Die Auktion Afrikanische und Ozeanische Kunst eröffnet das Jahr bei Lempertz im Auktionshaus in Brüssel. Eine streng kuratierte Auswahl an herausragenden Objekten kennzeichnet den Katalog. Besondere Stücke kommen mit einer Nkisi Nkondi aus dem Kongo und mit der „Uli“-Figur aus Neuirland in Papua- Neuguinea ist ein museales Highlight aus dem Südseeraum.

Aus dem Kongo stammt eine spektakuläre Nkisi Nkondi-Figur, die auch als Nagel-Fetisch bezeichnet wird. Diese Kraft-Figuren habe eine komplexe Funktion für die soziale Gemeinschaft der Völker in der Region der Kongo-Mündung. Eine solche Figur gilt als das Gefäß einer übergeordneten spirituellen Instanz. Die kann im Falle von Krankheit angerufen werden, übernimmt aber auch eine Art notarielle Funktion, auf die im Fall von Vereinbarungen, Schwüre oder auch Racheforderungen zurückgegriffen wird und die diese bekräftigt. Jedes solcher Anliegen wird durch einen Nagel symbolisiert, der in die Figur geschlagen wird. Ein Hohlraum nimmt heilsame Substanzen in den Fällen auf, in denen die Nkisi-Figur zur Hilfe bei Krankheit angerufen wird. Durch solchen Gebrauch verändert und entwickelt sich die Figur. Das bei Lempertz zur Auktion kommende Exemplar stammt aus dem 19. Jahrhundert. Ihr Zustand ist wesentlich bestimmt von den Spuren ihres rituellen Gebrauchs, durch die sie zu einem überragenden Beispiel für eine Nkisi Nkondi-Figur wird.

Ein Highlight aus dem Ozeanischen Raum ist die Uli-Figur aus Newireland, ehemals Bismarck-Archipel. Uli-Figuren spielen bei vielen zeremoniellen Anlässen eine Rolle, insbesondere bei umfangreichen, teilweise mehrere Jahre dauernden Totengedenkfeiern. Die aufwändigen Uli-Figuren wurden aufbewahrt und auch zu den Feiern benachbarter Stämme mitgebracht. Anfang des 20.Jahrhunderts änderten sich die Bräuche in der Region, sodass Europäer nur über eine kurze Zeit hinweg Gelegenheit hatten, Uli-Figuren kennenzulernen und zu sammeln. Ihr Einfluss etwa auf den Expressionismus in Europa war dennoch beträchtlich.

Das Exemplar der Auktion stammt aus dem 19. Jahrhundert. Diese Figur befand sich ehemals in der Sammlung des Kapitäns Karl Nauer. Der aus Obergünzburg im Allgäu gebürtige Nauer war für den Norddeutschen Lloyd in der Südsee tätig. Auf seine Sammeltätigkeit geht das 2009 eröffnete „Südseemuseum“ in seiner Heimatstadt zurück, weitere Objekte aus Nauer Sammlung befinden sich heute im GRASSI Museum Leipzig, dem Linden-Museum Stuttgart und im Museum Fünf Kontinente in München.

Eine große Wächter-Figur kommt von den Bahau aus dem Gebiet des Flusses Mahakam auf Borneo. Solche Figuren wurden rund um die Dörfer oder heilige Orte aufgestellt, um sie vor bösen Einflüssen zu schützen. Das Beispiel der Auktion bei Lempertz ist auf das 18. bis 19. Jahrhundert datiert und wurde 1980 vor Ort auf Borneo erworben.

Zusammen mit diesen werden insgesamt 84 Lose in der Auktion bei Lempertz in Brüssel versteigert.

Auktion BRÜSSEL 26. Februar, 14 Uhr