Die Sammlung Guerlain aus dem Centre Pompidou Paris
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Ausstellung11.10.2019 - 26.01.2020
Die Gesellschaft, in der er lebt, Randphänomene und solche, die im kollektiven Zusammenleben im städtischen Raum sichtbar werden, stehen im Fokus von Erik van Lieshout. In seinen Filmen setzt er sich mit den Lebensbedingungen in Arbeitervierteln, der Position von Außenseitern und Minderheiten, den Konflikten mit Staatsmacht und Bürokratie oder der Gentrifizierung von Stadtvierteln auseinander. Seine Zeichnungen entstehen zwar in Vorbereitung oder parallel zu den Filmen, nehmen aber innerhalb seines künstlerischen Schaffens eine autonome Stellung ein. Sie monumentalisieren ein filmisches Moment und vertiefen Teilaspekte. Meist in einer Mischtechnik aus Kohle, Öl- oder Acrylfarbe, Aquarell und Collage umgesetzt, beschränken sie sich auf wenige farbige Akzente. Mit dem expressiven und skizzenhaften Zeichenstil bringt der Künstler die gesellschaftspolitischen Reibungsflächen zum Ausdruck.
Erik van Lieshout stellt neben Personen, die ihm bei Filmprojekten begegnen oder die er zufällig beobachtet, häufig sich selbst und Personen aus seinem Umfeld dar. Daneben tauchen auch bekannte Charaktere, Superheldenfiguren oder Musiker in seinen Werken auf. Tim Dog ist ein Beispiel dafür. Diese sehr frühe Zeichnung zeigt den US-amerikanischen Rapper gleichen Namens, der in den 1990er-Jahren mit seinen feindseligen Songs Aufsehen erregte.
2005 versuchte Erik van Lieshout, eine persönliche Krise mithilfe von Psychotherapie zu überwinden. Die Arbeiten aus dieser Zeit widmen sich psychischen Erkrankungen und Persönlichkeitsstörungen. Mit dem Bild eines Fallschirmspringers vermittelt er das Ausgeliefertsein und die Hilflosigkeit von Menschen, die unter Depressionen leiden. Die Fahrt im Heißluftballon hingegen versinnbildlicht den für die Manie charakteristischen Höhenflug. Ein Mann in einer Bar ist so von sich selbst überzeugt, dass seine »dicken Eier« buchstäblich bis zum Boden hängen.
Robert Longo
Geboren 1953 in New York, USA. Lebt und arbeitet ebenda.
Robert Longo ist für seine monumentalen fotorealistischen Kohlezeichnungen berühmt geworden. Es sind meist kraftvolle, dynamische Bilder, die einen durch virtuose Technik und Mächtigkeit des Motivs in ihren Bann ziehen. Robert Longo hält Situationen im größten Spannungsmoment, auf dem emotionalen Höhepunkt, fest. Dabei geht es dem Künstler um das Aufzeigen von gesellschafts- und machtpolitischen Zusammenhängen.
Die ausgestellten Studien geben Einblick in den Arbeitsprozess des Künstlers. Der Rand der Blätter ist weiß – er war zuvor zum Schutz vor Kohlestaub abgeklebt worden. Hier erprobt der Künstler die Komposition und die Wirkung von Licht und Schatten. Robert Longo verwendet uns vertrautes Bildmaterial, das wir von publizierten Fotos kennen, die Teil unserer Populärkultur geworden sind. Indem er dieses in seine Zeichnungen übersetzt, macht er Themen, vor denen man nur zu gerne die Augen verschließt, unübersehbar.
Er verdeutlicht deren gesellschaftliche Relevanz, etwa bei der Darstellung eines Geheimtreffens von Ku-Klux-Klan-Mitgliedern oder der Bombardierung von Bagdad. Im Werkzyklus God Machines setzt sich Longo mit den drei großen monotheistischen Weltreligionen auseinander: Jede Zeichnung zeigt eine religiöse Pilgerstätte, hier die Klagemauer in Jerusalem.
David Nash
Geboren 1945 in Esher, Surrey, England. Lebt und arbeitet in Blaenau Ffestiniog, Wales.
Das Zeichnen dient David Nash einerseits zur Dokumentation von Veränderungen und andererseits zum Transfer seiner dreidimensionalen Skulpturen in die Fläche. Village Husk bezieht sich auf Fotoaufnahmen eines Dorfes im Nahen Osten, das 1987 im Zuge des Krieges zerstört worden war. Nash setzte eines der Fotos in einer Installation aus 26 verkohlten Ahornholzklötzen um. Die Zeichnung ist wiederum eine Referenz auf diese Installation: Die Kohle, nun als Zeichenmittel eingesetzt, transportiert die Schwärze und die Trockenheit des verkohlten Holzes und erinnert an die rußigen Trümmer des einstigen Dorfes.
Neben autonomen Objekten ist die Anordnung von sich wiederholenden Formen zu Kuppelkompositionen ein Charakteristikum von Nashs Werk. Viele kleinere Elemente, die an Gesteinsformationen erinnern, türmen sich auf und ergeben in der Addition ein großes Ganzes – so auch im Fall der Zeichnung Red Dome, die sich auf die gleichnamige Installation von 2006 bezieht.
Cornelia Parker
Geboren 1956 in Cheshire, England. Lebt und arbeitet in London, England.
Cornelia Parker ist vor allem für ihre umfangreichen Installationen bekannt. Viele ihrer konzeptuellen Arbeiten lassen sich auch als Zeichnungen verstehen. Mit dem Einsatz unkonventioneller Werkzeuge erschließen ihre Arbeiten für die Gattung der Zeichnung ein ganz neues Terrain. Für ihre Wire Drawings lässt die Künstlerin Metallgegenstände einschmelzen und zu Draht ziehen. Das Metall wird durch eine sogenannte Ziehplatte mit einer Reihe von immer kleiner werdenden Löchern auf die gewünschte Länge und Stärke gedehnt. In Three Fathoms and a Thimble ist es ein silberner Fingerhut, der als Draht durch eine Nähnadel gefädelt wird. Bei Measuring Niagara with a Teaspoon wurde ein Teelöffel zu Draht, der sich in die Länge gezogen mit der Höhe der Niagarafälle messen kann. Auch die hier ausgestellten Bullet Drawings zählen zu dieser Werkserie. Dafür hat Cornelia Parker 44er-Magnum-Revolerkugeln eingeschmolzen und aus dem Draht der Kugeln fragile Gitter konstruiert. Diese geometrisch-abstrakten Gebilde schweben, in Glas eingefasst, im dreidimensionalen Raum und werfen so einen Schatten auf die dahinterliegende Fläche. Aus der Distanz erscheinen Draht und Schatten wie feine Bleistiftzeichnungen, denen die mörderische Kraft ihres Ausgangprodukts nicht mehr anzusehen ist. Im Englischen ergibt sich im Titel ein Wortspiel, da mit »drawing« sowohl das Zeichnen als auch das Drahtziehen gemeint sein kann.
Ausstellungsansicht "Die Sammlung Guerlain aus dem Centre Pompidou Paris" 2019 (c) findART.cc Foto frei von Rechten.
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11.10.2019 - 26.01.2020
Täglich 10.00 bis 18.00 Uhr
Mittwoch 10.00 bis 21.00 UhrErwachsene 11,90