Von Shanghai nach Rudolstadt - Wendl Auktion
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Auktion28.02.2019
Das Kunst-Auktionshaus Wendl überrascht in seiner Frühjahrsauktion vom 28. Februar bis 2. März 2019 mit einer besonders hochwertigen und umfangreichen Sammlung mehrerer hundert chinesischer Snuffbottles und Arzneifläschchen sowie weiterer Werke der angewandten asiatischen Kunst. Zusammengetragen wurde dieses qualitätvolle Ensemble vom Sammlerehepaar L. und M. Wachter aus Nordrhein-Westfalen, die fast alle Stücke selbst während ihrer Reisen in China erwarben. Wie Tsingtau um 1900 aussah, kann dank weiterer Einlieferungen in zwei Alben mit jeweils ca. 100 historischen Fotografien und einer Sammlung großformatiger Fotos erkundet werden (Los 181, 260 € / Los 182, 460 €).
So facettenreich wie die Kategorie Asiatika ist auch das Gesamtangebot der Auktion. Ohne Mühe ließen sich mit dieser Ware reich ausgestattete Räume von Barock bis Jugendstil & Art Déco einrichten.
Besonders in der mit mehr als 700 Losen immer gut bestückten Sparte Gemälde beweist sich wieder einmal, dass ein Besuch in Rudolstadt stets eine Entdeckungsreise ist. Beeindruckend ist die Winterlandschaft des russischen Landschaftsmalers und Kügelgen-Schülers Julius Sergius von Klever, der ab 1881 als Professor an der Petersburger Kunstakademie Landschaftsmalerei lehrte. Seine in warmes Licht der schwindenden Sonne getauchte Darstellung eines Friedhofes mit alten Grabsteinen und kahlen Bäumen verströmt mystische Ruhe. Von dieser einfühlsamen Interpretation angetan war einst auch der russische Zar, der die erste Version dieses mehrfach vom Maler aufgegriffenen Motivs für seine Sammlung erwarb (15.000 €). Heiter und sommerlich ist das mit 2600 € limitierte Entenstück von Franz Grässel. Voller Anmut steht Carl Wilhelm Tischbeins Maria Magdalena Soemmerring, geb. Wenzel, vor einem Fenster mit Blick in eine Ideallandschaft (240 €). Etwas moderner geht es bei der Grafik zu, in der beispielsweise handsignierte Lithografien von Ernst Barlach ("Die Raucherin", 330 €) und Bernard Buffet ("Les Iris", 500 €) vertreten sind.
Unter den frühen Porzellanen finden sich edle Stücke aus Meissen und Thüringen, Tabatieren sowie eine seltene Fuldaer Silhouetten-Tasse (240 €). Erwähnenswert unter den frühen Fürstenberg-Porzellanen ist die von J. Chr. Rombrich um 1757/58 entworfene große Porzellandose, die die Profilköpfe des Fürsten und Manufakturgründers Karl I. und seiner Frau Philippine Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel zeigt (1200 €). Ein Beleg für die hohe Kunst der KPM Anfang des 20. Jh. ist die seltene Jugendstil-Dame im Reifrock des Entwerfers Carl Reschke (900 €). Sie schlägt zeitlich den Bogen zu einer aus Thüringen stammenden Sammlung von Jugendstilgläsern böhmischer Hütten, die überaus moderat limitiert wieder auf den Markt kommen. Glanzstücke sind hier die von Julius Camillo de Maess 1899/1900 für die Pariser Weltausstellung entworfene Vase mit Emailbemalung (240 €) und die mit Pfeilmarke signierte Jugendstilvase Lötz, deren Form von Christopher Dresser für Max Emanuel & Co. in London entworfen wurde (240 €). Ergänzt wird das erfreulich große Angebot durch Tisch- und Deckenlampen meist französischer Hersteller.
Auch unter den Möbeln finden sich Vertreter dieser Zeit, so zum Beispiel ein Paar große, bequeme und elegant designte Ledersessel aus dem Umkreis der Wiener Werkstätten (240 €). Passend zu den ebenfalls angebotenen großen, barocken Dielenschränken gibt es zahlreiche Gemälde und Ausstattungsgegenstände aus allen Sparten der angewandten Kunst. Spannend wird es hier bei einem kleinen anatolischen Bildteppich mit Marienikone "Madonna der Passion", der persisch auf 1354 (ca. 1935) datiert und mit Ghali bezeichnet ist. Er zeichnet sich durch eine sowohl christlich-orthodoxe als auch islamische Ikonographie aus (240 €). Aus einem hessischen Fabrikantennachlass kommen weitere zahlreiche hochwertige Teppiche und eine imposante, um 1700 geschnitzte Skulptur des heiligen Michaels im Kampf mit dem Drachen (1200 €).
Auffällig gut bestückt ist diesmal auch das Spielzeugangebot. Aus dem Siegerland stammt eine über Jahrzehnte zusammengetragene Sammlung mit ca. 100 Porzellankopfpuppen.
Schätze wie das ausdrucksstarkes Puppenkind von Jules Steiner um 1880 (1200 €) oder die gesuchte Charakterpuppe 117A von Kämmer & Reinhardt, die nicht zu Unrecht den Namen "Mein süßer Liebling" trägt (390 €), zählen dazu. Aus anderer Quelle stammen die 13 neapolitanischen Krippenfiguren, deren ausdrucksstarke Gesichter die Weihnachtsgeschichte lebendig schildern.
Besonders imposant ist in der Kategorie Silber ein 86 Zentimeter großer, vergoldeter Historismus-Prunkpokal, der mit Rankenwerk und Fruchtdekor sowie drei figürlichen Szenen reich reliefiert gestaltet ist (1500 €). Im Schmuck begeistern die sorgfältigen Goldschmiedearbeiten eines Muschelkamee-Colliers mit Smaragden und Brillanten (3600 €), einer italienischen Mosaik-Parure im Originaletui von ca. 1860 (650 €) und einer Wiener Art-Déco-Brosche mit Altschliff-Brillanten und Jade (1700 €), neben vielen weiteren wertigen Stücken.
Ab 23. Februar 2019 lockt die schön geschmückte Vorbesichtigung bei Wendls nicht nur mit seiner freundlichen und familiären Atmosphäre, sondern wie üblich auch mit einigen schon Tradition gewordenen Sonderveranstaltungen. Neben Führungen durch die Ausstellungsräume und dem beliebten "Schätztag" am 25. Februar 2019 wird am Eröffnungssamstag auch eine thematisch passende Vorstellung des Stückes "Das Original" vom Thüringer Landestheater angeboten. Dabei handelt es sich um eine spannende Kunstsatire, die der Frage nach der Echtheit eines angeblichen Jackson Pollock und damit dem Wert der Kunst im Allgemeinen nachgeht (Karten bitte im Voraus über das Auktionshaus reservieren).
Fühlen Sie sich herzlich willkommen!
Auktionshaus Wendl
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Auktionsdaten
Titel 93. | Frühjahrsauktion 2019
Datum 28.02.2019, 10:00 Uhr – 02.03.2019
Besichtigung