Flaming June
Schlafende Schönheit Viktorianische Malerei aus dem Museo de Arte de Ponce
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Ausstellung16.06.2010 - 03.10.2010
Das Interesse österreichischer Künstler für die Schöpfungen der viktorianischen Präraffaeliten und Neoklassizisten geht auf gemeinsame Wurzeln zurück. Der Ruf der 1692 vom Kaiserhaus urkundlich anerkannten Akademie der bildenden Künste in Wien war um 1800 weit über die Reichsgrenzen hinaus verbreitet. Das führte unter anderem dazu, dass sich 1804 Friedrich Overbeck von den Professoren dieses Instituts unterrichten ließ. Bei der Wahl der Themen orientierte man sich an den Idealen des Klassizismus und arbeitete streng nach antiken Vorbildern. 1809 gründete eine Gruppe um Overbeck in Wien den Orden des Lukasbundes und fand im Einklang mit den romantischen und pietistischen Idealen der Zeit ihre Verwirklichung in vorwiegend religiösen und romantischen Themen. Die wohl aufgrund der unterschiedlichen Kunstauffassung erfolgte Ablehnung der jährlich zu erneuernden Aufnahme in die Akademie führte zur Abwanderung Overbecks nach Rom, wo er gemeinsam mit seinen Freunden italienische Vorbilder studieren konnte. Bald stellte sich großer Erfolg ein und der Kunststil der sogenannten Nazarener verbreitete sich schließlich über ganz Europa.
Im viktorianischen England griff besonders die von den Malern Dante Gabriel Rossetti, John Everett Millais und William Holman Hunt 1848 mitbegründete Bruderschaft der Präraffaeliten die Ideen der Nazarener auf. Auch diese Künstlergruppierung strebte zu Beginn nach einer religiös- seelischen Vertiefung in der Kunst und erkannte in der italienischen Frührenaissance ihre Vorbilder. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verloren die Nazarener zunehmend an Bedeutung, ihr Kunstideal verkam allmählich zur Schablone. Auch in Österreich gerieten sie schließlich in Vergessenheit. Nur eine kleine Künstlerschar, der auch der religiöse Bruder von Gustav Klimt, Ernst Klimt, angehörte, fühlte in der Kunst der Nazarener eine gewisse Wesensverwandtschaft.
Les Belles Dames
Schon lange vor den Impressionisten malten die Mitglieder der 1848 gegründeten Pre-Raphaelite Brotherhood direkt nach der Natur. Auf das zunächst stark ausgeprägte Interesse an religiösen Bildinhalten folgte bald eine Hinwendung zum symbolistisch geprägten Bildnis. Mit dem 1874 entstandenen Porträt der römischen Witwe Papiria Gemina folgte Dante Gabriel Rossetti der Tradition der großen Porträtisten der Renaissancezeit wie Piero della Francesca, Pisanello, Perugino oder Botticelli und Agnolo Bronzino. In der Blütezeit der italienischen Malerei war es vor allem Raffael und Tizian gelungen, dem Porträt die Bedeutung eines Charakterbildes zu geben, in welchem das ganze Wesen des Dargestellten zum Ausdruck gelangte. Diese Wirkung wussten sie darüber hinaus durch stimmungsvolles Kolorit und bedeutungstragende Hintergründe noch zu steigern. Die meist floralen Bildhintergründe der Präraffaeliten zeichnen sich weniger durch naturalistische Virtuosität als durch den Drang zu einer ornamentierten, flächenhaften Hintergrundgestaltung aus. Das Spiel mit der symbolistischen Verschlüsselung der Persönlichkeit der dargestellten Frauen durch Blumen und Accessoires auf der einen und die Ausbildung der Hintergründe auf der anderen Seite interessierten nicht nur Rossettis und Anthony Frederick Augustus Sandys’ viktorianische Zeitgenossen, sondern auch Maler auf dem europäischen Festland wie etwa Gustav Klimt in Wien. In seiner Bildniskunst ist vor allem zwischen 1896 und 1898 eine intensive Beschäftigung mit der viktorianischen Malerei festzustellen. Seine diesbezüglichen Bemühungen gipfeln im 1898 entstandenen Porträt der Sonja Knips.
Buchillustration
Ein wesentliches Charakteristikum der präraffaelitischen Bewegung war die intensive Auseinandersetzung der Künstler mit dem Kunstgewerbe. Besonders William Morris widmete sich als Mitbegründer des Arts and Crafts Movement der Erneuerung des Kunstgewerbes. Mit der Gründung der Kelmscott Press 1891 versuchte er, sein Ideal des Buches als literarisch-ästhetisches Gesamtkunstwerk, also die Harmonie von Papier, Einband, Typografie und Bildschmuck, zu verwirklichen. Mit dem Holzschnitt als bevorzugter Illustrationstechnik und der Vorliebe für mittelalterliche Stoffe wandten sich die Präraffaeliten in der Buchkunst bewusst vergangenen Traditionen zu. Walter Crane, einer der bedeutendsten englischen Illustratoren und Buchgestalter des 19. Jahrhunderts, griff in seinen Werken für die erwachsene Leserschaft ebenfalls bevorzugt auf historische Themen wie mittelalterliche Sagenstoffe oder die Dramen Shakespeares zurück. Besonderen Raum in Cranes Schaffen nehmen jedoch seine Kinderbücher ein, mit denen er beim Publikum großen Anklang fand. Das präraffaelitische Kunstgewerbe beeinflusste die Buchkunst des Jugendstils nachhaltig, was an der kunstvollen Ausstattung von Zeitschriften wie Jugend oder Ver Sacrum, aber auch an den liebevoll illustrierten Kinderbüchern von Gerlachs Jugendbücherei veranschaulicht wird.
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