Zum 50ten eine 400 Jahre alte Kupfertafel

Koller Auktionen feiert 2008 das 50. Jahr seiner Firmengründung. Von der kleinen Zürcher Galerie für Pferdestiche zum führenden Schweizer Auktionshaus: Diese spannende Entwicklung der letzten fünf Jahrzehnte wird ein umfassender Bildband darstellen, den Koller Auktionen im Spätjahr vorlegen wird. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stehen aber zwei Jubiläums-Auktionsserien: Die Versteigerungen vom 15.-20. und 29.-30. September ist bei den Gemälden den Altmeistern, dem 19.

Jahrhundert und der (älteren) Russischen Kunst gewidmet. Neben Luxusmöbeln kommen im Bereich alte Graphik, Bücher und Asiatica herausragende Sammlungen zur Versteigerung (siehe dazu einen separaten Bericht, der in Kürze folgt). Der Focus im Dezember (voraussichtlich am 02.- 06.12) liegt auf der Schweizer Kunst, der Moderne und der Zeitgenössischen Kunst. Die Koller-Kunden erwarten dabei aussergewöhnliche Highlights.

September

Koller entdeckte die Kostbarkeit in der Sammlung einer deutschen Familie, die sie seit 150 Jahren gut hütete - der Erhaltungszustand der wunderbar feinen gemalten Kupfertafel aus dem Jahr 1608 ist entsprechend sensationell gut, so Altmeisterexperte Cyril Koller. Er schätzt das museale Stück auf CHF 2,5 bis 3,5 Mio. Dr. Fred G. Meijer vom Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie (RKD) in Den Haag, bedeutenster Experte für niederländische Stilllebenmalerei des 16. und 17. Jahrhunderts, konnte für einen Vortrag über dieses wichtige Werk während der Vorbesichtigungswoche vom 6.-14. September in Zürich gewonnen werden.

Eine ganz andere Art von Stillleben komponierte Bosschaerts Zeitgenosse und Landsmann Franz Snyders: Ein am Hinterlauf aufgehängter Rehbock bildet das zentrale Motiv eines „Stillebens mit Wild, Hummer, Austern und Früchten", das die malerische Raffinesse der Reifezeit des für seinen lebensnahen Darstellungen geschätzten Snyders aufweist (Schätzung: CHF 200 000 - 300 000).

Von dessen Lehrer Pieter Brueghel d.J. bietet Koller einen „Hochzeitstanz im Freien" an, der um 1616 in Antwerpen entstand (Schätzung: CHF 600 000 - 800 000) (Anmerkung: dieses Werk war ursprünglich bereits für die Auktion im März 2008 vorgesehen). Die derb-fröhliche bäuerliche Hochzeitsgesellschaft ist in einer geschickten Komposition kreisförmig in einen lichten Wald integriert - eine damals besonders beliebte Kombination der beiden Bildgattungen Genre und Landschaft. Derselbe Künstler lässt auf einem Dorfplatz auch einen „Streit beim Kartenspiel" ausbrechen, ebenfalls eine Holztafel, die auf CHF 700000 -900000 geschätzt ist.

Die Werke der drei Künstler Bosschaert, Snyder und Brueghel demonstrieren die Farbfreude und Sinnlichkeit der flämischen Malkunst - feinste Kabinettmalerei findet sich zur selben Zeit aber auch in Deutschland. Der Nürnberger Johann König versetzte die alttestamentarische Geschichte „Esau verkauft sein Erstgeburtsrecht an Jacob" in ein Zimmer, das sich zu einer nächtlichen Landschaft öffnet. Mit effektvollen Hell-Dunkelkontrasten schilderte er, wie der erschöpfte und halbnackte Esau sich um Brot und ein Linsengericht seines Doppelanteils am väterlichen Erbe begibt. Für dien kleine Kupfertafel werden CHF 100 000 - 150.000 erwartet.

Von Claude Joseph Vernet, einem französischen Hofmaler des späten 18. Jahrhunderts, der vor allem durch seine Hafenansichten Berühmtheit erlangte, bietet Koller zwei gleichformatige, wenn auch in einem Abstand von zehn Jahren entstandene Gemälde an: Vernets „Fischer an der Küste" von 1779 sind auf CHF 150 000 - 250 000 geschätzt, die aus seinem Todesjahr 1789 stammenden „Fischer im Mondschein" werden für CHF 120.000 - 180 000 angeboten.

Der Altmeister-Katalog wird über 150 Gemälde von der italienischen Frührenaissance bis zum deutschen 18. Jahrhundert umfassen.

www.galer iekol ler . ch

Koller-Jubiläumsauktion für Gemälde des 19. Jahrhunderts und Russische Kunst am 19. September

Unter den zehn teuersten Losen von Koller Auktionen waren sie im vergangenen Jahr gleich viermal vertreten: Die Werke Ivan Konstantinovich Aivazovskys sind in Zürich ein Dauerbrenner, und auch in der September- Auktion für Malerei des 19. Jahrhunderts und russische Kunst hat der Marinemaler Top-Ten-Potential: Für seine „Italienische Küstenlandschaft", die er im feinen rötlichen Abenddunst zeigt, ein über zwei Meter breites Hauptwerk von 1878, werden zwei bis drei Millionen Schweizer Franken erwartet.

In der kleineren „Marine" von 1886 flattern zwei Wasservögel vor einem einsamen Segelschiff, dessen Spiegelbild in der glatten See schimmert (Schätzung: CHF 500 000 - 800 000). Dieses Gemälde hat einen langen Weg hinter sich: Aus Russland wanderte es in die USA, wo der jetzige Schweizer Einlieferer es bereits in den 1960er Jahren erwarb.