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Sammlung von 80 Kokoschka-Zeichnungen

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Peter Hahn, Kunsthistoriker, ehemaliger Direktor des Bauhaus-Archivs Berlin und Sohn des Sammlers Willy Hahn: „Die Schenkung setzt die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden in den Stand, im Rahmen ihres Expressionismus-Schwerpunktes zu einem führenden Zentrum der Forschung und Erschließung des Werks von Oskar Kokoschka zu werden. In diesem Zusammenhang stehen auch die Themen der „Entarteten Kunst“ im Nationalsozialismus, die Rolle der Exilkünstler in der NS-Zeit und im Weiteren das Schicksal von Kunst und Künstlern im 20. Jahrhundert im Fokus. Ich bin davon überzeugt, dass die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden als international anerkannte Forschungs-einrichtung diese Aufgabe mit größtem Engagement und höchster fachlicher Kompetenz wahrnehmen.“

Joachim Fischer, Geschäftsführer der Ernst von Siemens Kunststiftung: „Der Ernst von Siemens Kunststiftung ist es ein zentrales Anliegen, die Erwerbung von herausragenden Kunstwerken für öffentliche Sammlungen zu unterstützen. Oskar Kokoschkas Porträt der Gitta Wallerstein ist nicht nur ein hervorragendes Werk des Expressionismus, es hat auch einen besonderen Bezug zu Dresden. Das Gemälde gehört nun der Allgemeinheit, es wird in einem namhaften Museum gezeigt. Und es wird in den Staatlichen Kunstsammlungen Gegenstand eingehender Forschung sein. Es freut mich sehr, dass die Ernst von Siemens Kunststiftung zu dieser wichtigen Erwerbung einen wesentlichen Beitrag leisten konnte.“

Martin Hoernes, stellvertretender Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Nachdem 1937 sechs bedeutende Gemälde Kokoschkas in Dresden abgehängt wurden, kehrt mit dem in der Elbestadt entstandenen Porträt Gitta Wallersteins nun wieder ein expressionistisches Meisterwerk des Künstlers nach Dresden zurück. Die Kulturstiftung der Länder engagiert sich seit Jahren für die Schließung der Lücken, die die Aktion „Entartete Kunst“ in vielen Museumssammlungen hinterließ. Es kann keinen besseren Ort für das Bildnis und die geschenkten Graphiken geben, da Dresden untrennbar mit dem Leben und Werk Kokoschkas verknüpft ist. Die Kulturstiftung der Länder freut sich, dies unterstützen zu können.“

Der Zeichner Oskar Kokoschka
Oskar Kokoschka (1886–1980) hat während seines gesamten künstlerischen Schaffens gezeichnet. Die ganze Spannweite zeichnerischer Mittel – Bleistift, Kohle, Kreide, Farbstifte, Pinsel und Rohrfeder in Tusche sowie Aquarell – nutzte er souverän, sei es für eine Skizze, eine Umdruckzeichnung oder ein eigenständiges Werk. Mit dem Dresdner Kupferstich-Kabinett ist Oskar Kokoschka in besonderer Weise verbunden. Im Jahr 1919 trat er eine Professur an der hiesigen Kunstakademie an, wo er bis 1923 wirkte. Im Kupferstich-Kabinett bemühte man sich schon bald, Werke des Künstlers zu erwerben. Kokoschka bedachte das Museum im Gegenzug mit einigen Schenkungen, die allerdings im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt wurden.

Die Sammlung Willy Hahn bietet die Gelegenheit, mit den Zeichnungen einem ganz zentralen Aspekt im Schaffen des Künstlers nachzuspüren. Sie präsentiert die Entwicklung des zeichnerischen Werks von Oskar Kokoschka anhand herausragender Beispiele. Der Bogen spannt sich von den frühen Figurenstudien aus Wien über die Selbstbildnisse und die einen Schwerpunkt markierenden Porträts der Dresdner Zeit bis hin zu den Landschaften und Naturstudien des Spätwerks. Die Schenkung erweitert auf hervorragende Weise den bisherigen Dresdner Bestand von elf Zeichnungen, 94 grafischen Blättern und vier Mappenwerken.

Biographie Willy Hahn (1896–1988)
Willy Hahn wuchs in Köln auf. Nach dem Ersten Weltkrieg begann er ein Musikstudium, zunächst in Bonn, dann in Berlin. Während der 1920er und frühen 1930er Jahre hatte er Engagements als Kapellmeister in Aachen, Stuttgart und Stettin. Ab 1933 war er als freier Musiker beim Berliner Rundfunk tätig und Mitglied im „Berliner Trio an 3 Flügeln“, das mit Kriegsbeginn aufgelöst wurde. Während des Zweiten Weltkriegs war er Mitglied einer Kammermusikgruppe zur Truppenbetreuung. Seit etwa 1942 hatte er seinen Wohnsitz in Bad Aussee, ab 1947 in Grassau/ Oberbayern. Von 1952 bis 1971 lebte er in Stuttgart, dann bis zu seinem Tod in Tutzing/ Oberbayern.

Bereits auf der Kölner Sonderbundausstellung 1912 hatte Willy Hahn ein Gemälde Kokoschkas gesehen – wohl das auslösende Erlebnis für sein lebenslanges Interesse an moderner Kunst, das zu einer beeindruckenden Sammlung expressionistischer Werke führen sollte. Die Möglichkeit zum Sammeln hatte er als angehender junger Musiker zunächst kaum, doch er besuchte regelmäßig Ausstellungen und Galerien und stand bereits während seines Berliner Musikstudiums im persönlichen Kontakt mit zeitgenössischen Künstlern, darunter Emil Nolde. Später lernte er auch Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Max Beckmann kennen. Oskar Kokoschka begegnete Willy Hahn erst nach dem Krieg; dann aber entwickelte sich zwischen ihnen eine enge Freundschaft. Kokoschka beriet ihn und schenkte ihm eine Reihe wichtiger Arbeiten – diese persönliche Beziehung hat die Sammlung stark geprägt.

Katalog „Kokoschka als Zeichner. Die Sammlung Willy Hahn“
Der Katalog „Kokoschka als Zeichner. Die Sammlung Willy Hahn“ (erschienen 2011 im Hatje Cantz Verlag), der neben der Sammlung auch die Forschungsergebnisse zur Entstehungsgeschichte der kompletten Sammlung Willy Hahn, zur Provenienz der Zeichnungen und zur Bedeutung der Zeichnung im Werk Oskar Kokoschkas präsentiert, stellen wir Ihnen als digitale Version gern zur Verfügung.








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