Der Künstler Tobias Rehberger, Professor für Bildhauerei an der Städelschule in Frankfurt am Main und Preisträger des Goldenen Löwen der Biennale von Venedig in 2009 ist dafür bekannt, seit den 1990er Jahren die Entwicklung zur Kommunikationsgesellschaft für die Kunst erschlossen zu haben. Seine Strategien führen dabei zu einer Erweiterung der traditionellen Rolle des Künstlers, der Kunstproduktion, des Werkbegriffs, der Ausstellung, des Museums und des Publikums um die interaktive Benutzerdimension.

Gehören in der Regel Lampen, Liegen oder Vasen zu demjenigen Material, das Rehberger im Sinne der Fragestellung bearbeitet, ab wann die Dinge Kunst sind, (auf die letzte Venedig-Biennale angewendet, ließe sich formulieren: ab wann eine Cafeteria Kunst sein kann), zeigt die Abteilung Buchkunst und Graphik des Museums für Angewandte Kunst erstmals seine Plakate und stellt seine Neudeutung dieses Mediums vor: Von Plakaten, die er im eigenen Auftrag für Produkte oder Labels entworfen hat, weil diese ihm gefielen und er daher für sie werben wollte, bis hin zu wilden Plakatierungen als Bestandteil von Ausstellungen.

Bereits dieser knappe Ausblick auf die besondere Qualität des Rehbergischen Plakatwerks lässt erahnen, dass der Künstler das Plakat über die gewöhnlichen Grenzen visueller Kommunikation hinaus treibt. Das Wie seiner Umwertung von Hierarchien zwischen dem Plakat als funktionalem Werbemedium und dem Plakat als attraktivem Bildmedium deuten an, dass die Kategorie „Kulturwerbung“ eine Aktualisierung jenseits der Unterscheidung von autonomer und angewandter Kunst erfährt. Nach den beiden Ausstellungen mit Plakaten von Almir Mavignier (2004) und Gunter Rambow (2007) ist es die dritte monographische Ausstellung zu dem Thema „Plakat und Kulturwerbung“ des Museums für Angewandte Kunst Frankfurt.

Kuratorin der Ausstellung
Dr. Eva Linhart
Abteilung: Buchkunst und Graphik
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