Akademie der Künste, Berlin
Gabriele Münter Preis 2017
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Ausstellung15.03.2017 - 17.04.2017
Die Amerika-Fotografien sind nicht nur die erste Ausprägung ihrer künstlerischen Eigenart, sondern überraschen auch durch den unkonventionellen Blick auf das karge Leben in der amerikanischen Prärie. Klar strukturierte Kompositionen mit einfachen Schuppen mitten im Nirgendwo der Landschaft, die Lektüre auf dem Fußboden in der Holzhütte und die Selbstverständlichkeit des Sonntagsstaates schwarzer Amerikanerinnen zeugen von menschlicher Nähe und zeichnerischem Gespür in der Schwarz-Weiß-Ästhetik. Eine Leidenschaft, die in ihren Holzschnitten ebenso wie in ihren an die Neue Sachlichkeit erinnernden Zeichnungen aus der Mitte der 1920er-Jahre weiterleben sollte. Auch ihre Beschäftigung mit der Hinterglasmalerei, die oftmals durch schwarze Konturen strukturiert ist, geht auf diese Anfänge zurück. Ein Konvolut ihrer Fotografien und zwei spätere Zeichnungen sind ausgewählt worden, weil sie auf eindringliche und evidente Weise zu zeigen vermögen, dass Münter auch „vor“ Kandinsky mit Talent und klar strukturierten Bildvorstellungen versehen war, die sie in die Phase ihrer bekannten Ölstudien mit einer rigorosen Reduzierung auf beinahe geometrische Figuren einspeisen kann. Diese Fotografien widersprechen dem weit verbreiteten Klischee einer unbewussten und instinkthaften Arbeitsweise der Künstlerin. Die Rezeption ihrer Arbeit und die eigene, mitunter aggressive Verstrickung in die Widersprüchlichkeit ihrer Zusammenarbeit und Liebe zu Kandinsky überschatten lange Zeit diese Seite ihrer Arbeit. Darum haben wir uns entschieden, diese Auswahl von Arbeiten der Künstlerin im Zusammenhang mit dem GABRIELE MÜNTER PREIS zu zeigen. Sie rückt ihre frühe Begabung in den Vordergrund und befragt gängige Interpretationen ihres Werks. Gerade angesichts einer Generation von Künstlerinnen, deren Arbeits- und Rahmenbedingungen sich heute verändert haben, mag die frühe Verdichtung von Ausschnitten und Motiven bei Münter eine ungewohnte Sicht auf bekannt Geglaubtes in der Klassischen Moderne eröffnen. Angela Lammert, Akademie der Künste, Berlin
Jury-Begründung zur Wahl der Preisträgerin GMP 2017
Es ist das Gesamtwerk von Beate Passow, das in seiner konsequenten Haltung die Jury überzeugte. Sie zeigt mit ihrer radikalen, politischen Kunst, die in der heutigen Zeit angesichts der starken Veränderungen in der Parteienlandschaft und im globalen Gefüge bewusst werden lässt, wie wichtig es ist, die Historie auch in der Kunst zu befragen.
Beate Passow tut dies zeit ihres Lebens. Nicht von ungefähr ist ihr Geburtsdatum 1945 für ihre künstlerische Sozialisation entscheidend. Sie studiert zunächst Malerei, wendet sich aber schon sehr früh mit ihren engagierten Beobachtungen der Fotografie zu. Ein Medium, das ihren politischen Blick auf gesellschaftliche Phänomene adäquat transportiert. Dabei lässt sie sich in keiner Weise auf ein Bildprogramm festlegen: setzt fragwürdigen Herrschaftssystemen, übermäßiger Ökonomisierung des Individuums und einer zunehmenden Überwachung ihre Kamera entgegen. Sie kontert quasi mit den gleichen Waffen und dem künstlerischen Blick und der Ästhetik. Der GABRIELE MÜNTER PREIS 2017 geht an eine Künstlerin, die ihr Geschichtsverständnis, ihre eigene Biografie und ihre kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen und politischen Bedingungen der Gegenwart in ihrem künstlerischen Schaffen als zentrales Thema umsetzt.
Mitglieder der Jury
Ines Bruhn (Kuratorin, BBK)
Birgit Hein (Akademie der Künste, Berlin)
Ulrike Kremeier (dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus) Ute Pauling (Kulturredakteurin, WDR/ARD)
Ulrike Rosenbach (Preisträgerin des GMP 2004)
Rein Wolfs (Intendant, Bundeskunsthalle, Bonn)
Martina Gräfin von Bassewitz (BMFSFJ)
Gerlinde Förster (GEDOK)
Marianne Pitzen (Frauenmuseum, Bonn)
Ulla Windheuser-Schwarz (BBK)
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15.03.2017 - 17.04.2017
Preisverleihung und Ausstellungseröffnung: Dienstag, 14. März 2017, 19 Uhr, Eintritt frei
Ausstellung: 15. März - 17. April 2017
Di–So 11–19 Uhr, Eintritt EUR 4/2, bis 18 Jahre und dienstags von 15 bis 19 Uhr Eintritt frei
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin, Tel. 030 20057-2000, info@adk.de