Flaming June
Schlafende Schönheit Viktorianische Malerei aus dem Museo de Arte de Ponce
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Ausstellung16.06.2010 - 03.10.2010
Thomas Seddons Léhon, from Mont Parnasse, Brittany ist ein charakteristisches Werk für die präraffaelitische Landschaftsmalerei und zeigt deren Gestaltungsprinzipien deutlich. Über Jahrhunderte hatten die Künstler darum gerungen, die gesehene Landschaft möglichst naturalistisch wiederzugeben und die Tiefenerstreckung überzeugend darzustellen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erreichte man darin ein sehr hohes Niveau, wie die Landschaft bei Kalksburg von Johann Christian Brand veranschaulicht. Präraffaeliten wie auch Nazarener brachen mit den Errungenschaften. Ziel war es nun nicht mehr, größtmögliche Tiefe und Weite zu illusionieren, sondern möglichst viele Details präzise festzuhalten. Dadurch erscheinen die einzelnen Teile der Landschaft enger zusammengerückt. Auch der weitgehende Verzicht auf die Luftperspektive lässt die Landschaften von Thomas Seddon, Josef Anton Koch und Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld weniger räumlich erscheinen als etwa Johann Christian Brands Gemälde.
The Sleeping Beauty
Fast sein halbes Künstlerleben beschäftigte Edward Burne-Jones sich mit der Darstellung des Dornröschenstoffes, wodurch drei komplette Gemäldezyklen, zahlreiche Einzelstudien und Vorzeichnungen entstanden, in denen sich seine künstlerische Suche nach der idealen Darstellungsweise widerspiegelt. Die literarischen Vorlagen der Dornröschenzyklen liegen in dem Märchen La belle au bois dormant und den 1694 bzw. 1697 erschienenen Histoires ou contes du temps passé von Charles Perrault sowie in den Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm, deren erster Band 1812 publiziert und 1823 von Edgar Taylor ins Englische übersetzt wurde. Schließlich orientierte Burne-Jones sich auch an dem von Alfred Tennyson 1842 verfassten Gedicht The Day Dream. Zwischen 1871 und 1873 malte er an einem Dornröschenzyklus für den Industriellen William Graham. Dieser umfasst drei Tafeln, die sich seit 1959 in der Sammlung des MAP befinden und nun erstmals in Wien zu sehen sind. Die Bilder beschreiben drei Episoden aus der Dornröschengeschichte: Das erste Bild zeigt, wie der Prinz am linken Bildrand eine Lichtung des Dornenwaldes betritt. Vor ihm liegen die kunstvoll ineinander verschlungenen Leiber von vier Rittern, die ergebnislos versucht hatten, den Dornenwald zu durchdringen. Das nächste Bild führt dem Betrachter den am rechten Bildrand auf dem Thron schlafenden König mit seinem ebenfalls im Schlaf versunkenen Hofstaat vor. Das letzte Bild zeigt uns die schlafende Prinzessin mit drei ihrer Dienerinnen, die um die Ruhestätte kauern.
Ernst Klimt und Frederic Leighton
Ernst Klimt, der jüngere Bruder von Gustav Klimt, interessierte sich in besonderem Maße für die Kunst der Nazarener, der Präraffaeliten und der Neoklassizisten. Frederic Leightons Werke waren in Wien damals allseits bekannt und wurden häufig reproduziert. Sein Einfluss auf die Werke der Brüder Klimt lässt sich erstmals in den Burgtheaterbildern (1886–1888) feststellen. Ein weiterer Hinweis auf Leighton findet sich in Ernst Klimts Gemälde Der Juwelenhändler aus dem Wien Museum. Cupid and Doves lieferte Ernst Klimt möglicherweise die Idee für das Format und den Goldhintergrund. Das 1864 von Leighton gemalte Bild Golden Hours ist ein weiteres Gemälde, das Ernst Klimts gegenständliche Darstellung beeinflusste. Der Künstler verstand es, als aufmerksamer Beobachter formale wie inhaltliche Bezüge geschickt zu einem neuen, eigenständigen Bild zu verbinden, das in diesem Fall vor allem durch die reiche, kunstgewerblich aufgefasste Ornamentierung des Goldgrundes besticht. Im Gegensatz zur auch stofflich sehr bewegten Szene in Leightons Golden Hours wirken die Silhouetten der vor dem Hintergrund sich abzeichnenden Akteure Ernst Klimts in ihren Bewegungsmotiven allerdings verhältnismäßig steif und starr.
„The Sleep of Arthur in Avalon is my chief dream now.“
„The Sleep of Arthur in Avalon is my chief dream now.“ Mit einem passenderen Werk hätte der letzte Romantiker der viktorianischen Ära, Edward Burne-Jones, sein künstlerisches Schaffen kaum beenden können. Das monumentale und zugleich elegisch-ruhige Gemälde vereint alles, was dem Künstler vom Beginn seiner Karriere in den 1850er–Jahren bis an sein Lebensende künstlerisches und ideelles Ziel war. 17 Jahre lang (1881–1898) – beinahe die gesamte zweite Hälfte seines Schaffens – arbeitete er an jenem mit seinem Tod unvollendet gebliebenen Bild, das heute als eines seiner großen Meisterwerke gilt. Eine zentrale Idee der Artuslegende seit dem frühen 12. Jahrhundert ist der Glaube an die Unsterblichkeit des Königs. Sein Rückzug auf die Insel Avalon wird nicht als endgültiger Abschied gedeutet, sondern als zeitlich begrenzter Schlaf, so lange, bis die Zeit reif für seine Wiederkunft ist. Burne-Jones zeigt den König schlafend, in einem Zustand völliger Ruhe und Geborgenheit. Als Formen des Übergangs zwischen Realität und Unbewusstem übten Schlaf und Traum eine besondere Faszination auf die Künstler des Symbolismus aus. Auch Burne-Jones erkannte die Indifferenz des Schlafes als geeigneten Ausdruck seiner Gedanken und machte ihn zum beherrschenden Thema seiner Interpretation von Artus’ Rückzug in eine andere Welt. Es ist ein Werk, das von den künstlerischen Zielen, den enttäuschten Hoffnungen und den persönlichen Wünschen und Ängsten des letzten großen Romantikers erzählt. Die zahlreichen Figuren- und Draperiestudien sowie verschiedene Kompositionsentwürfe begleiten die akribische Suche des Künstlers nach künstlerischer Perfektion und Vollkommenheit im Ausdruck.
Eine prächtige Extravaganz
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