Kunst-und Anti
Kunst-und Antiquitätenauktion am 12.12.2009
-
Auktion12.12.2009
Ein wahrer puppentheaterhistorischer Schatz wird AUCTION PARTNERS in Königswinter bei Bonn in seiner Kunst-und Antiquitätenauktion am 12.12.2009 einem interessierten Publikum anbieten.
Es handelt sich dabei um ca. 40 handgeschnitzte Marionettenfiguren aus den 1920/1930-Jahren und eine Vielzahl von Requisiten der ehemaligen Rolandbühne in Saalfeld in Thüringen, die in den Nachkriegswirren des 2. Weltkrieges aus der damaligen russischen Besatzungszone in das nördliche Rheinland der Westzone gelangten.
Was ist bekannt?
Die Enkelin bietet die seit Jahrzehnten im Familienbesitz befindlichen Marionetten zum Verkauf an. Ihre Großmutter war Marionettenspielerin und in den 1930er-Jahren an der Rolandbühne in Saalfeld engagiert. Aus dieser Zeit existieren noch Schriftverkehre aus Orten, an denen die Bühne Gastspiele hatte. Außerdem sind Gastspielankündigungen und Eintrittskartenblocks in Reichsmark vorhanden. Das Repertoire der Bühne waren anspruchsvolle Stücke wie Goethes Faust aber auch Kindermärchen und -geschichten wie z.B. Kasperle. Es sind „Dialogbücher" zu diesen Stücken vorhanden.
Ende der 1930er-Jahre verlässt die Großmutter die Bühne und kehrt ins Rheinland zurück. Es beginnt ein freundschaftlicher Schriftverkehr zwischen dem Inhaber der Bühne und der Großmutter der Einlieferin.
Nach dem Krieg verblieb der Inhaber der Rolandsbühne zuerst in der Ostzone. Die Marionettenfiguren allerdings verschwanden kurz vor Ende oder kurz nach dem Krieg auf unbekanntem Weg in die Westzone. In einem Brief an die Großmutter der Einlieferin ist davon die Rede, dass der Inhaber der Bühne seine Puppen bei einem unbekannten Dritten einzulösen hätte. Zu einem Rechtsstreit ist es aber wohl nie gekommen.
Vorliegendes Briefpapier zeigt, dass in den 1950er-Jahren sich die Rolandsbühne in Köln, Rondorfer Straße 111 wieder gegründet hat. Mit welchem Erfolg ist leider unbekannt. Ein Kunde des Auktionshauses AUCTION PARTNERS kann allerdings bestätigen, dass in dem Straßenzug Rondorfer Straße eine Kleinkunstbühne existierte. Später gelangten die Puppen in den Besitz der früher Puppenspielenden Großmutter, kamen aber wohl nicht mehr zum professionellen Einsatz. Der Kontakt mit dem Marionettenmeister Roland Freyer bestand noch bis zum Jahre 1957, in dem er an einem Gehirnschlag starb. Die Marionetten verblieben im Besitz der Familie der Einlieferin.
Künstlerische Bewertung
Die expressionistische Gestaltung der Puppen zeigt, dass diese wohl in den 1920er/30er-Jahren angefertigt wurden. Die Ausdrucksstärke der Puppen zeigt eine hohe Qualität der künstlerischen Ausführung. Eine Puppenkennerin war von dem Anblick Puppen entzückt und konstatierte, dass man ein solches Ensemble in dieser Qualität nur einmal im Leben zu Gesicht bekommt.
Bis auf das Bühnenbild sind alle Figuren und Requisiten z.B. für das Theaterstück von Goethes Faust komplett vorhanden. An den Kleidern der Puppen hat leider der Zahn der Zeit genagt.
Die Puppen können am 6.12., 9.und 10.12.2009 in der Zeit von 10.00 bis 18.Uhr im Rahmen der Vorbesichtigung zur 125. Auktion am 12.12.2009 sowie nach telefonischer Vereinbarung mit dem Inhaber Herrn Stephan Heine unter 02223/28611 besichtigt werden. Der Umfang der Einlieferung regt geradezu zum Erforschen der Geschichte dieser Marionetten und deren Odyssee in den Westen an. Es ist ein wahrer Schatz für Historiker, Puppen-und Theatermuseen.
Dipl.Bw.Stephan Heine