West. Die Ausstellung in Zwolle ist die erste Retrospektive Mattheuers außerhalb der DDR.

Die Werkschau vereint über 80 der zentralen Gemälde Wolfgang Mattheuers; zu sehen sind Leihgaben aus allen wichtigen deutschen Museen, wie dem Frankfurter Städel, der Berliner Nationalgalerie, den Kunstsammlungen Dres-den oder der Hamburger Kunsthalle sowie aus internationalen Museen, wie dem Mumok Wien und dem Ludwig Museum Budapest. Unter dem schlagkräftigen Titel Bilder als Botschaft liegt der Fokus der Ausstellung auf den gleichnishaften, metaphorischen Bildern Mattheuers, für die er weithin bekannt geworden ist. Als scharfer Beobachter seiner Zeit, stellt er in seinen Gemälden Fragen zum Zustand der Gesellschaft, zum Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft (Die Ausgezeichnete, 1974), von Natur und deren Domestizierung und Technisierung durch den Menschen (Ein weites Feld, 1973), von Freiheit und deren Scheitern (Hinter den 7 Bergen, 1973).

In der Ausstellung wird Mattheuers Sonderstellung deutlich, biblische Gleichnisse (Kain und Abel), mythologische Figuren (Ikarus, Sisyphos, Prometheus) und literarische Stoffe (Heinrich Heine) zu adaptieren, die er für seine Bildaussage transformiert, kombiniert, verdichtet und zu seiner eigenen Lebenswirklichkeit in Bezug setzt. Mittels Verknappung und Straffung der Form, die an Max Beckmann oder Karl Hofer erinnert, entstehen so eingängige Kompositionen, die der anfänglich eindeutigen Bildaussage doppelsinnige und oft gesellschaftskritische Inhaltsebenen hinzufügen. Sein einzigartiges Gespür für die Verquickung von Form und Inhalt begründet zudem die ikonische Wiedererkennbarkeit seiner Bilder und Skulpturen. Seine bisweilen surrealen Figuren (Horizont, Koloss II, 1970) stehen stellvertretend für die Befindlichkeiten einer ganzen Gesellschaft, manchmal eines ganzen Jahrhunderts. Exemplarisch hierfür ist seine Bildschöpfung des Jahrhundertschritts, ein kopfloses Wesen, welches von seinen Extremitäten regelrecht auseinandergerissen wird – ein Gleichnis für die Zerrissenheit des 20. Jahrhunderts zwischen den beiden Diktaturen.

Die Retrospektive zeigt auch Gemälde aus dem Spätwerk Mattheuers nach 1989/90, die bisher sehr selten öffentlich zu sehen waren. In ihnen potenzieren sich die Fragen nach Veränderung und Erfüllung der ersehnten Freiheit, insbesondere auch nach dem Systemwechsel. Dass diese Sehnsüchte und Hoffnungen weitgehend unerfüllt geblieben sind und gegen neue Unfreiheiten eingetauscht wurden, auch davon künden die späten Bilder (Hinter den 7 x 7 Bergen, 1993; Nichts Neues im neuen Jahrhundert, 2002).