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Weltreligion

Neueinrichtung Sammlung islamische Kunst

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Herrschaft und Design: Das osmanische Reich (ca.1300-1923) ist das am längsten bestehende Weltreich des Islam. Im 16. Jahrhundert erlangt es unter Sultan Süleyman I. seine größte Ausdehnung und eine kulturelle Blüte. Die weltoffene Regierung in Istanbul stellt religiöse Minderheiten wie Christen und Juden unter ihren Schutz. Die osmanische Herrschaft beruht auf einer zentralisierten Staatsverwaltung. Sie bestimmt auch die Organisation der künstlerischen Produktion. Die Hofwerkstätten, nakashane, in Istanbul sind streng hierarchisch aufgebaut und unterliegen staatlicher Kontrolle. Die Ateliers für Buchkunst nehmen den höchsten Rang ein und sind die Designstudios des Reichs. Sie verwenden ein Vokabular, das als Vorlage für alle Bereiche des Kunsthandwerks dient und bis in die fernsten Provinzen gilt. So entsteht ein einheitlicher Reichsstil. Er ist bestimmt von Ordnung und Rationalität und der Bevorzugung des Ornaments, ein Stil, der sich in den Fliesenwänden, Textilien und Objekten der Buchkunst in der Ausstellung wiederspiegelt.

Lass mich erzählen …: Eine wesentliche Konstante der menschlichen Kultur ist das Erzählen von Geschichten. In der islamisch geprägten Kunst finden sich traditionelle Erzählungen vielfach auf historischen Objekten, etwa in der Buchkunst oder als schmückendes Dekor auf verschiedensten Materialien. Noch heute sind sie ein wichtiger Bezugspunkt für junge, multimedial arbeitende Künstlerinnen und Künstler, die überlieferte Erzählungen ebenso verhandeln wie aktuelle gesellschaftspolitische Themen oder subjektive Erinnerungen. Interkulturelle Wechselwirkungen spiegeln sich in der Wiedergabe der Stoffe und in der Wahl der Ausdrucksmittel. Die Inhalte spannen dabei den Bogen vom europäischen Blick auf den „märchenhaften Orient“ bis zur Adaption westlicher Helden. Comics übertragen die ornamental geprägte, grafische Bildsprache in ein modernes Medium, der computerbasierte Animationsfilm verwendet Figuren, die sich aus der traditionellen Kalligrafie entwickeln.

Die Aladin-Episode aus Lotte Reinigers (1899-1981) frühem Silhouettenfilm Die Abenteuer des Prinzen Achmed von 1926 zeigt beispielhaft die europäische Rezeption des „märchenhaften Orients“ auf Grundlage der Vorstellungswelt aus Tausendundeiner Nacht. Die vielfach prämierte pakistanische Fernsehserie Burka Avenger überträgt das westliche Superhelden-Motiv in einen islamischen Kontext. Die Lehrerin Jiya kämpft, geschützt durch das „Superheldenkostüm“ der Burka, als Burka Avenger für Bildung und Gerechtigkeit. Zu ihren Waffen gehören Bücher und Stifte, mit denen sie sich für Aufklärung und Selbstbestimmung einsetzt. Die Burka als Symbol der weiblichen Unterdrückung wird dabei subversiv umcodiert, um Diskriminierung zu kritisieren und eine positive Vorbildfunktion zu vermitteln.

Der Kurzfilm Simorgh des gebürtigen Iraners Meghdad Asadi Lari setzt das mittelalterliche Versepos Die Konferenz der Vögel des persischen Dichters Farid al-Din Attar (1136–1220) in einen zeitgenössischen Animationsfilm um. Die Figuren entwickelt er aus der traditionellen Kalligrafie und dem ornamentalen Design. Auch die libanesische Comicautorin Zeina Abirached (*1981) greift Elemente der traditionellen Bildsprache der islamischen Kunst auf. In ihrer autobiografischen Graphic Novel Das Spiel der Schwalben (2013) erzählt sie vom familiären Alltag während des Bürgerkriegs im konfessionell vielfältigen Beirut der 1980er Jahre. Mit starken Schwarz-Weiß-Kontrasten, geometrischen Bildmustern und expressivem Strich stellt sie den äußeren Spuren des Krieges ihre eigene Sicht gegenüber, die jenseits von ausgestorbenen Straßenzügen und zerbombten Gebäuden, Solidarität und menschliche Wärme zeigt. Die Berliner Comiczeichnerin Tuffix (*1990) berichtet in ihren 2009 begonnenen Webcomics unbeschwert vom Alltag einer Muslima in Deutschland, macht Klischees sichtbar und wendet sich mit humorvoller Beobachtungsgabe gegen Vorurteile und Diskriminierung.

Begleitprogramm: Zur Neueinrichtung der Sammlung Islamische Kunst bietet das MKG ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Gesprächen, Führungen, Vorträgen, einem Kalligrafie-Workshop und Moschee-Tour. Mehr Informationen unter www.mkg-hamburg.de.

Die Neuaufstellung wird ermöglich durch die großzügige Unterstützung folgender Saalpaten: Jürgen und Monika Blankenburg-Stiftung, Veronika und Volker Putz-Stiftung, Freunde von Peter Schmidt, Justus Brinckmann Gesellschaft und Herbert-Pumplün-Stiftung. Die Agnes Gräfe Stiftung ermöglichte die denkmalgerechte Rekonstruktion der Ausstellungsräume. Die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. finanziert einen Stipendiaten für interreligiösen Dialog im MKG im Rahmen des Projektes „Kulturelle Vielfalt und Migration“. Für die Neueinrichtung der Sammlung Islam konnten aus Mitteln der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen vier herausragende Objekte erworben werden.








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  • Detail höfischer Teppich, Lotusblume, Iran, Mitte 16. Jh., © Milena Schloesser
    Detail höfischer Teppich, Lotusblume, Iran, Mitte 16. Jh., © Milena Schloesser
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Abb.: Fliesenbogen, Iznik/Türkei, Osmanische Dynastie, Mitte 16. Jh., Quarzfritte mit Glasur, Foto: Maria Thrun/MKG
    Abb.: Fliesenbogen, Iznik/Türkei, Osmanische Dynastie, Mitte 16. Jh., Quarzfritte mit Glasur, Foto: Maria Thrun/MKG
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Zeina Abirached, Das Spiel der Schwalben, S. 35, 2013, © avant-verlag
    Zeina Abirached, Das Spiel der Schwalben, S. 35, 2013, © avant-verlag
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Kanne, Syrien oder Venedig, spätes 15. Jh., Bronze, Foto: Roman Raacke
    Kanne, Syrien oder Venedig, spätes 15. Jh., Bronze, Foto: Roman Raacke
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Fliesenbogen mit Jagdszenen, Isfahan/Iran, spätes 17. Jh., Fayence, Glasurfarben in Cuerda-Seca-Technik, H 132 cm, B 346 cm, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Roman Raacke
    Fliesenbogen mit Jagdszenen, Isfahan/Iran, spätes 17. Jh., Fayence, Glasurfarben in Cuerda-Seca-Technik, H 132 cm, B 346 cm, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Roman Raacke
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Trinkschale für Wein mit Figurenpaar, Kashan/Iran, frühes 13. Jh., Quarzfritte mit Zinnglasur und Lüsterbemalung, H 10,9 cm; D 20,5 cm, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Maria Thrun, © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
    Trinkschale für Wein mit Figurenpaar, Kashan/Iran, frühes 13. Jh., Quarzfritte mit Zinnglasur und Lüsterbemalung, H 10,9 cm; D 20,5 cm, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Maria Thrun, © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
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