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Weltreligion

Neueinrichtung Sammlung islamische Kunst

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Wissenschaft und Islam: Bagdad wird im 8. Jahrhundert ein Weltzentrum der Kultur und Wissenschaft. Gelehrte, darunter auch Christen und Juden, übersetzen griechische Werke der Medizin, Astronomie, Mathematik und Philosophie. Im christlichen Mittelalter hingegen wird das wissenschaftliche Erbe aus theologischen Gründen verbannt und gerät in Vergessenheit. Es ist die islamische Welt, die eine Schlüsselrolle in der Bewahrung des antiken Wissens übernimmt. Die Schriften von Aristoteles, Galen, Euklid oder Ptolemäus sind für die islamischen Gelehrten Grundlage eigenständiger Forschungen, die über Sizilien und Spanien in das Abendland gelangen. Die arabische Mathematik macht Europa mit den hinduistischen Ziffern bekannt. Sie werden deshalb noch heute fälschlicherweise als arabische Zahlen bezeichnet. Hinzu kommen neue, durch die islamische Religion begründete Aufgaben wie die Berechnung der Gebetsrichtung, der fünf Betzeiten oder Pilgerwege. So dienten Astrolabien, die von muslimischen Astronomen aus antiken Messgeräten weiterentwickelt wurden, zum Bestimmen der Gebetsrichtung (die immer nach Mekka zeigen muss) oder zur Berechnung der Gebetszeiten.

Vielfalt und Wechselwirkungen: Am Beispiel der Keramik – die im Vergleich zu Textilien, Holz- oder Metall-Objekten am umfangreichsten erhalten ist – ist die kulturelle Komplexität der islamischen Kunst nachvollziehbar. Die Ausstellung zeigt Spitzenstücke, aber auch einfaches Gebrauchsgeschirr und Luxuswaren aus verschiedensten Regionen wie Irak, Iran, Ägypten, Syrien, Zentralasien oder Spanien. Die unterschiedliche Gestaltung und Dekoration der Gefäße ist das Ergebnis lokaler Traditionen und Wechselwirkungen durch den Handelsaustausch und Wissenstransfer entlang der Seidenstraße und auf dem Seeweg, durch die Eroberung fremder Gebiete und die länderübergreifende Mobilität der Kunsthandwerker. So spielte China für die Entwicklung der islamischen Keramik seit Beginn der islamischen Formierung im 8. Jahrhundert als Inspirationsquelle und Vorbild – etwa für die Blauweiß-Dekore – eine entscheidende Rolle. Das verstärkte sich mit der Errichtung eines panasiatischen Mongolenreichs im 13. und 14. Jahrhundert. Umgekehrt erfanden die muslimischen Töpfer Techniken, die in Europa bewundert und nachgeahmt wurden.

Die Darstellung des Göttlichen: Nach islamischer Vorstellung ist Gott in seiner Transzendenz nicht darstellbar. Der Koran ist im Gegensatz zur Tora und der christlichen Bibel nicht mit Figuren illustriert. Im Islam kommt der Schrift und dem Ornament eine zentrale Bedeutung zu. Die Schrift gilt nach muslimischem Glauben als eine göttliche Erfindung, die immer auch einen religiösen und segenspendenden Status besitzt. Sie erscheint allumfassend in der Architektur, auf Keramik- oder Metallgefäßen und Textilien. Eng mit der Schrift verknüpft ist das flächendeckende Ornament. Es ist nicht als bloßer Schmuck zu verstehen, sondern verweist den Betrachter auf die Ewigkeit. Neben Schrift und Ornament gilt auch das Licht als göttliches Symbol. Als Beispiele zeigt die Ausstellung eine religiöse Standarte und zwei marokkanische Wandbehänge aus Seidenbrokat sowie die metallisch glänzende Lüstermalerei auf Fliesen und Gefäßen, die dem Licht der Sonne verglichen wird, das auf die himmlische Schöpfung verweist.

