TRAUM VOM SÜDE
TRAUM VOM SÜDEN
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Ausstellung09.11.2007 - 09.03.2008
Die Niederländer malen Italien
Cornelis van Poelenburch, Pieter van Laer, genannt „Bamboccio", Jan Asselijn, Jan Both, Nicolaes Berchem, Jan Baptist Weenix, Karel Du Jardin, gehören alle zu den fähigsten Landschaftsmalern der niederländischen Bürgerkunst - nur wer kennt heute noch ihre Namen? Wer kennt heute noch ihren Stellenwert in der Malereigeschichte des „Goldenen Zeitalters" Hollands?
Megaseller auf dem damaligen Kunstmarkt
Die Bilder dieser heute weitgehend vergessenen Künstler waren jedoch zu ihren Lebzeiten und bis weit in das 18. Jahrhundert hinein die „Megaseller" auf ihrem heimischen Kunstmarkt wie auch von höchstem Interesse für alle fürstlichen Sammler Europas, die ihre Kennerschaft und ihren ausgewählten Geschmack beweisen wollten. In den Niederlanden selbst wurden Bilder eines Pieter van Laer, eines Jan Asselin und besonders eines Nicolaes Berchem zu Höchstpreisen gehandelt oder zumindest auf dem gleichen Niveau, wie jene von uns heute so geschätzten Gemälde eines Johannes Vermeer, Rembrandt und Jacob van Ruisdael.
Zwei Stilrichtungen: Die dunkle und die helle Manier
So schreiben holländische Kunsttheoretiker auch, dass sich in der niederländischen Malerei zwei Trends, zwei Stilrichtungen entwickelt hätten, die im 17. Jahrhundert nebeneinander bestanden: Die „dunkle" Manier zu malen - hierunter würden Rembrandt und die „tonalen" Landschaftsmaler wie Jan van Goyen fallen - und die „helle" Manier: Mit dieser war die von Italien angeregte, im Kolorit lichte und bunte Malweise der „italianisant" malenden Niederländer gemeint. Aus diesen Aussagen geht auch hervor, dass es den holländischen Malern gar nicht mehr um ein richtiges Bild von Italien ging, sondern um eine Art Mode, lichte Landschaften zu malen. Dazu musste man Italien selbst gar nicht mehr bereist haben, es genügte die Kenntnis der Gemälde und Zeichnungen jener Künstler, die wirklich dort waren und in der Heimat diesem „italianisanten" Stil treu blieben.
Italianisante Malerei in der Interpretation ausgeblendet
Die „italianisante" Art zu malen geriet ab dem späten 19. Jahrhundert in Vergessenheit und wurde nicht mehr beachtet. In einer „national" eingefärbten Interpretation der holländischen Malerei wurden die Gemälde der holländischen Bürgermaler damals als eine Art Fenster betrachtet, durch das man in die Realität ihrer zeitgenössischen Lebenswirklichkeit blicken konnte.
Bei den in südliches Licht getauchten Pastoralen eines Asselijn oder Berchem konnte man auf diese Idee gar nicht kommen - so blieb dieser umfangreiche Teil der holländischen Malereikultur, die auf der Begegnung mit Italien beruht, lange Zeit ausgeblendet.
Und hierin liegt auch die Idee für diese Ausstellung in der Gemäldegalerie der Akademie begründet: ein wenig bekanntes Phänomen der so beliebten holländischen Bürgerkunst dem Publikum zu präsentieren.
Gemäldegalerie der Akademie: Reichhaltigster Bestand an niederländischer Malerei
Renate Trnek, Direktorin der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste und Kurtorin der Ausstellung: „Die Gemäldegalerie der Akademie kann sich im Konzert der österreichischen Kunstmuseen rühmen, den vielfältigsten Bestand an niederländischer Malerei zu bieten. So lag es nahe, dass dies auch der ideale Ort sein könnte für die Ausstellung „Traum vom Süden", die dem oben skizzierten Phänomenen in einer breit angelegten Ausstellung nachgeht:
Mit über einhundert Gemälden soll in acht Themenkreisen ein umfassendes Bild gezeichnet werden von jener künstlerisch nachhaltigen Begegnung des Nordens mit dem Süden. Mit über 100 Gemälden wird der Bogen gespannt von den Antiken-„Freaks" des 16. Jahrhunderts über die farbsatten Bilder südlicher Hirtenlandschaften der Meister des 17. Jahrhunderts bis hinauf in das 18. Jahrhundert, als der „Traum vom Süden" im starren Korsett des Klassizismus dahinschied."
Unbekannte Gemälde-Juwelen erstmals zu sehen
Den Grundstock der Ausstellung bilden der eigene reiche Bestand an „italianisanten" Landschaften und Genreszenen. In Kooperation mit dem Liechtenstein Museum im Rahmen der „Private Art Collections" und dank der großzügigen Unterstützung dieser Kooperation durch Seine Durchlaucht dem Fürsten Hans Adam von und zu Liechtenstein war es möglich, den einschlägigen Bestand aus der Fürstlich Liechtensteinschen Sammlung unserem Bestand hinzuzufügen. Hier finden sich Juwelen an „italianisanten" Landschaften, die dem breiten Publikum so gut wie unbekannt sind. Dieser Grundstock erlaubte es schließlich, die Ausstellung nicht allein nur chronologisch zu ordnen, sondern die Bilder auch Themengruppen zuzuordnen, zu denen wir uns mehr als 40 Leihgaben aus den großen und kleinen Museen Europas holten: Dabei wurde darauf geachtet, Gemälde aufzuspüren, die in Österreich noch nie zu sehen waren und die auch in den kunsthistorischen Fachkreisen weitgehend unbekannt geblieben sind.