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Inspiration Fotografie – Von Makart bis Klimt.

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Die Erfindung der Fotografie im Jahr 1839 löste bei Künstlern Faszination und Schrecken zugleich aus: Hatten beispielsweise Porträtmaler zu Recht Angst vor einem drastischen Rückgang ihres Geschäfts, entdeckten andere rasch die zahlreichen Möglichkeiten, die ihnen das neue Medium eröffnete. Sie benutzten es, um ihre Werke in billigen Reproduktionen unter die Leute zu bringen und auf demselben Weg Kenntnis von den neuesten Trends im internationalen Kunstgeschehen zu erlangen. Doch auch als Erinnerungsstützen oder direkte Vorlagen wurden Fotogra fien bald unentbehrlich. Viele Maler lernten, selbst mit der Kamera umzugehen, oder beschäftigten Berufsfotografen, die hier eine spezielle Marktnische vorfanden. Auf Reisen, im Atelier und im Kunstunterricht wurde unermüdlich fotografiert ernsthaft oder zum Spaß , was Lichtbilder hervorbrachte, die sich von den Konventionen weit entfernten.

Die Ausstellung Inspiration Fotografie . Von Ma kart bis Klimt in der Orangerie des Unteren Belvedere präsentiert vom 17. Juni bis 30. Oktober 2016 ein Thema, das an einem Tabu rührt. War den Zeitgenossen sehr wohl bekannt gewesen, dass Maler von Hans Makart bis zu den Mitgliedern von Gustav Klimts Künstler - C ompa gnie eine ausgesprochene Vorliebe für die Fotografie hatten, man sie auch in der Akademie in Wien betrieb und sammelte, redete man nach 1900 nicht mehr offen darüber. Der spielerische und kreative Umgang mit dem Medium, der bisher üblich gewesen war, ging genau zu dem Zeitpunkt verloren, als die Wiener Secession erstmals Lichtbilder als eigenständige Kunstwerke ausstellte. Maler als Fotografen und Fotosammler zu entdecken eröffnet uns einen Blick in eine bisher ungeahnte Bilderwelt.

Das Interesse für das technische Bild zieht sich durch das gesamte Spektrum der Malerei des 19. Jahrhunderts: Wer sich auf Historiengemälde oder auf Orientbilder spezialisierte, wer dem Raumausstattungen, r epräsentative Porträts oder intime Genreszenen schuf, verzichtete nicht auf die Fotografie. Die ursprüngliche und durchaus nicht unbegründete Angst vor der Marginalisierung der bildenden Kunst durch die Technik verwandelte sich in eine erfindungsreiche Int egration der neuen Möglichkeiten in den eigenen Schaffensprozess wie kreativ österreichische Künstler dabei vorgingen, wird nun erstmals mit zahlreichen Beispielen belegt.

Schon die kleinen Daguerreotypien spiegelnde Einzelstücke mit faszinierend präziser Zeichnung dienten etwa Josef Kriehuber als Vorlagen für druckgrafische Porträts, doch erst das ab den 1850er - Jahren sich durchsetzende Papierbild bot den Malern tatsächlich neue Anwendungsmöglichkeiten . Noch waren sie erwünschte Retuscheure der wenig detailreichen Fotografien, doch schon Carl Rahl und Friedrich von Amerling ließen eigene Entwürfe fotografieren, um sie farbig zu überarbeiten: Das vervielfältigbare Lichtbild machte aus einer Skizze den Au sgangspunkt für mehrere malerische Varianten. Auch das Malen auf eigens dafür gekauften Fotografien wiesen selbst anerkannte Meister wie Franz Alt nicht von sich. Und die Akademie der bildenden Künste in Wien erwarb ab der Mitte der 1850er - Jahre Fotografie n in - und ausländischer Provenienz in allerhöchster Qualität wer sich in Frankreich oder München mit den neuesten Strömungen der Malerei vertraut machte, lernte ganz von selbst , Fotografien zu schätzen und als Inspiration oder Unterrichtsmaterial zu nutz en.

