Frühjahrsauktionen
Prachtvoll und von außergewöhnlicher Provenienz
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Auktion28.04.2015 - 29.04.2015
Prachtvoll und von außergewöhnlicher Provenienz Vorschau auf die Frühjahrsauktionen 2015 bei Reiss & Sohn in Königstein/Taunus
Königstein (Taunus), im März 2015. – „Livres d’heures“, prachtvoll ausgestattete Gebets- und Andachtsbücher für das Stundengebet, gehören zu den schönsten Erzeugnissen der spätmittelalterlichen Miniaturmalerei. Ein außergewöhnlich gut erhaltenes Exemplar dieser Gattung ist das wertvollste Objekt, das auf den diesjährigen Frühjahrsauktionen des Königsteiner Auktionshauses Reiss & Sohn angeboten wird. Die in der Mitte des 15. Jahrhunderts in Brügge entstandene und mit 33 großen Miniaturen ausgestattete Pergamenthandschrift soll 100.000 Euro einspielen. Vom 28. bis zum 29. April kommen in Königstein mehr als 1.700 weitere wertvolle Drucke und Handschriften und über 1.000 seltene Landkarten, Ansichten und graphische Blätter zum Aufruf.
Der Trost der Philosophie und Ablass für 40 Tage
Mehr als 800 Jahre in die Vergangenheit zurück reicht ein anderes mittelalterliches Dokument, das seinen Weg nach Königstein gefunden hat. „Der Trost der Philosophie“ das Haupt-werk des spätantiken römischen Philosophen Boethius, wird in einer Handschrift des frühen 12. Jahrhunderts angeboten. Für das nicht ganz vollständige Manuskript werden 15.000 Euro erwartet. Ein sogenannter Kollektivablass, ausgestellt im Februar 1331 zur Zeit des päpstlichen Exils in Avignon, verspricht den Besuchern der Pfarrkirche St. Marien im Südtiroler Fleimstal einen Ablass von 40 Tagen. Das ungewöhnliche, mit einer Christusminiatur illuminierte Dokument wird zu einer Taxe von 10.000 Euro angeboten.
Marksteine der Geistesgeschichte und Meisterwerke des Buchdrucks
Mit der Erfindung des Buchdrucks wurden viele Schriften, die zuvor nur in kleiner Zahl in klösterlichen Skriptorien kopiert worden waren, einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Der „Gottestaat“ des Augustinus von Hippo hat das europäische Geistesleben geprägt wie nur wenige andere Werke. Die zweite Ausgabe des wirkmächtigen Werkes, gedruckt 1468 in Rom und geadelt durch eine außergewöhnliche Provenienz, zählt zu den etwa 40 Inkunabeln, die bei Reiss & Sohn angeboten werden. Einer der Vorbesitzer des für 70.000 Euro angebotenen Exemplars war der russische Militärhistoriker und General Dmitri Petrowitsch Buturlin, einer der bedeutendsten Bibliophilen seiner Zeit. Ebenso wegweisend für das neuzeitliche Denken war die lateinische Übersetzung der Werke Platons durch den Humanisten Marsilio Ficino. Die erste datierte Ausgabe, gedruckt am 13. August 1491 in Venedig, ist mit 20.000 Euro bewertet. Das Meisterwerk der Lübecker Druckers Steffen Arndes ist seine niederdeutsche Bibel von 1494. Für den ersten Teil dieser Bibel, der mit etwa 100 prachtvoll altkolorierten Holzschnitten illustriert ist, werden 40.000 Euro erwartet.
Bibliophile und große Denker
Zu den größten Bibliophilen zählte auch König Georg III. von England. Seine riesige Privatbibliothek bildet heute den Kernbestand der British Library. 1820 bis 1829 erschien in London das sechsbändige, nur als Geschenk für Bibliotheken und Potentaten gedruckte Verzeichnis seiner Sammlung (12.000 Euro). Mit seinem 1711 in deutscher Sprache erschienenen Hauptwerk „Vom Natur- und Völcker-Rechte“ wurde Samuel von Pufendorf zu einem der Wegbereiter der Aufklärung und der Gleichberechtigung der Frau (6.000 Euro). Ende 1860 ließ Karl Marx in London seine Streitschrift gegen den Naturwissenschaftler und Publizisten Karl Vogt drucken, eines seiner umstrittensten und seltensten Werke (5.000 Euro).
Botanische Prachtwerke
Besonders umfangreich ist in diesem Frühjahr die Abteilung „Botanik und Zoologie“, in der unter anderem eine botanische Privatsammlung angeboten wird. Zu den Spitzenstücken zählen die achtbändige „Abbildung aller oekonomischen Pflanzen“ (Stuttgart 1786-96) von Johann Simon Kerner (8.000 Euro), der äußerst seltene Tafelband zu den „Auserlesnen Schnecken, Muscheln und Schaalthieren“ (Kopenhagen 1758) von Franz Michael Regenfuß (10.000 Euro), die prachtvolle „Flora Napolitana“ (Neapel 1811-38) von Michele Tenore (15.000 Euro) und nicht zuletzt die berühmte Monographie über Zitrusfrüchte, die Johann Christoph Volckamer 1708-14 unter dem Titel „Nürnbergische Hesperides“ herausgab (25.000 Euro). Eine Reihe von frühen Käuterbüchern ergänzt das Angebot, darunter das „Kreüterbuch“ des Johann Wonnecke von Kaub in der Augsburger Ausgabe von 1534 (8.000 Euro).
Meilensteine der Naturwissenschaft
Mit seiner „Philosophiae Naturalis Principia Mathematica“ schuf Sir Isaac Newton das bedeutendste Werk in der Geschichte der Naturwissenschaft. Die zweite Ausgabe (Cambridge 1713), von der nur etwa 750 Exemplare gedruckt wurden, ist mit 10.000 Euro im Katalog verzeichnet. Die „Trachten der Berg- und Hüttenleute im Königreiche Sachsen“ bildete G. E. Rost 1831 in einem prachtvoll kolorierten Tafelwerk ab (10.000 Euro). Johannes Hevelius entwarf mit der „Selenographia“ (Danzig 1647) den ersten, für lange Zeit grundlegenden Atlas des Mondes (18.000 Euro), während die „Harmonia Macrocosmica“ (Amsterdam 1708) des Andreas Cellarius den gesamten Himmel abbilden soll (30.000 Euro). Der französische Naturforscher Bory de Saint-Vincent war wissenschaftlicher Leiter der großen französischen Expedition zum Peloponnes in den Jahren 1828 bis 1833. Die neunbändige „Expédition scientifique de Morée“ (Paris 1832-40) enthält sowohl die geographischen und naturwissenschaftlichen als auch die archäologischen und architektonischen Ergebnisse der Forschungsreise (15.000 Euro).
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