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STÄDEL ERWARB PORTRÄT PAPST JULIUS’ II. VON RAFFAEL UND WERKSTATT

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Gemäldetechnologische Untersuchungen und Reinigung Das Gemälde ist umfassend auf die verwendeten Materialien, die Ausführungstechnik und den Erhaltungszustand untersucht worden. Die durchgeführten Untersuchungen umfassten systematische stereomikroskopische Analysen und reichten von der Röntgenaufnahme bis zur Infrarotreflektografie, von der UV-Fluoreszenzuntersuchung bis zur Falschfarben-Infrarotreflektografie, von der makrofotografischen Dokumentation bis zur Röntgenfluoreszenzanalyse. Für die Bestimmung der Zusammensetzung von Grundierungs- und Malschichten wurden Proben entnommen und analysiert; zudem wurde der Bildträger holzbiologisch untersucht (da es sich um Pappelholz handelt, war eine dendrochronologische Bestimmung nicht möglich). Neben den bereits benannten Einblicken in die Entwicklung der Bildidee und in den Herstellungsprozess des Gemäldes belegen alle Untersuchungsergebnisse zweifelsfrei die Entstehung des Werks in einer italienischen Künstlerwerkstatt des frühen 16. Jahrhunderts.

In der Restaurierwerkstatt des Städel Museums wurde das Gemälde von Stephan Knobloch, Leiter der Gemälderestaurierung, gereinigt. Alle nicht originalen Firnisschichten wurden abgenommen, spätere Retuschen und Übermalungen, die sich im Laufe der Zeit verfärbt hatten, entfernt. Nach der Reinigung wurden Fehlstellen geschlossen. „Das Gemälde“, so Stephan Knobloch „befand sich in einem seinem Alter entsprechend sehr guten Zustand, sodass sich die restauratorischen Arbeiten mehr oder weniger auf die Reinigung, die Abnahme späterer Übermalungen und geringfügige Retuschen beschränken konnten. Vor allem die Farbschichten, aus denen das Gesicht des Papstes aufgebaut ist, sind bestens erhalten.“

Provenienz
Die Provenienz des Julius-Bildnisses lässt sich bis 1905 lückenlos zurückverfolgen. Am 29. März 1905 wurde das Gemälde als Teil der Sammlung Bercioux im Hôtel Drouot versteigert. Der Käufer war der Sohn (?) des Sammlers, Eugène Bercioux, ein in Paris ansässiger Instrumentenmacher und -händler, der auch in New York ein Geschäft unterhielt, wo er unter dem Namen Eugene Burceaux firmierte. Spätestens 1909 übergab Bercioux/Burceaux das Gemälde als Sicherheit für ein Darlehen George Essigke († 29. Mai 1909), den Leiter der Military Academy Band von West Point. Dessen Frau und Erbin Hedwig Essigke, geb. Reil († 1934), ließ das Gemälde 1909/10 durch den New Yorker Künstler und Gemälderestaurator Arthur Dawson restaurieren, der es wenig später erwarb und als Raffael-Original publizierte (New York Times, 15. Mai 1910). Vor 1914 verkaufte Dawson das Bild an einen bisher nicht identifizierten amerikanischen Sammler. Dieser sandte das Gemälde kurz vor August 1914 nach Europa, um es dort mit den Porträtversionen in den Uffizien und im Palazzo Pitti in Florenz vergleichen zu können. Wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs verblieb das Bild in Europa im Familienbesitz des vor Kriegsende verstorbenen unbekannten Sammlers und wurde frühestens 1918 von dessen Familie der American Vienna Relief Company in Wien geschenkt. Am 1. Januar 1924 wurde das Bild vom American Committee for Vienna Relief, Chicago, einer Unterorganisation der American Vienna Relief Company, Wien, an den Wiener Bankier, Unternehmer und Schriftsteller Richard Kola (1872–1939) verkauft, dessen Erben es am 19. Juni 2007 im Dorotheum in Wien versteigern ließen. Dort wurde es durch die Sammlung Ellermann und aus dieser 2010 durch das Städel Museum erworben.

Die mutmaßliche Vorprovenienz führt bis in die Familie des Dargestellten zurück: Das vom Städel angekaufte Gemälde ist vermutlich mit dem am 29. März 1826 in der Auktion „Tableaux des maîtres des écoles italienne, espagnole, flamande et allemande“ in Paris, Me. Laneuville, fils, Me. Lacoste, versteigerten Bildnis identisch. Das von Johann David Passavant (Kunst-Blatt 1826, S. 203) als gute Kopie nach Raffael betrachtete Bild stammte seiner Aussage nach aus der spanischen Sammlung Altamira, in die es als Erbe der Herzöge von Moncada gelangt war. Die Moncada waren im frühen 16. Jahrhundert Vizekönige von Neapel und mit den della Rovere mehrfach durch Heirat verbunden.

Ausstellung
„Raffael und das Bildnis Julius’ II. Bildpropaganda eines Renaissance-Papstes“
November 2012 – Februar 2013, Städel Museum

Die Ausstellung wird sich dem Thema des Papstbildnisses aus unterschiedlichen Blickwinkeln nähern. Zunächst soll das für das Städel Museum erworbene Papstbildnis mit den bisher schon für Raffael und seine Werkstatt in Anspruch genommenen Fassungen in der Londoner National Gallery und den Uffizien in Florenz zusammengeführt werden, um so den direkten Vergleich der Gemälde zu ermöglichen. Parallel zu dieser Begegnung der Originale soll die Präsentation der gemäldetechnologischen Befunde der drei Gemäldeversionen die Diskussion über das Binnenverhältnis der unterschiedlichen Bildfassungen auf eine breitere Basis stellen.

Die mit dem Julius-Porträt von Raffael entwickelte Darstellungsweise war derart erfolgreich, dass sie die nachfolgende Bildgeschichte der Päpste und der höchsten kirchlichen Würdenträger bis in unsere Zeit dominieren sollte. Die Ausstellung wird daher an einer Reihe von herausragenden Porträts der Nachfolger Julius’ II. auf dem Stuhle Petri die außerordentliche Wirkmächtigkeit von Raffaels Bilderfindung verdeutlichen, die sofort unmittelbar und in seinem direkten künstlerischen Umfeld einsetzte.








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  • Raffael (Raffaello Santi) und Werkstatt (1483–1520) Bildnis des Papstes Julius II., 1511 / 12 Pappelholz, 105,6 × 78,5 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum
    Raffael (Raffaello Santi) und Werkstatt (1483–1520) Bildnis des Papstes Julius II., 1511 / 12 Pappelholz, 105,6 × 78,5 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main Foto: Städel Museum
    Städel Museum