Dresden Kunstauktionen
AUKTION 50 Bildende Kunst des 16.-21. Jahrhundert | 10. Dezember 2016
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Auktion10.12.2016
Von der Faszination der Akt- und Porträtdarstellungen, der Bedeutung von in Stillleben meisterhaft komponierten Alltagsgegenständen oder auch der Schönheit unberührter oder städtisch überformter Natur erzählen viele der Werke, die am 10. Dezember 2016 im Rahmen der Jubiläumsauktion versteigert werden.
Mit dieser Auktion blickt das Haus seiner bisher größten Versteigerung entgegen. Die Offerte der 50. Kunstauktion umfasst mehr als 1000 Lose, von hochwertigen Werken der Bildenden Kunst des 16.-21. Jahrhunderts bis hin zu ausgesuchten Objekten des europäischen Kunsthandwerks.
Es gelangen allein mehr als 160 Gemälde des 16.-20. Jahrhunderts zur Versteigerung - das früheste Werk aus der Hand von Lorenz Strauch (oder Werkstatt) entstand 1593 und zeigt das "Bildnis einer Nürnberger Patrizierin aus der Familie Schleicher" (Taxe 4.800 Euro).
Als beeindruckendes Beispiel einer von der Schule von Barbizon beeinflussten Landschaftsmalerei und gleichsam als Vorbote des Impressionismus in Deutschland steht exemplarisch die „Weite Wiesenlandschaft mit kleinem, schilfbewachsenen Bachlauf“ von Paul Baum aus dem Jahr 1889 (Taxe 12.000 Euro). Dieser hatte sich ein Jahr zuvor auf Anraten seines Künstlerfreundes Carl Bantzer der Künstlerkolonie Dachau angeschlossen und studierte nunmehr die ihn umgebende Natur bis zu zehn Stunden am Tag.
Von Richard Müller können mit dem Gemälde "Schmetterlinge" (1946, Taxe 4.500 Euro) und der Gouache über Heliogravüre "Der Rote Ibis" (Taxe 3.000 Euro) gleich zwei Arbeiten aus der Werkgruppe der meisterhaften Aktdarstellungen junger, von Tieren umworbener Frauen angeboten werden, in denen ein subtiler erotischer Moment allein aus der sinnlichen Darstellung des weiblichen Körpers und dem Spiel der Akteure erwächst. Nur wenig später entstand der in sich ruhende "Sitzende Mädchenakt" von Wilhelm Heckrott (Taxe 8.500 Euro), dessen Werke höchst selten auf den Kunstmarkt gelangen. In dem in den 1920er Jahren entstandenen Gemälde, in welchem sich der aus dem Expressionismus kommende Künstler der Neuen Sachlichkeit zuwandte, ist die Farbpalette gedämpft und so dem Motiv selbst der Vorrang gegeben.
Auch Hans Jüchser näherte sich wie andere junge Dresdner Künstler der Zeit um 1930 den Prinzipien der Neuen Sachlichkeit an und schuf 1927 ein Doppelbildnis "Zwei Frauen im Karneval" (Taxe 19.000 Euro), welches nicht nur als eines seiner frühen Hauptwerke, sondern auch als richtungsweisend für die Bedeutung des Porträts als Bildmotiv im gesamtbildnerischen Schaffens Jüchsers verstanden werden kann.
Dass der meisterhafte Aquarellist Curt Querner, mit seinen Arbeiten auf Papier regelmäßig in den Auktionen vertreten, auch das Medium der Ölmalerei vorzüglich beherrschte, wird in den beiden Gemälden "Bildnisstudie Herta Mickan in grauer Bluse" (1953, Taxe 7.200 Euro) und "Akt Seitl." (wohl um 1960, Taxe 6.000 Euro) besonders deutlich.
Das Genre des Stilllebens wird in dieser Auktion gleich durch mehrere wichtige Künstler vertreten: Albert Wigands "Grauer Krug (Stilleben mit Früchten, Kohlkopf und Krug) von 1948 (Taxe 8.000 Euro) zeichnet sich durch kontrastierende Farbflächen aus, welche jedoch zugunsten einer harmonischen Gesamtwirkung aufgrund von fein nuancierten, gedeckten Farbausmischungen gemäßigt werden. Dass das "Stilleben mit Flundern" (1952-58) von Ernst Schroeder angeboten werden kann, ist besonders bemerkenswert, da dessen künstlerisches Werk, nahezu vollständig in den 1950er Jahren entstanden, ohnehin recht klein ist und bisher nur zwei Gemälde auf dem deutschen Auktionsmarkt angeboten wurden. Es bleibt zu hoffen, dass die vorsichtige Taxe von 8.000 Euro am Auktionstag deutlich überschritten werden kann.
Theodor Rosenhauers "Stilleben mit Brot und Zinnkrug" von 1980 hingegen ist mit 35.000 Euro bereits solide taxiert, kann jedoch mit einer zweiten Arbeit "Stilleben mit Tulpen, Narzissen und Tränendem Herz" auf der Rückseite aufwarten.
Aus dem Bereich der Druckgraphik sollte insbesondere Bernardo Bellottos Radierung "Vuë des ruines des Fauxbourgs de la Ville de Dresde" [Die Ruinen der Pirnaischen Vorstadt mit dem Palais Fürstenhof] aus dem Jahr 1766 hervorgehoben werden. Das schöne Blatt mit breitem Rand zeigt die selten gehandelte Ansicht der östlichen der drei großen, seit Mitte des 18. Jh. bestehenden Vorstädte der Dresdner Altstadt, welche im Siebenjährigen Krieg durch preußische Truppen nahezu vollständig zerstört wurde (Taxe 10.000 Euro).
Von dem 2012 verstorbenen Freiberger (Sachsen) Bildhauer Gottfried Kohl ist ein unikaler Guss des "Hirten mit Papacha", 1980 (H. 67,2 cm, Taxe 6.000 Euro), im Auktionsangebot. Anlässlich einer Studienreise im Jahr 1979 durch Zentralasien muss Kohl diesem Hirten begegnet sein, welcher ihn offensichtlich so sehr beeindruckte, dass eine Abformung in der Gießerei Marienbad bereits kurze Zeit später erfolgte. Der schmale, beinahe grazil und elegant anmutende Körper des Hirten steht im Kontrast zu der übergroß wirkenden Hirtenkappe, was an eine karikatureske Darstellung denken ließe, wäre nicht die stolze, kraftvoll gespannte Haltung und das würdevoll erhobene Haupt.
Die Vorbesichtigung zur Jubiläumsauktion beginnt ab dem 01. Dezember in den Geschäftsräumen des Hauses auf der Bautzner Straße 99 in der Zeit von Mo - Sa von 10 bis 20 Uhr.
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Ein anderes Bild, etwas früher entstanden, zeigt ebenfalls den menschlichen Körper in...
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50. Kunstauktion | 10. Dezember 2016 | Bildende Kunst des 17.-21. Jh.