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Museum Tinguely

Belle Haleine – Der Duft der Kunst

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Ein wichtiges Thema ist unser ambivalentes Verhältnis zum menschlichen Körper und seinen natürlichen Gerüchen, Ausdünstungen und Botenstoffen, die wir durch Desodorierung versuchen zu beeinflussen. Sylvie Fleury beschäftigt sich in Aura Soma (2002) – 102 Fläschchen, die mit Ölen und Wasser in unterschiedlichen Farben gefüllt sind – mit dem Mode-Phänomen der Esoterik und der damit zusammenhängenden Duft-Aroma-Therapie. Piero Manzoni, ein wichtiger Vertreter der italienischen Konzeptkunst, erklärte in Merda d’artista (1961) oder Fiato d’artista (1960) seinen eigenen Körper zum künstlerischen Medium. Dieter Roth imprägnierte sein literarisches Editions- werk Poemetrie von 1968 äusserst provokativ mit einer Mischung aus Pudding und Urin.

In Jana Sterbaks Chemise de Nuit (1993-2013) und Container for Olfactive Portrait (2004) geht es um die vielschichtige erotisch-sexuelle Anziehungskraft unseres Körpers. Die partizipativ-performative Installation The FEAR of Smell – the Smell of FEAR (2006–2015) der norwegischen Künstlerin und Geruchsforscherin Sissel Tolaas dagegen rückt den spannenden Zusammenhang zwischen Angst, Geruch und Ekel sowie unsere zu hinterfragende Haltung dazu ins Zentrum.

Dem gegenüber stehen Ernesto Netos raumgreifende Arbeit Mentre niente accade/ While nothing happens (2008) und Lipzoid Spice Garden (2000), die konstruktiv-minimalistisch anmutende Fainting Couch (2002) von Valeska Soares und Meg Websters monochrome Papierarbeiten und Moss Bed (1986/2005-2015), die unter Verwendung unverfälschter Materialien wie Gewürzen, Lilien und Moos unsere Sehnsucht nach der Natur und letztlich paradiesischen Zuständen aufkommen lassen.

In der begehbaren Installation Volátil (1980–1994) von Cildo Meireles wird der Besucher durch seine körperliche und nicht zuletzt olfaktorisch eingeforderte direkte Partizipation auf frappierende Art und Weise mit starken Emotionen konfrontiert. Mittels des wolkenweichen Talkpuders, einer Kerze und dem schwefelhaltigen, synthetischen Odorierungsmittel, das handelsüblichem Haushaltsgas als Warngeruch beigemischt wird, um uns frühzeitig vor ausströmendem Gas zu warnen, werden Assoziationen an die Schrecken des Holocaust von positiven Gefühlen des Gehens wie über Wolken konterkariert.

Starke Emotionen werden beim Erleben der frühen Video- und Klanginstallation Il Vapore (1975) des amerikanischen Künstlers Bill Viola heraufbeschworen. Der Besucher wird vom intensiven Geruch von Eukalyptusdampf umhüllt, der den ganzen Raum erfüllt. Auf der Basis der Überlagerung verschiedener Zeit- und ReaIitätsebenen stellt der Künstler die Transformation der verschiedenen physikalischen Aggregatszustände von Wasser dar, von der flüssigen Materie zum gasförmigen, ephemeren Dampf. Damit verweist Viola auf die meditativ-transzendentale Qualität der universellen Materie Wasser.

Viele der Fragen, die uns im Zusammenhang mit dem Geruchsinn in der heutigen Zeit beschäftigen, sind auch Inhalt der aus zehn Interviews bestehenden Videoarbeit Smell You, Smell Me (1998) der griechischen Künstlerin Jenny Marketou, die im Zentrum der Ausstellung präsentiert wird. "Belle Haleine – Der Duft der Kunst" ist weder eine Parfum-Ausstellung noch verfolgt sie das Ziel einer kunsthistorisch umfassenden chronologischen Gruppenausstellung. Sie ist bewusst experimentell angelegt und möchte zur Reflexion über unsere oft vernachlässigte und dabei so bedeutende und spannende sensorische Fähigkeit anregen.

Ein vielfältiges Rahmenprogramm, wie beispielsweise Basels erste Pheromonparty (Valentinstag, 14. Februar 2015), ein interdisziplinäres Symposium (17. und 18. April 2015) mit namhaften internationa- len Referenten aus Geistes- und Naturwissenschaft, Vorträgen, Führungen, speziellen Familien- sonntagen und Workshops (u.a. mit Sissel Tolaas am 19. April 2015) begleiten die Ausstellung im Museum Tinguely. Die Ausstellung wurde von Annja Müller-Alsbach konzipiert.






  • 11.02.2015 - 07.05.2015
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    Allgemeine Informationen Museum Tinguely Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag: 11 – 18 Uhr Sonderöffnungszeiten:

    Montag, 23. Februar 2015, Fasnacht, geschlossen Freitag, 3. April 2015, Karfreitag, geschlossen Ostersonntag, 5. April 2015 und Ostermontag, 6. April 2015, 11 – 18 Uhr Donnerstag, 14. Mai 2015, Auffahrt, 11 – 18 Uhr

Piero Manzoni, Merda d‘artista n. 78, 1961  Konservendose, bedrucktes Papier, Höhe: 4,8 cm, Durchmesser: 6cm Fondazione Manzoni, Milano © 2014, ProLitteris, Zürich; Foto: Agostino Osio, Milano, courtesy Fondazione Piero Manzoni, Milano


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  • Cornelis Cort, De Reuk (Odoratus), 1561  Druck, 209 x 268 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
    Cornelis Cort, De Reuk (Odoratus), 1561 Druck, 209 x 268 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
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  • Pieter Jansz. Quast, De Reuk, 1615-1647  Druck, 152 x 125 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
    Pieter Jansz. Quast, De Reuk, 1615-1647 Druck, 152 x 125 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
    Museum Tinguely
  • Cornelis Boel, Reuk, 1663-1693  Druck, 188 x 134 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
    Cornelis Boel, Reuk, 1663-1693 Druck, 188 x 134 mm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
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  • Anonym, De Reuk, 1683-1684  Druck, 25,8 × 19 cm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
    Anonym, De Reuk, 1683-1684 Druck, 25,8 × 19 cm Rijksmuseum, Amsterdam © Foto: Rijksmuseum, Amsterdam
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  • Jaromír Funke, Stillleben, Vera-Violetta, ca. 1923  Silbergelatine-Abzug, 29,4 x 22,9 cm Städel Museum, Frankfurt am Main © 2014, Miloslava Rupešová; Foto: Städel Museum – ARTOTHEK
    Jaromír Funke, Stillleben, Vera-Violetta, ca. 1923 Silbergelatine-Abzug, 29,4 x 22,9 cm Städel Museum, Frankfurt am Main © 2014, Miloslava Rupešová; Foto: Städel Museum – ARTOTHEK
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  • Ed Ruscha, HONEY, HAND ME THE CAN OF NU-SMELL PLEASE, 1980  Karottensaft auf Papier, 73,7 x 58,4 cm Private collection © 2014, Ed Ruscha; Foto: Paul Ruscha
    Ed Ruscha, HONEY, HAND ME THE CAN OF NU-SMELL PLEASE, 1980 Karottensaft auf Papier, 73,7 x 58,4 cm Private collection © 2014, Ed Ruscha; Foto: Paul Ruscha
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