Auch Hans Makart oder der als Orientspezialist bekannte Leopold Carl Müller benutzten Fotografien ohne Scheu. 1875/ use meldete. Es Erinnerungsstütze oder Vorlage Verwertbares ebenso wie rein Vergnügliches. Wer im Einzelnen als Autor jener Fotografien angesehen werden kann, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Obwohl Makart in seiner Jugend in einem Salzburger Fotostudio ausgeholfen hatte Hilfe vor Ort in Anspruch genommen haben, weil das Prozedere der frühen Lichtbildnerei anstrengend (und zeitraubend) war. Doch nur wenig später bewirkten wesentliche , um in Schnappschüssen festzuhalten, was ihnen a uffiel. Wie zahllose Beispiele von Alfred Roller bis Artur Nikodem zeigen, wussten viele von ihnen die Kamera mit einer Freiheit zu handhaben, die der professionellen Lichtbildnerei, aber auch den gutbürgerlichen Knipsern fehlte.

Einer ganz anderen Kateg orie gehören jene nach und nach aus Künstlernachlässen auftauchenden Inszenierungen an, in denen etwa vom jungen Gustav Klimt, von Adolf Hirémy - Hirschl oder von Johann Viktor Krämer Posen, Kostüme und Accessoires erprobt wurden. Rascher als jeder Zei chenstift dokumentierte die Kamera das Gewünschte, hielt es als Studie oder Vorlage fest allerdings ohne den jeweils mitgedachten mythologischen, historischen oder allegorischen Kontext. Was damals an posaunenden Engeln (auf Matratzen anstelle von Wolken ), heroischen Kriegern (mit Bilderrahmen statt Schilden in der Hand) oder kostümierten Puppen vor die Kamera trat, versetzt uns heute in eine surreale Welt, in der sich Tatsachen und Träume, Fantasien und prosaische Details in aufregender Weise durchdringe n: eine Welt, die ganz und gar nicht unseren üblichen Vorstellungen von der vorletzten Jahrhundertwende entspricht.


Malerei, Ausstellung




  • 17.06.2016 - 30.10.2016
    Ausstellung »
    Österreichische Galerie Belvedere »

    INSPIRATION FOTOGRAFIE Von Makart bis Klimt

    Orangerie
    17. Juni bis 30. Oktober 2016

    Öffnungszeiten

    Täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 21 Uhr

    Regulärer Eintritt 12 Euro (Unteres Belvedere)



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  •  Carl Johan Peyfuss, Modell in Peyfuss‘ Atelier, um 1895 © Photoinstitut Bonartes, Wien Nach einem Glasnegativ
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    Österreichische Galerie Belvedere
  •  Verlag Miethke & Wawra, Reproduktion der Gouache aus dem Atelier Carl Rahls, 1860 © Akademie der bildenden Künste Wien, Kupferstichkabinett Albumin, 29,7 x 48,4 cm,
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    Österreichische Galerie Belvedere
  •  August von Pettenkofen, Ungar. Bauernfuhrwerk am Wasser, 1870/80 © Belvedere, Wien 25 x 43 cm, Öl auf Holz
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    Österreichische Galerie Belvedere
  •  August von Pettenkofen, Der Verwundetentransport II, 1869 © Belvedere, Wien 29,4 x 44,7 cm, Öl auf Holz
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    Österreichische Galerie Belvedere
  •  Hans Makart, Gotische Grabkirche St. Michael, Seitenansicht, 1883 © Belvedere, Wien Öl auf Leinwand mit collagierten fotografischen Reproduktionen, 242 x 282 cm
    Hans Makart, Gotische Grabkirche St. Michael, Seitenansicht, 1883 © Belvedere, Wien Öl auf Leinwand mit collagierten fotografischen Reproduktionen, 242 x 282 cm
    Österreichische Galerie Belvedere
  •  Emil Jakob Schindler, Märzstimmung – Vorfrühling im Wienerwald, um 1884 © Belvedere, Wien 130,5 x 100,5 cm, Öl auf Leinwand
    Emil Jakob Schindler, Märzstimmung – Vorfrühling im Wienerwald, um 1884 © Belvedere, Wien 130,5 x 100,5 cm, Öl auf Leinwand
    Österreichische Galerie Belvedere
  • Johann Victor Krämer, Weiblicher Rückenakt im Atelier © Albertina, Wien
    Johann Victor Krämer, Weiblicher Rückenakt im Atelier © Albertina, Wien
    Österreichische Galerie Belvedere