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Münzbecher

Münzbecher aus Ungarn kommt zur Versteigerung

Münzbecher

Ein kostbares Zeugnis aus der Geschichte Ungarns: Im Angebot der 417. Kunst- und Antiquitätenauktion

Gemälde alter und neuerer Meister, Skulpturen, Möbel sowie bedeutende kunsthandwerkliche Objekte kommen in der 417. Kunst- und Antiquitätenauktion am 6./7. Oktober 2010 in Stuttgart zur Versteigerung.

STUTTGART. Bedeutende Realien aus der Geschichte Ungarns gelangen nur selten auf den freien Kunstmarkt. Insofern verdient ein 1687 datierter Münzbecher aus vergoldetem Silber besondere Beachtung. Er trägt die Stadtmarke von Kassa (zu deutsch: Kaschau; heute Kosice, Slowakei), eine der größten und wichtigsten Städte im früheren Königreich Ungarn, und das Meisterzeichen des Gregorius Békessy. Auf der Gefäßwandung sind 84 Münzen montiert. Sie zeigen Persönlichkeiten wie König Ludwig XIV. von Frankreich, Flavio Orsini, Herzog von Bracciano, Giovanni Andrea Doria und Philipp IV. von Valencia.

Es handelt sich um einen Münzbecher mit Wappen der Semsey de Semse, einem der ältesten ungarischen Adelsgeschlechter. Der Münzbecher wurde in Kassa 1687 gefertigt und war wahrscheinlich ein Geschenk von Esterházy Pál an Semsey András (geb. 1633), der mit seinen Truppen maßgeblich zur Befreiung Budas beigetragen hat.

Tatsächlich waren solche Becher Ehrengeschenke. Auf dem Boden des 15,3 cm hohen und über 1 Kilogramm schweren Bechers ist denn auch das Wappen der alten ungarischen Adelsfamilie Semsey de Semse eingraviert. Die Inschrift besagt, dass er einem András Semsey, dem „Superior capitaneus“ - also dem Führer - der Zitadelle Onod (heutiges Nord- Ungarn) 1687 gewidmet ist. In der Tat hat András Semsey, 1633 als Stammhalter der Adelsfamilie geboren, mit dem von ihm geführten Heer erfolgreich für die Befreiung Budas von der Türkenherrschaft gekämpft. Diese Rückeroberung war nicht nur militärisch entscheidend, sondern hatte auch eine durchschlagende moralische und politische Wirkung. Letztlich war es ein wichtiger Schritt in Richtung absolute Monarchie.

Der Überlieferung nach soll der Münzbecher ein Geschenk von Palatin Paul Esterházy an András Semsey gewesen sein. Zu der Zeit war das Königreich Ungarn dreigeteilt. Der hier relevante Teil gehörte zur Habsburger-Monarchie und Seine Kaiserliche Majestät, Leopold I, war die oberste Instanz. Auf diesem Gebiet wurden die meisten Kämpfe zwischen den Osmanen und den Habsburgern ausgetragen. Der kaisertreue Esterházy war für seine Verdienste 1687 in den Fürstenstand erhoben worden und es ist durchaus möglich, dass er im Namen S.C.R.M., des römisch-deutschen Kaisers (Sacra Caesarea Regiaque Maiestas) ein solches Geschenk gemacht haben könnte.

Der Münzbecher hat darüber hinaus eine interessante Provenienz. Er befand sich in der Sammlung von Andor Semsey (1833-1923), der ein bedeutender Mineraloge, Gutsbesitzer und Mäzen war. Er präsentierte den Münzbecher in einer Ausstellung im Nationalmuseum Budapest (1884) als Leihgabe. Seitdem befand sich die geschichtsträchtige Preziose ungarischer Goldschmiedekunst in Privatbesitz (Schätzpreis 38.000 €).

Die 417. Kunst- und Antiquitätenauktion umfasst Gemälde alter und neuerer Meister, darunter drei Altarretabeln des spanischen Malers Vincente Macip Comes, genannt Vicente Joanes (um 1555 - nach 1621). Die Altartafeln waren ursprünglich Teil des Retablo Mayor, der für die Pfarrgemeinde von Bocairente (Provinz Valencia) geschaffen wurde. Der Auftrag für dieses Werk ging an den Vater. Nach dessen Tod arbeitete der Sohn daran weiter und trat mit den hier angebotenen drei Altarretabeln erstmals namentlich in Erscheinung (Schätzpreis 20.000 €). Bemerkenswert ist auch ein Gemälde von Nicolas Regnier, gen. Niccolo Renieri (um 1588-1667), welches „Pomona und Vertumnus“ zeigt. Die Szene hat ihren Ursprung in Ovids Metamorphosen (Maße 190 x 145 cm, Schätzpreis noch nicht bekannt). Von dem ehemaligen Schüler der Karlsakademie in Stuttgart, Heinrich Friedrich Füger (1751-1818), stammt ebenfalls ein mythologisches Thema. Es stellt „Hebe, Göttin der Jugend mit dem Adler Ganymed“ dar und ist 1790 datiert (Maße 84 x 61 cm, Schätzpreis 14.000 €). Aus dem 19. Jahrhundert gibt es die beliebten „Enten am Seeufer“ des Alexander Koester. Von Friedrich Bischoff (1819-1873) liegt „Der Besuch des Malers“ vor. Hierbei ist eine Portraitanfertigung auf der Terrasse eines Bauernhauses zu sehen (Maße 73 x 92 cm, Schätzpreis 12.000 €). Von Adolf Schreyer (1828-1899) gibt es „Arabische Reiter an einem Fluss“ (Maße 62 x 52 cm, Schätzpreis 12.000 €), von Giacinto Gigante (1806-1876) einen Blick in die Bucht von Neapel, die vom Castel dell' Ovo am linken und vom rauchenden Vesuv am rechten Bildrand begrenzt wird (Maße 35 x 157 cm, Schätzpreis 35.000 €).


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  • Es handelt sich um einen Münzbecher mit Wappen der Semsey de Semse, einem der ältesten ungarischen Adelsgeschlechter. Der Münzbecher wurde in Kassa 1687 gefertigt und war wahrscheinlich ein Geschenk von Esterházy Pál an Semsey András (geb. 1633), der mit seinen Truppen maßgeblich zur Befreiung Budas beigetragen hat.
    Es handelt sich um einen Münzbecher mit Wappen der Semsey de Semse, einem der ältesten ungarischen Adelsgeschlechter. Der Münzbecher wurde in Kassa 1687 gefertigt und war wahrscheinlich ein Geschenk von Esterházy Pál an Semsey András (geb. 1633), der mit seinen Truppen maßgeblich zur Befreiung Budas beigetragen hat.
    NAGEL AUKTIONEN
  • Majolika-Aufsatzschale, wohl Deruta, 17.Jh.
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  • Feine Gold-Emaille-Tabatière, Schweiz/Genf, um 1800
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  • Günther, Johann Joachim (attr.), Zusmarshausen 1717 - 1789 Bruchsal, Zwei Engel, Linde, H. 135 cm
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