Auktion AHLDEN
Große Kunstauktion Nr.175
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Auktion07.09.2019 - 08.09.2019
Top-Los unter den Gemälden des 19. Jh. mit einem moderaten Schätzpreis von 60.000 Euro ist eine großformatige Florida-Landschaft des deutsch-amerikanischen Malers Hermann Ottomar Herzog, die zweifellos als einer seiner Hauptwerke gelten muss. Herzog, der zur Hudson River School gerechnet wird, erhielt seine künstlerische Ausbildung bei Johann Wilhelm Schirmer, Andreas Achenbach und Hans Fredrik Gude in Düsseldorf und wanderte Ende der 1860er Jahre in die USA aus. Von Philadelphia aus bereiste der Landschaftsmaler weite Teile der USA bis nach Mexiko, Kalifornien mit dem Yosemite-Tal und Florida, wo ihn die exotische, tropische Landschaft mit ihren Sümpfen und hoch aufragenden Palmen faszinierte. Einer Reihe bekannter Museen in Europa und besonders den USA besitzen inzwischen Werke Herzogs in ihren Sammlungen – neben dem Metropolitan Museum of Art in New York u. a. im Smithsonian American Art Museum in Washington, Museum of Fine Arts in Boston und Cincinnati Art Museum in Ohio.
Furios malte Lovis Corinth im Jahr 1914 die bedeutende Schauspielerin Gertrud Eysoldt (1870 in Pirna – 1955) als sinnlichen "Weiblichen Halbakt im Sessel" (135.000€). Corinth zählt zu den bedeutendsten und schaffensreichsten deutschen Malern der Moderne, künstlerisch überaus vielseitig brillierte er in allen malerischen Gattungen und als Grafiker. Mit seinen Aktbildern wurde er einer der einflussreichsten künstlerischen Vorbilder für Lucian Freud. Die Entstehungszeit dieses Gemäldes im Jahr 1914 ist für Corinth eine Phase tiefer persönlicher und künstlerische Umbrüche. Der kraftvolle, für Corinths spätes Oeuvre charakteristische, gestische Malstil korrespondiert ganz mit dem temperamentvollen Wesen Gertrud Eysoldts als einer erfolgreichsten und besten deutschen Schauspielerinnen ihrer Zeit, die ideal den Typus "femme fatale" verkörperte und häufig für Max Reinhardt spielte. Schon 1903 hatte Corinth sie als geheimnisvolle, diabolische Verführerin in ihrer Rolle als "Salomé" gemalt, für die der Maler selbst zugleich die Bühnenbilder und Kostüme geschaffen hatte.
Leo Putz, 1899 Mitbegründer der fortschrittlichen Münchener Künstlervereinigung "Die Scholle", gehörte ebenfalls zur Riege jener Künstler, welche die deutsche Kunst Anfang des 20. Jahrhunderts erneuerten. In seinem mit weich pastosem, expressiv modellierendem Duktus und hell leuchtendem Kolorit gemaltem Gemälde "Adelheid" aus dem Jahr 1927 zeigt er das nach einer Aktstudie eingeschlafenen Modell (30.000€). Dieses gehört zu einer Werkgruppe von Aktgemälden aus dem Jahr 1927/28, die er ab 1917 im Garten seines Hauses in Gauting bei München während der Sommermonate schuf.
Zu den Höhepunkten keramischer Plastik in den 1920er Jahren gehört die Gruppe von vier annähernd lebensgroßen, 159–164 cm hohen, weiß glasierten Fayence-Figuren der "Vier Erdteile" nach Modellen des Bildhauers Joseph Wackerle, die in der Nymphenburger Manufaktur ausgeführt wurde (24.000 €). Wackerle zeigte die Gruppe erstmals als Pfeilerfiguren eines "Majolikatempels" in der Ausstellungs-Haupthalle der bedeutenden Deutschen Gewerbeschau 1922 in München, 1927 nochmals auf der legendären Ausstellung "Europäisches Kunstgewerbe" 1927 im Grassimuseum in Leipzig. Von der nur in wenigen Exemplaren ausgeführten Gruppe waren bisher lediglich einige spätere, bemalte Ausformungen im Bayerischen Nationaltheater in München und im Manufaktur-Archiv bekannt (aus der Zeit um 1935 bzw. 1958/59). Es ist daher eine kunsthistorische Sensation, dass ein kompletter, früher Figuren-Satz nun aus dem Besitz einer Ärztefamilie in Bochum zum Vorschein kam.
Unter den Bronzeplastiken der Klassischen Moderne ragt eine Kollektion von Gerhard Marcks und Renée Sintenis heraus. Sintenis wurde zwar vor allem als Tierbildhauerin bekannt, widmete sich aber zugleich Bildnissen und der menschlichen Figur - zu einer Werkgruppe expressiver Knaben- und Hirtenfiguren gehört die Statuette "Junge mit Lamm" von 1949 (14.000€).
Das Prachtstück in der Porzellan-Offerte ist eine monumentale, um 1900 ausgeführte, 77 cm große, von Alexander Kips modellierte Prunkkanne der KPM-Berlin, die mit reichem plastischem Dekor und Weichmalerei dekoriert ist (65.000€). Der bacchantische Schmuck besteht aus einem weiblichen Halbakt mit Putto sowie einem Satyr-Maskaronkopf mit Weintrauben; zugleich bilden reliefplastische, aufsteigende Rocaillen die Rahmung für ein großes Blumenarrangement in äußerst feiner pastelltoniger Weichmalerei, signiert von Franz Aulich. Die impressionistisch wirkende Weichmalerei war eine besondere Spezialität der Berliner Manufaktur um 1890-1900, die sie als technisch und künstlerische Höchstleistungen ausführte.
Rund 60 Jahre früher entstand um 1840 in der Kopenhagener Manufaktur ein repräsentativer dreiteiliger Tafelaufsatz, der vermutlich aus einem Dessertservice für König Frederik VI. von Dänemark stammt. Zu diesen aufwendig mit vollplastischen Seewesen und Delphinen in Biskuitporzellan gestalteten und mit reichem, feinem Blumendekor bemalten Tafelaufsätzen befinden sich Vergleichstücke in einem 1834 gelieferten Service für das Schloss Christiansborg (6.800 €).
Während Nürnberg und Augsburg in der Renaissance und Barock bedeutende Gold- und Silberschmiedezentren waren, sind Objekte aus Halle an der Saale Raritäten in Museen und im Kunsthandel. Zu den Prunkstücken zählt ein großer Hallenser Humpen des Meisters August Hosse aus der Zeit um 1710 (42.000€). Die reliefplastische Ummantelung der Wandung dekorierte er mit einer mythologische Darstellung der sitzenden Psyche in Begleitung von Nymphen und Amoretten beim Ankleiden bzw. mit Muschelwagen. Ein vergleichbarer Humpen August Hosses befindet sich in der Sammlung des Bayerischen Nationalmuseums.
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Auktionsdaten
Titel Große Kunstauktion Nr.175
07.09.: Lose 1-840
08.09.: Lose 841-1736
Datum 07.09.2019, 11:00 Uhr – 08.09.2019
Besichtigung 25.08. - 05.09., tgl. 14 - 18 Uhr