SCHULER – Zürich März-Auktion 2019
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Auktion20.03.2019 - 22.03.2019
Kostbares Gehäuse für Reliquien
Bereits im frühen Christentum entwickelt sich die Verehrung der aufgrund ihres Glaubens verfolgten und getöteten Märtyrer. Dabei werden ihren sterblichen Überresten besondere Kräfte zugesprochen. Erste Kirchengebäude entstehen über den Gräbern dieser Heiligen. Später geht man dazu über, die Wunder bewirkenden Reliquien in kostbaren Schreinen aufzubewahren. Zentrum der Herstellung von Kästchen und liturgischen Geräten wird im 13. Jahrhundert Limoges, wo die Technik des Email champlevé ihre grösste Blüte erlebt. Zur Auktion gelangt ein Reliquienkästchen, das in der Art von Limoges des frühen 13. Jahrhunderts gearbeitet ist. Das rechteckige Holzgehäuse ist allseitig von vergoldeten Kupferplatten mit farbigem Email champlevé auf lapislazuliblauem Fond bedeckt. Während die Vorderseite und die Stirnwände eine Majestas Domini und verschiedene Heilige zeigt, ist die Rückseite mit farbigen Kreuzblüten geschmückt. Das vorliegende Objekt (40.000.-/50.000.-) ist mit einem Reliquienkästchen vergleichbar, das sich in der Schatzkammer der Kirche St. Margaret in Düsseldorf-Gerresheim befindet. Es handelt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um eine Replik des Goldschmieds Conrad Anton Beumers (1837–1921). Eine weitere Emailtechnik ist die farbige Emailmalerei über Kupfer. Im 18. Jahrhundert werden in diesem Verfahren unzählige von kleinen Plaketten geschaffen. Diese finden einerseits Verwendung als Einlagen von Anhängern, Trachtendelis oder Dosen, andererseits dienen sie zur Verzierung liturgischer Geräte wie Abendmahlskelchen. Aus diesem Grund sind in der Mehrheit religiöse Motive wie Heilige, Leben und Passion Christi oder Szenen aus dem Alten Testament abgebildet. Am gesuchtesten sind – damals wie heute – Plaketten aus Augsburg. Die Qualität und Feinheit ihrer Malerei sowie ihr Detailreichtum sind unübertroffen. Ein schönes Beispiel ist eine ovale Plakette mit der Darstellung "Susanna im Bade" (160.-/240.-).
Elegantes Möbelpaar
Die Möbel-Offerte spannt den Bogen von der gotischen Truhe über Barock-Kommoden bis zu Stühlen aus dem Biedermeier. Bemerkenswert ist ein Paar Louis XVI-Kommoden, aus Nussbaum, Eben- und Rosenholz. Der zweischübige Korpus ist vierseitig gefeldert furniert, die Schubladen und die Platte sind mit rosettenförmigen Medaillons intarsiert. Die eleganten Möbelstücke sind nicht nur wegen ihrer ausgezeichneten Ausführung interessant, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass sie als Paar angeboten werden können. Ursprünglich als Paare gefertigt, werden Kommoden später auseinandergerissen, weil sie bei einer Erbteilung in unterschiedlichen Besitz gelangen. Das Kommoden-Paar hat eine attraktive Taxe von 2.000.- bis 3.000.- Franken. Ebenfalls als Rarität darf man eine Appenzeller Holzräder-Wanduhr mit der Signatur "Jacob Schefer Tüffen 1796" bezeichnen. Die Zifferfront ist mit einem von Markus Fischli gemalten Alpaufzug geschmückt. Das aussergewöhnliche Stück sucht für 5.000.- bis 8.000.- Franken einen neuen Besitzer.
Perlmutt und anatolische Eisenbahn
Eine ausserordentliche Provenienz weist ein grosser osmanischer Kasten aus dem späten 19. Jahrhundert auf. Das Holzgehäuse ist allseitig mit durchbrochen gearbeiteten, beschnitzten Perlmutt-Täfelchen belegt. Auf der Rückseite befindet sich eine arabische Inschrift: "Gearbeitet in Bethlehem von Saadun Khalil" sowie die Jahreszahl 1309 (1892). Das prachtvolle Stück (8.000/10.000.-) stammt aus dem Besitz von Edouard Huguenin (1856 La Chaux du Milieu – Istanbul 1926), der zunächst als Beamter der neuenburgischen Jurabahn tätig ist, bevor er 1879 in den Dienst der anatolischen Eisenbahn tritt. Dieser steht er ab 1908 als Generaldirektor vor. Darüber hinaus sitzt Huguenin im Verwaltungsrat der Bagdad-, Izmir-, Mersin-Adana- und Saloniki-Monastir-Bahn, die er nach dem Vorbild der Schweizer Bahnen reorganisiert. Er erfreut sich der Gunst des Sultans Abdul Hamid, der ihm den Pascha-Titel samt dem Osmanje- und Mecidiye-Orden verleiht. Ausserdem ist er Kommandeur der Ehrenlegion. Einen ähnlich aufwendigen Dekor zeichnet auch einen Isfahan-Seirafian (Kat. Nr. 907) aus. Auf beigegelbem Grund figurieren durchgehend und in unendlichem Rapport filigrane Blütenkompositionen mit Vögeln und Schmetterlingen. Die helle Hauptbordüre ist mit Blattzweigen, Blütenranken und Vögeln geschmückt. Der persische Teppich (um 1960) kommt für 6.000.- bis 9.000.- Franken zur Versteigerung.
Anthroposophische Gestaltungsweise
Yan Städler (1901–1976), ein Innerschweizer Holzbildhauer, gründet 1930 in Hergiswil eine Möbelwerkstatt mit dem Namen "Venus-Möbel". Zu Beginn seiner Tätigkeit stellt er Stilmöbel her, doch schon bald gestaltet er Einzelstücke mit künstlerischem Anspruch. Gegen Ende der 1930er Jahre wendet er sich immer stärker der skulpturalen Darstellungsweise zu. Städler verwendet Eiche oder Nadelholz, also Hölzer, die eine ausgeprägte Maserung aufweisen. Der Charakter des Holzes wird in der plastischen Gestaltung aufgenommen und teilweise sogar farbig hervorgehoben wie auf der Anrichte, die für 200.- bis 400.- Franken zu erwerben ist. Städlers Möbel sind massiv gearbeitet und weisen expressive Formen auf. Sie erinnern auf den ersten Blick an eine anthroposophische Gestaltungsweise. Für den Bildhauer ist nicht nur die Funktion des Möbels von Bedeutung, sondern auch die Verbindung von Skulptur und Gebrauchsgegenstand. Dies ist besonders schön zu sehen am Schrank (zusammen mit 2 Sesseln und 1 Sofa), zwischen dessen Türen sich eine geschnitzte stilisierte Frauenfigur erhebt. Die Venus-Möbel sind handwerkliche Einzelstücke, die von einem künstlerischen Gestaltungswillen zeugen. Im Schweizerischen Nationalmuseum findet sich ein vergleichbares Wohnzimmer-Ensemble von Yan Städler aus dem Jahr 1938.
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20.03.2019 - 22.03.2019Auktion »
Auktionsdaten
Titel 152. Auktion: Kunst & Antiquitäten
Datum 20.03.2019, 09:00 Uhr – 22.03.2019