Figur und Bild: Ein unterschiedlicher Umgang mit Figuren zeigt sich schon in der Frühzeit des Islam. Mohammed entfernt die heidnischen Götterbildnisse aus der Kaaba in Mekka, um den altarabischen Bau zu einem der heiligsten Orte des Islam zu machen. Auch in den zwei großen Sakralbauten des 7./8. Jahrhunderts, dem Felsendom in Jerusalem und der Großen Moschee von Damaskus finden sich in den Wandmosaiken keine Figuren mehr. Gleichzeit entstehen jedoch Kalifenpaläste in der syrisch-jordanischen Wüste mit Skulpturen und Wandmalereien, die mit zahlreichen Figuren ausgestattet sind. Frauen sind sogar halb entblößt abgebildet. Doch die Vermeidung der Darstellung von Lebewesen gilt nur für den religiösen Bereich, Gläubige sollen keine Götter und Idole anbeten. Im Koran wird kein Figurenverbot formuliert. Nur in den Hadithen, den überlieferten Aussprüchen Mohammeds heißt es, dass die Engel kein Haus betreten, in dem es Figuren gibt. Dennoch entstehen seit dem 13. Jahrhundert im religiösen Kontext auch Darstellungen des Propheten Mohammed. Nur Allah wird nie abgebildet. Die islamischen Figurendarstellungen entstehen unter dem Eindruck der spätantiken, byzantinischen und sasanidischen Kunst wie dem chinesischen Einfluss durch die Mongolenherrschaft. Und es sind vor allem die schiitischen Safawiden im Iran, die einen dynastischen Stil mit einer Fülle an Figurendarstellungen entwickeln. Herausragende Beispiele für sehr lebendige Figurendarstellungen sind ein Fliesenbogen aus dem türkischen Iznik (16. Jh.) und ein persischer Teppich mit Tieren und Spiralranken aus dem 16. Jahrhundert. Der neu restaurierte Teppich wird erstmals in seiner ursprünglichen Größe von fast sechs Metern Länge ausgestellt.








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  • Detail höfischer Teppich, Lotusblume, Iran, Mitte 16. Jh., © Milena Schloesser
    Detail höfischer Teppich, Lotusblume, Iran, Mitte 16. Jh., © Milena Schloesser
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Abb.: Fliesenbogen, Iznik/Türkei, Osmanische Dynastie, Mitte 16. Jh., Quarzfritte mit Glasur, Foto: Maria Thrun/MKG
    Abb.: Fliesenbogen, Iznik/Türkei, Osmanische Dynastie, Mitte 16. Jh., Quarzfritte mit Glasur, Foto: Maria Thrun/MKG
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Zeina Abirached, Das Spiel der Schwalben, S. 35, 2013, © avant-verlag
    Zeina Abirached, Das Spiel der Schwalben, S. 35, 2013, © avant-verlag
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Kanne, Syrien oder Venedig, spätes 15. Jh., Bronze, Foto: Roman Raacke
    Kanne, Syrien oder Venedig, spätes 15. Jh., Bronze, Foto: Roman Raacke
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Fliesenbogen mit Jagdszenen, Isfahan/Iran, spätes 17. Jh., Fayence, Glasurfarben in Cuerda-Seca-Technik, H 132 cm, B 346 cm, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Roman Raacke
    Fliesenbogen mit Jagdszenen, Isfahan/Iran, spätes 17. Jh., Fayence, Glasurfarben in Cuerda-Seca-Technik, H 132 cm, B 346 cm, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Roman Raacke
    Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
  • Trinkschale für Wein mit Figurenpaar, Kashan/Iran, frühes 13. Jh., Quarzfritte mit Zinnglasur und Lüsterbemalung, H 10,9 cm; D 20,5 cm, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Maria Thrun, © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
    Trinkschale für Wein mit Figurenpaar, Kashan/Iran, frühes 13. Jh., Quarzfritte mit Zinnglasur und Lüsterbemalung, H 10,9 cm; D 20,5 cm, Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, Foto: Maria Thrun, © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
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