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Rodney Graham

Rodney Graham Through the Forest

Rodney Graham

1997 wurde Rodney Graham eingeladen, den kanadischen Pavillon auf der Venedig Biennale zu reprä- sentieren. Zu dieser Gelegenheit schuf Graham den einflussreichen Film, Vexation Island - ein aufwen- diger Kostümfilm in der Machart von Hollywoodfilmen über Robinson Crusoe, der auf einer Insel gestrandet ist. Der Film, in dem Graham die Hauptrolle spielt, verschaffte ihm sofortigen Ruhm in der Kunstwelt. Die Ausstellung befasst sich jedoch vielmehr mit seinen späteren Filmen, die – auf formaler Ebene – die Tradition von konzeptuellen Textarbeiten und Phänomenen optischer Erscheinungen des Lichts in Hinsicht auf Thema und Motiv weiterführen. Für den Film Coruscating Cinnamon Granules (1996) streute Graham Zimt auf eine Kochplatte in seiner Küche und filmte dann die glühenden Körnchen. Der Theaterraum, in welchem der Film gezeigt wird, hat die gleichen Ausmaße wie die Küche, in der er den Film drehte. Rheinmetall/Victoria 8 (2003) ist ein „Dokumentarfilm“, für den Graham eine fast unge- brauchte deutsche Schreibmaschine aus den 1930er Jahren in einem Secondhand-Laden in Vancouver kaufte. Zunächst dokumentierte er das Objekt fotografisch im Stil der Neuen Sachlichkeit. Dann bestäubte er es mit Mehl und schuf damit ein scharfes Sinnbild für das Totschweigen von Ge- schichte. Torqued Chandelier Release (2005) steht wiederum in Beziehung zum Lichtphänomen, das in Coruscating Cinnamon Granules untersucht wurde, da beide mit Bildern arbeiten, die Lichteffekte ein- setzen und in dieser Hinsicht auf Fotografie auf jeweils andere Weise Bezug nehmen.

Ein weiterer Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit der Rolle des Künstlers. In der Videoarbeit Lob- bing Potatoes at a Gong, 1969 (2006) stellt Graham eine Szene nach, die auf eine Anekdote eines Pink-Floyd-Konzerts zurück geht, bei dem ein Musiker Kartoffeln auf einen Gong warf. Ein Destillierge- rät, mit dem Graham aus den Kartoffeln, die den Gong getroffen haben, Wodka machen ließ und der Wodka selbst sind Teil der Installation. Rodney Graham interessiert sich für diese Art von „Übersetzungsprozessen“: Dinge, die der Literatur entstammen, werden zu physischen Objekten, sobald sie in ein neues Medium übertragen werden. My Only Novel Translated from the French (After William Beckford, Mark Twain) (2000), in der die französi- sche Übersetzung eines englischen Textes wieder zurück ins Englische übersetzt wird, ist ein direktes Beispiel dafür. Die Rolle des Künstlers wird auch zum Thema bei dem Triptychon The Gifted Amateur, Nov. 10th, 1962 (2007). In dieser Arbeit ist Graham ein schlafwandelnder Amateurmaler, der den Ver- such unternimmt, ein großformatiges abstraktes Gemälde zu reproduzieren. Die Szene der Leuchtkas- tenarbeit erscheint wie ein Filmstill und spielt mit dem kunsthistorischen Diskurs der Moderne, in der verschiedene Richtungen repräsentiert werden.

Schließlich präsentiert sich Rodney Graham als ein Maler, der sich, im Gegensatz zu The Gifted Ama- teur, der Stilrichtung der sogenannten École de Paris zuwendet, um abstrakte Gemälde im Stil dieser Periode zu produzieren. Die Ausstellung Through the Forest zeigt einen langen Weg auf, der bei der Adaption von literarischen Modellen und der Aneignung von entscheidenden Momenten der Kunstge- schichte beginnt, über beeindruckende Filmarbeiten führt und letztendlich beim klassischsten aller Me- dien endet, der Malerei.

Publikation Rodney Graham. Through the Forest. Barcelona: Museu d’Art Contemporani de Barcelona; Basel: Kunstmuseum Basel, Museum für Gegenwartskunst; Hamburg: Hamburger Kunsthalle; Ostfildern: Hatje Cantz Verlag, 2010. Mit Texten von Julian Heynen, Christa-Maria Lerm Hayes, Friedrich Meschede, einem Interview mit dem Künstler von Nikola Diet- rich und einer Biographie von Grant Arnold.

Die Ausstellung wurde organisiert vom Museu d’Art Contemporani de Barcelona in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Basel, Museum für Gegenwartskunst und der Hamburger Kunsthalle.

Kunstmuseum Basel, Museum für Gegenwartskunst
with Emanuel Hoffmann-Stiftung
St. Alban-Rheinweg 60, CH-4010 Basel
Tel. 0041 (0) 61 206 62 62, Fax 0041 (0) 61 206 62 53
www.kunstmuseumbasel.ch
Opening times: Tue-Sun 11-18 h
Press Office: Christian Selz, Tel. 0041 (0) 61 206 62 06
pressoffice@kunstmuseumbasel.ch


Ausstellung






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  • Can of Worms, 2000 Aufgezogenes, chromogenes Diapositiv, in einem Leuchtkasten aus Aluminium mit einer Einfassung aus Walnussholz sowie
seidenumflochtenem Elektrokabel
Courtesy of Galerie Micheline Szwajcer, Antwerpen
    Can of Worms, 2000 Aufgezogenes, chromogenes Diapositiv, in einem Leuchtkasten aus Aluminium mit einer Einfassung aus Walnussholz sowie seidenumflochtenem Elektrokabel Courtesy of Galerie Micheline Szwajcer, Antwerpen
    Kunstmuseum Basel
  • Typewriter with Flour, 2003
(Videostill aus Rheinmetall / Victoria-8, 2003)
    Typewriter with Flour, 2003 (Videostill aus Rheinmetall / Victoria-8, 2003)
    Kunstmuseum Basel
  • The Gifted Amateur, Nov. 10th, 1962, 2007
3 aufgezogene, chromogene Diapositive, in 3 bemalten Leuchtkästen aus Aluminium Privatsammlung, Courtesy of Hauser & Wirth, Zürich, London
    The Gifted Amateur, Nov. 10th, 1962, 2007 3 aufgezogene, chromogene Diapositive, in 3 bemalten Leuchtkästen aus Aluminium Privatsammlung, Courtesy of Hauser & Wirth, Zürich, London
    Kunstmuseum Basel