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KALEIDOSKOP. H

KALEIDOSKOP. HOELZEL IN DER AVANTGARDE

KALEIDOSKOP. H

Mit Adolf Hölzel beginnt ein neues, eigenes Kapitel der modernen Malerei. Der 1853 in Olmütz (Mähren) geborene und 1934 in Stuttgart verstorbene Künstler zieht 1905 in die königliche Landeshauptstadt und entwickelt einen ganz eigenständigen Weg zum modernen Bild. Hölzel agiert hier weitgehend unbeachtet von seinen Kollegen, aber hoch geschätzt von seinen Schülern und parallel zu vergleichbaren Bestrebungen in ganz Europa: jenen von Wassily Kandinsky, Piet Mondrian, Robert Delaunay oder Franticek Kupka.

 Dachauer Moos

Immer wieder wurde eine Neuentdeckung dieses bahnbrechenden Werkes angemahnt, von dem das Kunstmuseum Stuttgart mit fast 400 Werken die weltweit größte Sammlung besitzt. 2009 jährt sich der Todestag Adolf Hölzels zum 75. Mal. Hierzu richtet das Kunstmuseum Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg dem Stuttgarter Avantgardisten die bisher umfangreichste Ausstellung seines Œuvres aus.

Nach seinem Studium an den Akademien in Wien und München zog Adolf Hölzel 1887 nach Dachau bei München und gründete dort mit Künstlerfreunden die Gruppe der »Neu-Dachauer«. 1905 wurde der Maler und Zeichner, der ab 1899 aus ästhetischen Gründen nur noch mit »A. HOELZEL « signierte, zum Professor an die Königlich Württembergische Akademie berufen.

Hier in Stuttgart entwickelt der schon über 50-Jährige seinen ganz eigenen Weg zum modernen Bild. Im Gepäck nach Stuttgart hat er bereits jene berühmte, noch in Dachau entstandene »Komposition in Rot I«, die als eines der frühesten Bespiele abstrakter Malerei gilt und die Hölzel - seiner Zeit weit voraus - erst 1916 in einer Ausstellung in Freiburg dem Publikum präsentiert. Nicht so sehr die völlige Gegenstandslosigkeit ist das Ziel dieses neuen künstlerischen Ansatzes; vielmehr gilt es, der eigentlichen Natur des Bildes als einer »mit Farbe bedeckten Fläche« (Maurice Denis) zu entsprechen. Anders als heute hatte die strenge Teilung in abstrakte und gegenständliche Malerei damals noch große Bedeutung, was Hölzels künstlerische Position rückblickend besonders zukunftsfähig erscheinen lässt. Das macht ihn so einzigartig im Kreis der Avantgarde.

Nicht selten hat Adolf Hölzels Werk ausgesprochen experimentellen Charakter. Schon um 1914 erprobt er Collagetechniken, um 1917 drückt er die Farbe direkt als Strang auf die Leinwand: die Geburtsstunde seiner »gestrickten Bilder«. Immer wieder überrascht der Protagonist der Abstraktion bis in sein Spätwerk hinein mit neuen Bildlösungen. In der Struktur erinnern diese oft an ein Kaleidoskop, bei dem der Künstler die Vielfalt der Farben und Formen im Bild stets zur Einheit werden lässt. In vielen Werken hat er dafür die Figur des Kreises gewählt. Aus disparaten Flächen formt er ein in sich Gerundetes, Ganzes, dessen Mitglieder dennoch mehr sind als seine Einzelteile.

Das Zusammenspiel trägt das Zeichen einer Gemeinschaft formal und farblich selbstständiger und sich dennoch existenziell beeinflussender Elemente.

Stets begleitet die gedankliche Beschäftigung, wie die Farb- und Formbeziehung der Elemente am besten gestaltet werden kann, das bildnerische Werk Adolf Hölzels. Sein kunsttheoretischer Nachlass, von dem die Staatsgalerie Stuttgart 2.290 Blätter verwahrt, besteht bezeichnenderweise zum großen Teil aus Arbeiten, die Schrift und Bild höchst neuartig verbinden. In einem eigenen Raum, in dem die Staatsgalerie zu Gast im Kunstmuseum Stuttgart ist, werden ausgewählte Exemplare, durch ein aufwändiges Forschungsprojekt erschlossen, erstmals leicht lesbar zugänglich gemacht. Übermittelt von den Hölzel-Schülern Johannes Itten und Oskar Schlemmer, einflussreiche Lehrer am Bauhaus, sowie Willi Baumeister, der später eine Professur an der Stuttgarter Akademie innehat, werden des Meisters Gedanken zur Kunst zu einer theoretischen Grundlage der Moderne für folgende Generationen.

Auf rund 1.000 Quadratmetern beleuchtet das Kunstmuseum Stuttgart in der Ausstellung »KALEIDOSKOP.
HOELZEL in der Avantgarde« die Bedeutung von Hölzels Werk für die Kunst unserer Epoche völlig neu. Die erste Ebene im gläsernen Kubus ist den Gemälden aus der Münchner und Dachauer Zeit gewidmet. Nach eher konventionellen Anfängen in der bayerischen Landeshauptstadt zeigen die vom Impressionismus inspirierten Landschaften und Figurenbilder aus Dachau schon die Ansätze, die später in Stuttgart weiterentwickelt werden: das Arbeiten am Motiv in stimmungsvollen Bildfolgen und das Zusammenfassen der Formen zu flächigen Elementen. Die zweite Ebene stellt einen Kernbereich des Hölzelschen Œuvres vor: Arbeiten auf Papier. Anhand von etwa 140 Blättern werden wesentliche Prinzipien seines Bildschaffens aufgefächert: der Bildfleck als Ausgangspunkt von Gegenständlichkeit; das Ornament als Strategie, die Bildfläche zu organisieren; die Serie als experimentelle, künstlerische Reihe und schließlich das sich daraus ergebende Kaleidoskop vielfältigster kompositorischer Möglichkeiten.

Ausgehend von den Arbeiten des 19. Jahrhunderts bis hin zu den letzten Schöpfungen, für die der Künstler die Technik des Pastells und der Glasfenster als gleichsam selbstleuchtende Medien neu entdeckt, wird das »Kaleidoskop Hölzel« entfaltet. Die dritte Ebene vereint die wichtigsten Gemälde seiner entscheidenden Stuttgarter Zeit. Die berühmte Rote Serie, Bilder fast ganz in glühenden Rottönen, die 1905 mit der »Komposition in Rot I« einsetzt und 1914 in der »Komposition in Rot II« gipfelt, wird ebenso gezeigt wie einige der spätesten Gemälde, die so genannten Tubenbilder, von denen die schillernde »Komposition für ein Glasfenster (1917)« einen Höhepunkt bildet.


Ausstellung






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