Ketterer Kunst
Digitaltechnologie bringt Ketterer Kunst Weltrekorde im Corona-Jahr
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Presse13.12.2020
Ein neuer Weltrekord** gelang Emil Schumachers documenta 1959-Beitrag „Für Berlin“ (Los 246). Ein Sammler aus Hessen würdigte die großformatige Komposition des Informel-Protagonisten mit seinem Gebot von € 562.500*. Mitbewerber aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten das Nachsehen. An mehr als einem Dutzend Telefonleitungen war die ganze Republik sowie Interessenten aus Europa und den USA zugeschaltet, als Renée Sintenis‘ graziler Ausdruck anmutiger Weiblichkeit zu Anfang des Evening Sales mit der Losnummer 201 zum Aufruf gelangte. Den Lebzeitguss „Große Daphne“, der neben dem Berliner Bären mit einer Höhe von 145 cm die größte Bronze der Künstlerin ist, erarbeitete sich ein beharrlicher Sammler aus Bayern für den Erlös von € 462.500*. Damit setzte auch er eine neue Weltrekordmarke**.
Ausnahmslos abgesetzt wurden die 30 Arbeiten der Sammlung Haniel in der Saalauktion, an deren Spitze einer der wichtigsten Künstler der österreichischen Avantgarde nach 1945 steht: Arnulf Rainers 1955/56 entstandenes Ölgemälde „Schwarze Übermalung auf Braun“ (Los 262) erzielte fast eine Verdoppelung des bisherigen Weltrekords**, der erst wenige Tage zuvor aufgestellt wurde. Das Gros des Interesses kam aus der österreichischen Heimat des Künstlers. Doch auch Bieter aus Deutschland und Frankreich schürten den Wettbewerb, der am Ende in einer Versechsfachung des Aufrufs von € 100.000 gipfelte. Eine Sammlung aus Nordrhein-Westfalen honorierte die charakteristische, fast die ganze Leinwand bedeckende schwarze Monochromie Rainers mit dem Erlös von € 750.000*.
Ähnliches gelang auch Hermann Nitschs äußerst seltenem und nicht nur wegen seines Formats von 187 x 296 cm monumentalen Schüttbild (Los 229) aus dem Jahr 196, denn es stellte mit dem Erlös von € 600.000* ebenfalls einen neuen Weltrekord** auf. Allein über ein Dutzend Telefonbieter, vor allem aus Österreich, aber auch aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz konkurrierten rund 15 Minuten lang mit dem Internet und einem gut gefüllten Auktionsbuch, vornehmlich mit zwei sehr potenten schriftlichen Geboten aus der Heimat des Künstlers. Am Ende trug ein telefonisch zugeschalteter Österreicher, der den Aufruf von € 54.000 entspannt verelffachte, den wohlverdienten Sieg davon.
Für drei weitere Weltrekorde** sorgten Henri Michauxs „Peinture mescalinienne“ (Los 55), die für den Erlös von € 412.000* (Aufruf: € 7.200) an eine Sammlung in Nordrhein-Westfalen weitergereicht wurde, sowie die 1960 entstandene Arbeit von Günter Brus „Von unten nach oben“ (Los 79), die der österreichische Handel von aufgerufenen € 4.500 bis auf € 200.000* klettern ließ und Adolf Frohners ebenfalls „Erstes Hackbild“ (Los 95). Eine deutsche Sammlung gewährte hier € 93.750, mehr als das Elffache des Aufrufpreises.
An der Spitze der Abteilung Kunst des 19. Jahrhunderts, die mit einem Jahreserlös von über € 3,7 Millionen* nicht nur das hervorragende Vorjahresergebnis um € 1 Million* übertraf, sondern auch das beste Ergebnis ihrer Geschichte einfuhr. Steht Pierre-Auguste Renoirs mit € 90.000 aufgerufenes “Portrait de femme” (Los 508). Ein Sammler aus Kalifornien bewilligte gegen französichen und texanischen Handel € 246.250* am Telefon. Als nur wenig später die “Rosen” (Los 366) des berühmten Impressionisten an die Reihe kamen, setzte sich ein Franzose mit dem Erlös von € 168.750* erfolgreich gegen ebenfalls telefonisch zugeschaltete Liebhaber aus GB und den USA zur Wehr.
Neben den Weltrekordzuschlägen für Karl Hagemeister im ersten Halbjahr sowie zwei weiteren enormen Steigerungen bis in den sechsstelligen Bereich für „Uferlandschaft mit Kiefern und Seerosen (Schwielowsee) (Los 359) und „Bewegte See mit gischtenden Wellenkämmen“ (Los 360) desselben Künstlers im Dezember, besticht auch Karl Philipp Fohrs “Ruine Frankenstein” (Los 315). Ein europäischer Sammler, der sich gegen hessische Beteiligung am Telefon durchsetzte, verantwortete den Höhenflug bis auf € 150.000*. Das ist nicht nur mehr als das Sechsfache des Aufrufpreises von € 24.000, sondern auch ein neuer Weltrekord**.
Carl Spitzweg, dessen “Nachtwächter bei Mondschein, Hund und Katze” (Los 304) den Aufruf von € 45.000 mit einem Erlös von € 162.500* mehr als verdreifacht und in Spanien ein neues Zuhause gefunden hat, sowie Franz von Stuck, Edward Cucuel, Edward Theodore Compton und Heinrich von Zügel heißen die weiteren Erfolgsgaranten. Sarah Mohr, Abteilungsleiterin der Kunst des 19. Jahrhunderts resümiert: “Das war ein fantastisches Auktionsjahr für die Kunst des 19. Jahrhunderts. Diverse Weltrekorde und allein elf Ergebnisse im sechsstelligen Bereich sowie eine Verkaufsquote von 85% nach Losen kann sich sehen lassen.”
Rund € 4 Millionen* lautet das erfolgreiche Resümee der Abteilung Wertvolle Bücher. Damit liegt man im Pandemie-Jahr auf direkter Augenhöhe mit dem extrem hohen Niveau des Vorjahres. Zudem konnte diese Sparte 76 Ergebnisse im fünfstelligen Bereich verbuchen - soviele wie noch nie. „Das ist ein großartiger Erfolg“, so Christoph Calaminus, Auktionator und Leiter der Abteilung in Hamburg. Er erklärt: „Gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen, ist es extrem wichtig, schnell auf Veränderung zu reagieren. Die Digitalisierung spielt hier eine tragende Rolle. Tatsächlich wurde die Möglichkeit der digitalen Auktionsteilnahme sehr gut angenommen. Insgesamt wurden in diesem Jahr über 20% aller Lose online zugeschlagen. Das ist fast doppelt soviel wie im vergangenen Jahr und sogar dreimal mehr als 2018, ein hervorragendes Ergebnis mit sehr viel Potential für die Zukunft.“
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